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Kissling, Hermann [Hrsg.]
Augustinuskirche und ehemaliges Augustinerkloster Schwäbisch Gmünd — Schwäbisch Gmünd, 1991

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https://doi.org/10.11588/diglit.7443#0020
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Ausstattung des Langhauses

zuerst 1923 mit der Majolika-Gedächtnistafel zu
Ehren der Gefallenen des 1. Weltkrieges. Die Rand-
zier mit Zickzackläufen erinnert an den Formenschatz
des damaligen Expressionismus. Die Gestalten der
Trauernden schlagen in ihrer stillen Verhaltenheit,
ihrer schmiegsam sanften Überlängung einen elegi-
schen Ton an. 1929 schuf Fehrle den Taufstein als
getönten Steinguß. Drei musizierende Engel tragen
die Platte, ein Motiv, das ihm nach seiner eigenen
Aussage eine Reise in Burgund eingegeben habe.
Die Leinwandbilder der Langhauswände, gute
Kopien von Gemälden des Italieners Bernado Strozzi,

Taufstein, von Jakob Wilhelm Fehrle, 1929
18

stiftete Kommerzienrat Julius Erhard (1820-1889),
Begründer des Gmünder Museums: an der Südwand
das Bild des barmherzigen Samariters, an der Nord-
wand Johannes derTäufer,den Schriftgelehrten seine
Sendung erklärend.

Auf der Westempore, die ursprünglich über eine
Innentreppe erreichbar war, steht seit 1964 eine neue
Orgel der Firma Richard Rensch in Lauffen am
Neckar. Disposition und Prospekt entwarf KMD
Helmut Bornefeld, Heidenheim an der Brenz. Das
Werk besitzt 2 Manuale, 30 Register und über 3 000
Pfeifen. Brustwerk, Hauptwerk und Solopedal sind
übereinandergesetzt,damit derPropekt nicht die Fen-
sterflächen verdeckt.

Hoch über der Orgelempore im Nordwesteck des
Langhauses das Oratorium des Joseph Ferdinand
Anton StorrvonOstrach (1715 -1785), 1753 -1785 Erster
BürgermeisterGmünds und Reichserbschultheiß.Als
Besitzer des Nachbarhauses wußte er sich mit diesem
kleinen Gehäuse,das ervon seinerWohnung überdie
alte Stadtmauer mit wenigen Schritten erreichte,
einen bequemen Kirchgang zu verschaffen. Außen ist
das Oratorium mit dem Familienwappen der Storr
(Storren = dürrer Baum), innen wie eine Kirche en
miniature dekoriert. Inmitten der Stuckdecke ein
kleines Fresko des hl. Ferdinand (* 1200,OD 1219 Bea-
trix,Tochter des Stauferkönigs Philipp von Schwaben,
ab 1217 König von Kastilien, f Sevilla 1252, heiligge-
sprochen 1671), Namenspatron des Bürgermeisters.
An der Westwand im Stuckrahmen ein ovales Lein-
wandbild (68x56 cm) von Anwander, eine Nach-
schöpfung des Wessobrunner Gnadcnbildes, ein
Marienbildnis in Gestalt einer höchst anmutigen, ja
liebreizenden jungen Frau mit fünf Blüten im Haar.
Diese zählen ebenso wie ihre Strahlengloriole, Sterne
und Mondsichel zu den marianischen Attributen,
auch die Schrift TOTA PULCHRA auf der Mond-
sichel, ein auf Maria bezogenes Wort aus dem Hohe-
lied Salomos (4,7): Alles an dir ist schön.
Schließlich noch ein Hinweis auf das Geläut der
Kirche. Eine von Gmündern dem Kloster 1699 gestif-
tete Glocke (übrigens auch ein Indiz für damalige
Erneuerungsarbeiten in der Klosterkirche) hat leider
 
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