Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Kunstgeschichtliches Jahrbuch der K[aiserlich-]K[öniglichen] Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale — 1.1907

DOI Artikel:
Buberl, Paul: Über einige Werke der Salzburger Buchmalerei des XI. Jahrhunderts
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.18129#0045
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


P. BunERi. Über einige Werke der Salzburger Buchmalerei des XI. Jahrhunderts

Perikopen bildet, enthält 18 blattgroße Miniaturen, zwei Purpurzierblätter und eine Reihe
von Initialen in Gold und Silber auf farbigem Grunde (Fig. 19-—27). Der Hersteller dieses
so prächtig ausgestatteten Buches nennt sich selbst in einer feierlichen Widmungsinschrift
auf der Vorderseite des letzten Blattes:

Coeli clavigero donavit pectore laeto
Custos hunc librum Perhtolt, qui fecerit illum,
Ut sit peccati precium per cuncta patrati
Hinc raptor poenas patiatur corpore sevas.

Ein Kustos Berthold hat also das Buch verfertigt und dem hl. Petrus geweiht. Da die
Handschrift seit jeher im Stifte St. Peter in Salzburg lag und auch im Kornes nicht nur
der Benedikttag, sondern auch der Ruperttag durch eine eigene Perikope ausgezeichnet
wird, so ist damit die Entstehung für Salzburg beziehungsweise für das Stift St. Peter in
einer jeden Zweifel ausschließenden Weise sichergestellt. Das gibt auch Swarzenski zu.2)
Trotzdem reiht er die Handschrift in die Regensburger Schule ein. Maßgebend ist für ihn
dabei zunächst, „daß das, was sich aus dieser Zeit an künstlerischen Arbeiten, die in Salz-
burg entstanden sind, nachweisen läßt — es ist nur ganz wenig —, einen unbedeutenden
Charakter zeigt, der sich wesentlich von dem unserer Handschrift unterscheidet", insbe-
sondere aber die ikonografische, stilistische und technische Abhängigkeit der Miniaturen
von denen des Perikopenbuches in München Clm. 15.713 Cim. 179, dessen Regensburger
Ursprung er für gesichert hält.

Wenn ich nun im Folgenden zunächst für die Entstehung des Perikopenbuches des
Kustos Berthold in St. Peter-Salzburg selbst eintrete, die Swauzenski nur hypothetisch
zugab/1) so bewog mich dazu vor allem die Auffindung zweier mit unserem Perikopenbuch
engverwandter Evangelienbücher in steirischen Bibliotheken, die dem Spürsinn des hervor-
ragenden Forschers seinerzeit entgangen waren.

I.

In der Stiftsbibliothek in Admont, die durch ihren relativen Reichtum an kunst-
historisch bemerkenswerten Bilderhandschriften interessant sowie durch den Umstand be-
sonders wichtig ist, daß sie ihren alten Bücherbestand fast ungeschmälert erhalten hat.
wodurch uns ein äußerst seltener Einblick in die Entwicklung einer mittelalterlichen Biblio-
thek gewährt wird, liegt unter der Signatur Nr. 511 ein künstlerisch reich ausgestattetes
Evangeliar, das der von Wichner angelegte, fleißig gearbeitete handschriftliche Katalog
ins X. Jh. setzt.

Die Handschrift, 18 cm breit und 24 cm hoch, also fast genau so groß wie das Peri-
kopenbuch, das 18-5 X 24-5 cm mißt, enthält 236 Blätter; sie ist unvollständig, denn die letzte
Seite schließt mit ,.semper da nobis" (Johannes VI 34), es fehlen also noch sechs Quater-

-) „Nach dem, was wir aus dem liturgischen Charakter
und den Besit/.verhältnissen der Handschrift wissen, darf
hiermit (mit der Widmungsinschrift) der Beweis als erbracht
angesehen werden, dal! die Handschrift für St. Peter un-
mittelbar gearbeitet wurde." L. c. S. 156.

3) „Es soll jedenfalls die Möglichkeit offengelassen
werden, daß Bertolt in St. Peter-Salzburg selbst arbeitete.
Aber das ist dann zweifellos, daß er in St. Emmeram seine

künstlerische Ausbildung erhalten hat, sei es, daß er als
Mönch von St. Peter dorthin zum Unterricht geschickt
wurde, sei es daß er als Mönch von St. Emmeram von dort
nach Salzburg berufen wurde" 1. c. S. 156. Auch Haset.ofi'
bezweifelt in seiner eingehenden Besprechung von S.s Buch
den Regensburger Ursprung des Perikopenbuches. (Göttin-
gische gelehrte Anzeigen, 165. Jahrgang, 1903, I. Band,
S. 877—904.
 
Annotationen