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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — N.F. 4.1888/​95

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6. Heft
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Zusammenstellung der kirchlichen Vorschriften über Paramente und liturgische Gefässe
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https://doi.org/10.11588/diglit.26639#0090
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6

Zusammmstellung der kirchlichcu Vorschriften über Parameute rc.

Nr. 24.

geschriebenen drei Kreuze ausführen und auch
bequem die hl. Hostie über dem Kelche brechen
kann, ohne daß Gefahr besteht, daß Theilchen der-
selben außer den Kelch fallen. Die Kuvpa sei
gegen unten zu etwas enge, erweitere sich aber
allmählig bis zum oberen Rande; der Rand
selbst soll aus gar keine Weise weder auswärts
noch einwärts gebogen sein; er sei auch oben
nicht zu breit, aber auch ja nicht scharf und
schneidend. Die Kuppa muß innen vollstündig
glatt sein, darf keine Kreise und keine Gravierungen
erhalten. Auch außen an der Kuppa müssen die
Verzierungen wenigstens 3 em weit vom Rande
der Kuppa sich entfernt Halten, damit sie nicht
bei der Sumierung des hl. Blutes hinderlich sind.

Der Schaft oder das Rohr des Kelches sei
so hoch, daß er mit der ganzen Hand bequem
gefaßt werden kann. Der in der Mitte des
Schaftes befindliche Nodus ist nicht ein bloßer
Zierrath, sondern dient als Handhabe, wenn näm-
lich der Priester zwischen Wandlung und Komunion
Daumen und Zeigefinger geschlossen halten muß,
und infolge dessen den Schaft nur mit den drei
übrigen Fingern umschließen kann. Bei kost-
bareren Kelchen ist der Nodus meistens mit
Edelsteinen verziert; jedoch soll alles so ge-
arbeitet sein, daß man sich nicht etwa die Finger
verletzt, besonders sollen schneidende Kanten ver-
mieden werden.

Der Fuß des Kelches kann rund oder poly-
gon sein; nur muß er der Hvhe des Kelches
entsprechend weit sein, damit der Kelch leicht
feststeht und keine Gefahr des Umfallens zu be°
fürchten ist.

Die Verzierung des Kelches kann durch ge-
triebene Arbeit, durch Ciselierarbeit, durch Gra-
vierung und durch kunstvoll angebrachte Edel-
steine erreicht werden. Außer den Ornamenten
des eventuellen Stiles kvnnen auch Bilder an-
gebracht werden, vorzüglich Darstellungen aus
dem Leben und Leiden des Herrn. Alte Kelche
haben auch kunstvolle Bildwerke, die in Niello,
Email und Filigran ausgeführt sind. Es ist auch
erlaubt, das Wappen des Stifters als Email-
plättchen oder sonst wie am Fuß anzubringen.
Bei allem Zierrath soll aber vor allem darauf
gesehen werden, daß dabei die praktische Hand-
habung nicht beeinträchtigt wird. Scharfe Ecken
und Kanten. hervorstehende Edelsteine und Orna-
mente, in denen sich die Spitzen der Albe oder

das Purifikatorium verfangen, müssen vollständig
vermieden werden.

Schließlich sei noch vor fabrikmäßig her-
gestellten, gegossenen, gestanzten, gedrehten und
gepreßten Kelchen, die ohne jeden Kunstwerth sind,
aufs nachdrücklichste gewarnt. Auf gleiche Stufe
sind auch die durch Galvanoplastik hergestellten
Kelche zu setzen.

Ein Hauptaugenmerk ist darauf zu richten,
daß die einzelnen Theile des Kelches gut inein-
ander gefügt und fest mit einander verbunden
sind, damit nicht einzelne Stücke lose werden und
der ganze Kelch ins Wackeln konimt. Am besten
wird zu diesem Zweck an der unteren Seite der
Kuppa ein massiver Stift befestigt, der durch alle
Kelchtheile durchgeht und in eine Schraubenspindel
endigt; nun wird unten vom Jnneren des Fußes
aus eine Schraubenmutter angedreht, welche alle
Theile fest zusammen hält. Durch diese Einrich-
tung kann der Kelch auch leicht z. B. zum Putzen
zerlegt und ohne Schwierigkeit wieder zusammen-
gestellt werden.

Die Pateue (patena. von patsns, sc. vas)
ist jenes Tellerchen, auf welches die hl. Hostie
gelegt wird. Bezüglich des Materials gilt von
ihr das von der Kuppa des Kelches gesagte.
Das Missale verlangt, daß sie gleichfalls vergoldet
sei. Als Maaß für den Umfang gibt Gavantus
für kleinere Patenen 53 orn an. Die Patene
muß vollkommen rund sein; polygone Patenen,
die es unbegreiflicher Weise auch gibt, sind für
ihren Zweck ganz ungeeignet. Jn der Mitte
habe sie eine kleine Vertiefung, die etwas kleiner
ist als der Umfang des Kelchrandes, jedoch so
groß sein umß, daß man die Hostie bequem hinein-
legen kann. (Die rvmischen Hostien haben einen
Durchmesser von 8^/z crn, bei uns jedoch sind sie
meistens kleiner.) Die Vertiefung soll aber ja
rucht kantig sein, weil es sonst für den Priester
unmöglich ist, die Hostie herauszuschieben. Prak-
tischer sind Patenen, welche keine solche Ver-
tiefung haben, sondern in der ganzen Fläche
concav gearbeitet sind; praktischer auch deswegen,
weil sie leichter vom Altar genommen werden
können. Der Rand der Patene soll dünn und
scharf sein, damit der Priester mit demselben
leicht die Fragmente der hl. Hostie auflesen kann,
aber ja nicht schneidend, dannt er das Korporale
nicht angreift. Die Patene sei vollkommen glatt
ohne erhabene oder vertiefte Verzierung; am
 
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