Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — N.F. 4.1888/​95

DOI Heft:
5. Heft
DOI Artikel:
Zusammenstellung der kirchlichen Vorschriften über Paramente und liturgische Gefässe
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26639#0074
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
6

Zusainmenstellung der kirchlicheu Vorschrifteu übcr Paramcnte rc.

Nr. 23.


Über den Stoff wurde früher schon das
nöthige gesagt. Was die Ausstattung des Meß-
gewandes betrifft, so hat Folgendes Gettung:
Die Casula soll vorn und rückwärts durch einen
etwa 16 cnr breiten Streifen verziert sein;
nach rvmischeni Gebrauche bildet dieser Streifen
auf der Rückseite eine Säule oder einen
Stab, und auf dem Bordertheile ein Kreuz; bei
uns wird das nicht genau beachtet; bäld ist das
Kreuz auf der Rückseite allein und vorne nur
ein Stab, bald vorne und rückwärts blos ein
Stab. Dieser Streifen kann reich gestickt sein,
wie überhaupt die ganze Planeta niit Stickereien
geziert sein darf, und wir haben an alten Caseln
die schvnsten und nachahmenswerthesten Muster.
Die Stickerei kann in verschiedenfarbiger Seide,
in Gold und Silber ausgeführt sein. Als Grund-
farbe muß der Streifen die Farbe der Casula
haben; er kann gleich auf den Stoff der Casula
selbst gestickt sein, er kann aufgenäht sein, oder,
wie es bei einfacheren Meßkleidern ohne Stickerei
der Fall ist, nur durch Borten angezeigt sein.
Die durch Borten angezeigte Käpuze am Rücken
ist jedenfalls nur ein Ueberbleibsel des alten
gabelsvrmigen Kreuzes am Rücken der Casel.
Die römische Fsrm hat diese Bortenstellung bei-
behalten. Daß diese Borten immer echte Gold-
oder Silberborten oder wenigstens aus Seide sein
sollen, ist selbstverständlich. Dieselben werden auch
verwendet, um den Rand der Casula einzufassen.

Die jetzt im Fabrikationswege hergestellten
Kreuze und Stäbe für Caseln und andere Para-
mente, wclche in Damast gefertigt und um billigen
Preis gcboten werden, sind, wie eben alles
fabrikmäßig gemachte für das Gvtteshaus nicht
zu empfehlen, wcil cs schließlich doch nur dem
wirklich Guten und Kunstvollen den Platz verstellt
und trotzdeni nicht billiger kommt.

Auf schwarzen Meßgewändern sollen sCusrsrn.
Nx>. lib. II. cap. XI. n. ij keine Todtenbilder, also
auch nicht Allcgorien und Symbole des Todes,
und keine weißen Kreuze angebracht sein. Auch
adelige Wappen sind auf allen Paramenten unter-
sagt. s8. K. 0. ii. 86pt. 1847.j

Weil an der Casula der rückwärtige Theil
größer ist als der vordere, so ist er natürlich
auch schwerer und die Casula hat das Bestreben,
sich beständig nach rückwärts zu ziehen, so daß
oben die Stola vorsteht. Um das zu verhindern,
werden auf der Brustseite Bändchen angenäht,

mit denen man den vorderen Teil festbindet.
Am besten sind diese Bändchen von wcißer Farbe.
Sie sollen da angenäht sein, wo die Casula am
schmälsten ist; sind sie zu tief angebracht, so ersüllen
sie ihren Zweck nicht und die Casula paßt nie.

lüuristg. pücmtu. An gewissen Tagen des
Jahres tragen beim Gottesdienste die Leviten
ebenfalls die Casula. Als die alte Form noch
gebräuchlich war, wurde das Vorderthcil aufge-
wickelt, damit sie ungehindert die Hände ge-
brauchen konnten. Das hat sich nun insoferne
bis auf unsere Zeit erhalteü, als in Cathedral-,
Kollegiat- und Regularkirchen die Leviten an
diesen Tagen die sog. klunetL plicatL tragen.
jälisoals, Xudr. Z-sn. XIX. 6.j Diese nun
unterscheidet sich nicht vvn dem gewöhnlichen
Meßgewand; es wird einfach der vordere Theil
innen bis zur Brust aufgerollt und mit Steck-
nadeln befestigt. Hernach kann sie wieder wie
gewöhnlich als Casula benützt werden. Die
pliaata kommt nur in der blauen und am Char-
freitag in der schwarzen Farbe vor.

4. Tnuicclln und Dnlmutica. Dalmatica und
Tunicella sind die Gewänder, welche die Leviten
beim heiligen Opfer tragen und zwar nur, wenn
es in feierlicher Weisc dargebracht wird. sälissals.
iü.udr. §sn. XIX. Z.j Es erinnern diese Ge-
Wänder an die alttestamentliche Tunika, mit der
sie viel Aehnlichkeit haben. Sie sollen die heilige
Freude und Opferliebe versinnbilden und deshalb
müssen sie weit und umfassend sem.

Die Dalmatica ist das Kleid des Tiacons;
die Tunicella (früher auch claliuuticL miuOr ge-
nannt) das Kleid des Subdiacons. Die Dalmatica
ist ein weites, bis über die Kniee reichendes
Gewand mit weiten Aermeln, die fast bis an die
Hand reichen; ausgespannt soll sie die Kreuzes-
form bilden. Urfprünglich hatte sie vorne und
rückwärts zwei vom Halse bis zum unteren
Saume laufende Purpurstreifen, und ähnliche
Streifen auch an den Aernieln. Die Tunicella soll
etwas kürzer und enger sein als die Dalmatica,
auch engere, aber längere Aermel haben als jene
sOasrsru. Hplsc. 1IK. I. c. 10. n. i.j im
übrigen aber der Dalmatica gleich sein.

Heutzutage wird nach einer allgemein be-
stehenden Gewohnheit, welche auch zu Rom
herrscht, die Tunicella der Dalmatica vollständig
gleich gemacht, so daß sie sich durch nichts mehr
unterscheiden.
 
Annotationen