DOI Heft:
6. Heft
DOI Artikel:Das burgundische Messornat des Ordens des goldenen Vliesses in Wien
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.26639#0098
14
Das burgundische Meßornat rc.
Nr. 24.
Schmerzes nach der Erde zurücksendend. Mit
ausgebreiteten Schwingen sitzt der heilige Geist
in Taubengestalt, als Tröster auf den Beschauer
herausblickend, auf der Schulter Christi, zwischen
den Köpfen der beiden anderen göttlichen
Personen, von beiden ausgehend.
Die Mittelvorstellung des zweiten Teppiches
ist die Vermählung der heiligen Katharina mit
dem Jesukind. Maria, eine höchst anmuthvolle
schöne Gestalt, hält das mit einem grünen
Gewande bekleidete Kind auf dem Schooße,
welches der in Demuth und jungfräulicher Züch-
tigkeit daneben knieenden Katharina den Ring
an den Finger steckt; Johannes der Täufer sieht
in sinnendem Ernste der Scene zu. Maria hat
ein Schreibzeug und Spruchband auf dem Schooße
mit den Worten: TZD 8urn matsr (pnlctirus
4i1sctior>i8.) — Neben dieser größeren Dar-
stellung sind auf jedem Teppiche in zwei Reihen
sechs Propheten und sechs Apostel dargestellt,
herrliche Gestalten von hoher Schvnheit, sehr
lebendig und individuell im Ausdruck. Die Pro-
pheten halten Spruchbänder oder Bücher, auf
denen ein characteristischer Vers ihrer Schriften
steht, die Apostel Schedulen (Zettel) mit dem
apostolischen Shmbolum (d. i. ein einem jeden
Apostel nach der Tradition zukommender Satz
des Ersäo). Die Technik ist dieselbe wie an
den Kleidern, nur sind die Figuren für sich
gearbeitet und danu aufgennht". — Die Hinter-
gründe sämmtlicher Figuren sind durch unter-
legte Schnüre, über welche die Goldfäden gelegt
und aufgenäht sind, in den schönsten geometrischen
Musterungen verziert, die in so reicher Ab°
wechselung erscheinen, daß unter den vielen
hunderten von Mustern kaum zwei gleiche gefunden
werden. — Bielleicht gelingt es, in einem der
nächsten Hefte des „Kirchenschmuck" eines dieser
Prachtgewänder in Lichtdruck unsern Lesern
vorzuführen.
H. Aengker.
Das burgundische Meßornat rc.
Nr. 24.
Schmerzes nach der Erde zurücksendend. Mit
ausgebreiteten Schwingen sitzt der heilige Geist
in Taubengestalt, als Tröster auf den Beschauer
herausblickend, auf der Schulter Christi, zwischen
den Köpfen der beiden anderen göttlichen
Personen, von beiden ausgehend.
Die Mittelvorstellung des zweiten Teppiches
ist die Vermählung der heiligen Katharina mit
dem Jesukind. Maria, eine höchst anmuthvolle
schöne Gestalt, hält das mit einem grünen
Gewande bekleidete Kind auf dem Schooße,
welches der in Demuth und jungfräulicher Züch-
tigkeit daneben knieenden Katharina den Ring
an den Finger steckt; Johannes der Täufer sieht
in sinnendem Ernste der Scene zu. Maria hat
ein Schreibzeug und Spruchband auf dem Schooße
mit den Worten: TZD 8urn matsr (pnlctirus
4i1sctior>i8.) — Neben dieser größeren Dar-
stellung sind auf jedem Teppiche in zwei Reihen
sechs Propheten und sechs Apostel dargestellt,
herrliche Gestalten von hoher Schvnheit, sehr
lebendig und individuell im Ausdruck. Die Pro-
pheten halten Spruchbänder oder Bücher, auf
denen ein characteristischer Vers ihrer Schriften
steht, die Apostel Schedulen (Zettel) mit dem
apostolischen Shmbolum (d. i. ein einem jeden
Apostel nach der Tradition zukommender Satz
des Ersäo). Die Technik ist dieselbe wie an
den Kleidern, nur sind die Figuren für sich
gearbeitet und danu aufgennht". — Die Hinter-
gründe sämmtlicher Figuren sind durch unter-
legte Schnüre, über welche die Goldfäden gelegt
und aufgenäht sind, in den schönsten geometrischen
Musterungen verziert, die in so reicher Ab°
wechselung erscheinen, daß unter den vielen
hunderten von Mustern kaum zwei gleiche gefunden
werden. — Bielleicht gelingt es, in einem der
nächsten Hefte des „Kirchenschmuck" eines dieser
Prachtgewänder in Lichtdruck unsern Lesern
vorzuführen.
H. Aengker.