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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Kunstgeschichtliches Jahrbuch der K[aiserlich-]K[öniglichen] Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale — 4.1910

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Zimmermann, E. Heinrich: Die Fuldaer Buchmalerei in karolingischer und ottonischer Zeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.25488#0014
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HEtNRtCH ZiMMERMANN Die Fuldaer Buchmalerei in harolingischer und ottonischer Zeit

die Fuldaer Miniaturschule anschloß, die jedoch gegenüber ÜLEMEN nichts Neues enthäit.
Ganz von den beiden Genannten äbhängig zeigt sich LEITSCHUH in dem Fulda gewidmeten
Kapitel seiner Geschichte der karolingischen Malerei (1894.). Das bereits von ÜLEMEN erwähnte
Fuldaer Sakramentar in Göttingen publizierte im gleichen Jahre BEissEL^). Unbekanntes
Material für die ottonische Zeit aus italienischen Bibliotheken förderten die 1896 veröffent-
lichten Untersuchungen EBNERs über die Entwicklung des Sakramentars zutage").
In eine neue Phase trat dann die Entwicklung der Frage ein, als SwAKZENSnU), durch
TRAUBES paläographische Untersuchungen über die insuiare Schrift in Mittelfranken ver-
anlaßt, das Erlanger sowie das Würzburger Evangeliar — beide dem IX. Jh. angehörend —
mit der Fuldaer Schule in Beziehung setzte. HASELOFF^) fügte diesen beiden Handschriften
noch ein drittes, ebenfalls in Würzburg behndliches Evangeliar hinzu. Derselbe gab bald
darauf (1905) in MicHELs Histoire de l'ArH) eine kurze Beschreibung der Fuldaer Miniatur-
malerei in ottonischer Zeit und hob dabei — wie schon vorher gelegentlich im Egbert-
Psalter — besonders hervor, daß der Stil der ottonischen Miniaturen mit dem der Malereien
der karolingischen Epoche keinerlei Übereinstimmungen zeige.
Dem Gedanken, diese Zusammenhänge nachzuweisen, verdankt die vorliegende Studie
ihre Entstehung. Es ist klar, daß, im Gegensatze zu den mehr bibliographischen Aui-
sätzen Ci-EMENS und v. ScHi.ossERS, eine solche Arbeit nur auf stilkritischer Grundlage auf-
gebaut werden konnte. Als Ausgangspunkt für die Untersuchung erschien das Göttinger
Sakramentar, als gesicherte Fuldaer Arbeit — zugleich als das älteste und umfangreichste
Werk der ottonischen Zeit — am geeignetsten. Diese wichtige Stellung rechtfertigt die ein-
gehende stilistische Untersuchung, die der Handschrift im Texte zuteil geworden ist. Es
ergab sich von selbst, zunächst die verwandten ottonischen Handschriften daran anzuschließen
und erst dann, nachdem so eine feste Grundlage gewonnen war, den Fäden nachzugehen,
die die Handschriftengruppe mit den Denkmälern der vorausgehenden Epoche verknüpfen.
Ich bin mir wohl bewußt, daß diese rückläufige Betrachtungsweise für die klare Er-
kenntnis der Umbildung und Weiterentwicklung der künstlerischen Formen nicht immer
günstig ist; doch erschien der umgekehrte Weg, mit Rücksicht auf das lückenhafte und
nicht genügend gesicherte Material, hoffnungslos. So gut es geht, sucht das aus diesem
Grunde ausführlicher gehaltene, resümierende Schlußkapitel dies Übel zu korrigieren.

I. Die Fuldaer Miniaturmalerei in ottonischer Zeit

1. Die Folge der Sakramentare

<z) Das Göttinger Sakramentar
Das Sakramentar (Cod. theol. 231) der Universitätsbibliothek zu Göttingen ist bereits
von CLEMEN in seiner Liste der Fuldaer Miniaturhandschriften aufgeführt'") und wenige
Jahre darauf von BEissEL eingehender besprochen worden"). Eine genaue Beschreibung des

3) Zeitsclirift für christliche K.unst, 7. Jahrgang (1894)
Heft 3 S. 66—79, mit 4. Abb.; außerdem in Le Manuscrit,
Tome I Nr. 3, woselbst zwei weitere Abbildungen.
3) ADAI.BERT EBNER, Quellen und Forschungen zur
Geschichte und Kunstgeschichte des Missaie Romanum im
Mittelalter. Iter Itaiicum. Freiburg 1896,

b Regensburger Buchmaierei (1901) S. 6 f. und Anm.
S. 16, 17.
S) Göttinger gelehrte Anzeigen 1903 Nr. H S. 879 ff.
Tome I 2, S. 732.
a. a. O. S. 130.
*') a. a. O. S. 66—79.
 
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