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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — N.F. 4.1888/​95

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5. Heft
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Zusammenstellung der kirchlichen Vorschriften über Paramente und liturgische Gefässe
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https://doi.org/10.11588/diglit.26639#0076
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8

Znsammeilstcllung der kirchlichen Borschriften über Paramentc rc.

Nr. 23.

Allerheiligste trägt oder damit den Segen ertheilt;
im feierlichen Hochamt hat es der Subdiacon,
wenn er den Kelch zum Altar trägt und von der
Opferung bis zum Paternoster die Patene hält.

Als Stoff sür das Velum ist ausdrücklich
Seide vorgcschrieben, sLasrsin. Np. lid. I. c. io.
n. Zs wohl auch deshalb, weil cs die Stelle des
Kelchvelnms vertritt, für welches das Missale
skr.it. ssrv. I. n. i.s ebenfalls Seide verlangt.
Das Velum des Subdiacons muß die Farbe der
Paraniente haben; jenes, dessen sich der Priester
bedient, darf nur weiß sein. Der Stoff soll
reich und kostbar sein, leicht mit Gold und Silber
durchwirkt, aber ja nicht steif und starr. Die
Angaben über die Größe gehen sehr auseinander.
Es muß so lange sein, daß es über die Schultern
gelegt, groß genug sei, um den zu tragenden
Gegenstand bequem einhüllen zu kvnnen und da-
bei noch ungefähr 40 cm über die Hände hinab-
falle. Der hl. Karl Borromäus verlangt 9 Fuß
Längc, Müller in seinem Ornatus ktccüesia.8ticns
12 Spannen, nach Gavantus soll sie 6 cnditns
(— ca. 240 cm) betragen. Als Durchschnitt er-
gibt sich eine Länge von 2 rn 50 cm oder
, etwas darüber. Die Breite des Velums soll
die Breite des Stoffes sein; nach Müller zwei
Spannen oder darüber; einc Breite von ungefähr
50—60 cm dürfte wohl das Durchschnittliche
sein. Die Langseitcn des Velums sollen mit
Gold-, Stlber- oder Seidenborten eingesäumt
sein; die Schmalseiten werden besser mit Fransen
verziert. Am Velum können auch Stickereien
angebracht werden: rückwärts in der Mitte ein
Emblem, auch Bildcr eignen sich hiczu. Stickereien
an den Enden sollen nicht zu breit sein, damit
sie die praktische Handhabung des Velums nicht
erschweren, odcr, wenn sie steif sind, fast un-
mvglich nrachen. Das Velum auf der inneren
Seite mit Flügeln aus dem Stoffe des Futters
zn versehen, ist gegen die kirchliche Vorschrift
und sür den Gebrauch recht unbequem und un-
schön. Anch die Taschen im Futter sind gegen
den eigentlichen Zweck und die Bedeutung des
Velums; wenn der Stoff weich genug ist, läßt
es sich ohnehin leicht benützen, ohne daß die
Außenseite beschädigt wird. Häufig wird das

Velum auch am Halse mit Bändchen, Schnüren
oder Haften zusammengehalten. Doch halten cs
manche für unerlaubt, eine eigentliche Agraffe
anzubringen.

Das Oa.6rsm. Npisc. schreibt vor slid. I.
c. 10. n. Z.j: der Subdiacon soll das Velnm
so umlegen, daß der rechte Theil weiter hinunter
hänge als der linke. Doch braucht darauf bei
Anfertigung von Velen keine Rücksicht genommen
zu werden insoferne, als man die Stickerei in
der Mitte mehr gegen die linke Seite zu ver-
schieben würde.

7. Viret. Das Biret ist die liturgische Kopf-
bedeckung des Priesters, wie sie das Misiale, das
Ritnale und das Cäremoniale vorschreibt. Jn
Bezug auf Stoff und Farbe hat es mit dem
Talar übereinzustimmen. Ursprünglich war es
eine größere, runde Mütze und aus weichem
Wollenstoff (birrus). Durch das östere Abnehmen
und Aufsetzen bildeten sich die Hörner, welche
später durch eine steife Unterlage die jetzige feste
Form erhielten. Das liturgische Biret hat nur
drei Flügel; die vierte Ecke über dem linken
Ohr ist ohne einen solchen. Dicse Birete sind
für Jtalien strenge vorgeschrieben. Jn Deutsch-
land, Frankreich und Spanien ist aber die Form
mit 4 Hörnern schon scit unvordenklichcn Zeiten
im Gebrauche und durch die Gewohnheit wohl
auch zu Recht bestehend.

Vielfach verbreitet ist die Ansicht, das vier-
flügelige Biret dürfen als besondere Auszeichnug
nur die Licentiaten und Doktoren dcr Theologie
und des canonischen Rechtes tragen, und man
beruft sich da auf eine Entscheidung der 8. K. L.
vom 7. Dezember 1844 fin Vsrasin. a.U i
n. 49yi.j Diese Entscheidung sagt allerdings,
daß das vierflügelige Biret ein Vorrecht der
Doktoren und Licentiaten sei; aber es gehörc
zur akademischen Kleidung, nicht zur litu.rgischen.
Zum Chordienst und zu kirchlichen Verrichtungen
nmßten vielmehr auch Doktoren, und mögen sie
auch Canoniker sein, das Biret mit drei Flügeln
tragen.

Jn der Mitte des Birets befindet sich ge-
wöhnlich eine seidene oder wollene Quaste ans
nicht zu langen Fäden.
 
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