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Kissling, Hermann [Hrsg.]
Augustinuskirche und ehemaliges Augustinerkloster Schwäbisch Gmünd — Schwäbisch Gmünd, 1991

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https://doi.org/10.11588/diglit.7443#0011
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Die ehemalige Klosteranlage

Den quadratischen Binnenhof, den ehemaligen
Kreuzgarten umstellt der Dreiflügelbau der Kon-
ventsgebäude. Die Kirche schließt die Nordseite. Also
eine Anlage nach dem gängigen Klosterschema. Der
Konventsbau fügt sich zu einem stattlichen, im rech-
ten Winkel gezogenen Baukörper, dreigeschossig,
jeder Flügel 38 m lang mit 10 Fensterachsen. Der
Kreuzgang fluchtet als breiter, ungewölbter Korridor
an der Innenseite, im Ostflügel an der Außenwand
(weil hier Grenzmauer des Klosters). Seinen Nord-
abschnitt an der Kirche schützte eine Überdachung.
1852 ist sie abgebrochen worden zugunsten einer auf
die Kirchenempore führenden Außenstiege. Das
Refektorium mit anschließender Küche und Speise-
kammer war im Erdgeschoß des Südflügels, der
Kapitelsaal im Westbau eingerichtet. 16 Zimmer
zählte man im ersten Stock, 14 im zweiten,dazuhin die
Bibliothek in dessen Westflügel mit ihren 1806 regi-
strierten 1433 Bänden. DerSüdbau ist unterkellert mit
einem schon im Bauvertrag genannten (Kreuzgrat-)
Gewölbe, das gedrungene, unprofilierte Mittelpfeiler
stützen. An die barocke Einrichtung erinnern noch
zwei gut stuckierte Decken im ehemaligen Refekto-
rium und im Südwestzimmer des dritten Stockes,
auch die Balustergeländer der breiten Treppenauf-
gänge im Ost- und Westflügel, schließlich ein reno-
viertes Fresko Anwanders an der äußeren Südwand.
Im Zentrum seines birnenförmigen Bildfeldes,
dessen unterer Teil eine Sonnenuhr einnimmt, kniet
Augustinus mit Schreibkiel und entflammtem Herz
in den Händen, getroffen vom Lichtstrahl der Drei-
einigkeit, begleitet von einem Putto mit Löffelchen
und Buch.

Bemerkenswert noch im Ostflügel, nahe der Sakristei,
der ehemalige Klostereingang. Das in den Bogen-
zwickeln 1747 datierte Hausteinportal baut sich aus
rahmenden Bandelwerkpilastern und Gebälk auf.
Darüber zwischen flammenden Vasen Augustinus
mit dem brennenden Herzen in der Rechten. Bei ihm
ein Engelkind. Es soll zu dem am Meeresstrand über

das Geheimnis derTrinität nachdenkenden Augusti-
nus gesagt haben: Viel eher gelingt mir das Ausschöp-
fen des Meeres hier mit einem Löffel, als daß du die
Tiefe der göttlichen Dreieinigkeit ergründest. - Die
zweiflügelige Türe hat zwischen den oberen Füllun-
gen zwei unauffällige ovale Ausschnitte. Der linke
diente mit seinem durchlochten Schiebebrettchen
Späh- und Horchzwecken. Neben dem Portal erinnert
eine tiefe Mauernische an den früheren Schalter. Dort
im Innenraum,dem (heute abgetrennten) Kreuzgang,

Ehemaliger Klostereingang

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