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Kissling, Hermann [Hrsg.]
Augustinuskirche und ehemaliges Augustinerkloster Schwäbisch Gmünd — Schwäbisch Gmünd, 1991

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https://doi.org/10.11588/diglit.7443#0005
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Geschichte und Baugeschichte

Schwäbisch Gmünd zählt zu den wenigen Reichsstäd-
ten, die der Reformation widerstanden. Die katholisch
gebliebene Stadt tradierte mittelalterliche Glaubens-
inhalte und deren gebaute Zeugen unversehrt in die
neue Zeit, auch die seiner Klöster. Die Stadt an der
Rems beherbergte seit dem O.Jahrhundert Domini-
kaner und Dominikanerinnen (extra muros), Franzis-
kaner und Augustiner, später noch Franziskanerinnen
und Kapuziner. In der Neuzeit bis 1803 konnte sich
Gmünd mit dem Prädikat schmücken, die kloster-
reichste Stadt im Gebiet Württembergs zu sein.

Im Zentrum dieserStadt, nurwenige Schritte westlich
des überragenden gotischen Münsters, halbverdeckt
vom Fachwerkbau des Stadtarchives, blieb der Archi-
tekturkomplex des Augustinerklosters gänzlich erhal-
ten, auch nach der Säkularisierung 1803. Die Kon-
ventsbauten sind dem Finanzamt, die Klosterkirche
der 1806 neu gebildeten evangelischen Kirchenge-
meinde Schwäbisch Gmünd überlassen. Diese nennt
ihre Stadtkirche nun seit 1934 Augustinuskirche. Im
Widerspruch zu den brutalen, auch die Kirche nicht
schonenden Machthabern jener Jahre sollte diese
Benennung als ein Bekenntnis zur gemeinsamen
Grundlage beider Konfessionen verstanden, sollte die
damalige Schmähung des Kirchenvaters Augustin als
„Afrikaner" mit dem Adel seines Namens vergolten
werden.

Bis in das späte O.Jahrhundert reicht die Geschichte
dieses Klosters der Reichsstadt Gmünd zurück, die
für Niederlassungen der Bettelorden ein geschätzter
Ort gewesen sein muß. Die Bürgerschaft hat solches
gewollt und unterstützt, auch die Augustiner gerufen.
Diese beantragten hier 1284 die Gründung eines
Klosters. Der Anfang scheint nicht schwierig gewesen
zu sein. Bürgermeister Klebzagel und der Schultheiß
stimmen zu und überlassen den Mönchen an derwest-
lichen Stadtmauer beim Turniergraben ein günstiges
Areal. Auch versichert Bischof Hartmann von Augs-

burg in einem Schreiben vom 19. Juli 1285 die Gmün-
der Eremiten seines Schutzes. Doch bald kommt es zu
Konflikten, nicht mit den Bürgern, sondern der Welt-
geistlichkeit. Sie fordert 1288 nicht weniger als den
Abriß der wohl erst im Entstehen begriffenen Kloster-
bauten. 1432 erhebt sie auch Widerspruch gegen den
Bau des langen Mönchschores. Und noch im selben
Jahrhundert macht sie den Augustinern Begräbnis-
rechte auf ihrem Friedhof und angebliche Vorrechte
bei Predigten und beim Beichthören streitig. Miß-
gunst mag hier angesichts der Akzeptanz derMönche
und damit verbundenerEinkünfte mitgespielt haben,
ebenso Neid hinsichtlich des zunehmenden klöster-
lichen Grundbesitzes (Ende 15. Jh. 13 Anwesen in
10 Orten, zuzüglich Weinlagen im unteren Remstal),
auch ausgreifenderWirksamkeit (1466 Gründung des
Augustiner-Priorats auf dem Engelberg bei Winter-
bach mit dem Gmünder Augustinerbruder Bartholo-
mäus Schröter als erster Prior).

Das ehemalige Augustinerkloster westlich des Heilig-
kreuz-Münsters, Luftaufnahme 1985. Deutlich zeichnet
sich das fast schmucklose Geviert mit der Kirche an der
Nordseite ab. Ein Zwischentrakt, 1980/81 in den Maßen
seines baufälligen Vorgängers neu errichtet, verbindet die
Kirche mit dem der Bocksgasse zugewandten Debler-
schen Palais. Im früheren Kloslergarten die flache Halle
des Finanzamtes und die Buhl-Turnhalle (vorne links).
 
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