135
Das ist des freien Mannes Wort, kein hündisches Gewinsel,
O Magistrat! o halt ich Dich, ans meiner wilden Insel!
Ich opferte mit leichtem Herz für Dich die treusten Diener —
Für einen achtzehntigsten März und für ein paar Berliner!
Ach wäre doch von meinem Volk mir AehnlicheS befchieden!
(er tritt ans Fenster und ruft hinaus)
Verdammtes Pack! giebtö keinen denn der mit mir unzufrieden!
Kommt Keiner mich zu stören auS der Ruhe eklen Hafen?
Habt Ihr denn keinen Lewifohn? Ihr niederlracht'gen Sklaven?
(Stimme von unten.)
Nein!
V e r l i ck o.
So feh' ich denn es wird zuletzt mir doch nichts übrig bleiben —
Ich muß mir für mein schweres Geld den großen Held verschreiben
Und sollt's auch dem gelingen nicht trotz seiner schönen Lunge,
Dann kommt auf dieser Insel nie die Nev'lution im Schwünge!
(tritt an's Fenster.)
Doch halt! waS seh' ich! allerseits ein Rennen und ein Laufen —
Was Teufel! soll bedeuten daS! beim Schloß die dichten Haufen!
(Eine Deputation tritt ein, gefolgt von wilden Eonstablern.)
Verlicko.
von jour! Mon peuple! Was wünschen Sic?
Deputation (kniet nieder.)
Gnade, dem Vermessen!
Gnade, Fürst! Das Volk es bringt — ErgebenheitS-Adressen!
Wir hörten von dem sanften Tod Othellos, deines Sclaven —
Und fürchten, daß du gnäd'ger Fürst heut Nacht nicht gut geschlafen,
Drum kommen wir versichern Dir die alte Treu und Liebe!
Verlicko (zu den Konstablern:)
Fort mit dem Kerl! Man octroir' sofort ihm hundert Hiebe!
(geschieht. Alle ab.)
Verlicko (allein.)
O Lumpenpack! das nur versteht zu kriechen und pariren!
O Lumpenpack! Ich Hab' es satt Dich ferner zu regieren!
(Er wirft daS Zepter in das Parterre.)
Der Vorhang fällt.
Ende deS ersten Aktes.
(Fortsetzung folgt.)
F e n i l
Ausverkäufe.
Rothe Merino'« und CallieotS.
Durch das erlassene Verbot der rothen Farbe sehe ich mich genöthigt
mein Lager rother Merino's und EallicotS. 50# unter dem Kostenprcisc
zn verkaufen. Preußische Unterthanen, welche sich nicht im Belagerungs-
zustand befinden, machen wir auf diese Gelegenheit zu billigen Einkäufen
aufmerksam!
Pleite & Eomp.
Alle Parteien vereinigen sich seit einigen Tagen, um die Berliner
Truppen mit wollenen Strümpfen zu versehen, denn die Reactionaire
wollen, daß die Soldaten auf den Strumpf kommen, die Demokraten
aber, daß sic bald absockcn, d. h. sich auf die Strümpfe machen mögen.
Müller. Sagen Sie mal, Schultze, wat werden Sie denn Ihrer Iran
zn Weihnachten keosen?
Schultze. Sie hat sich een roth-karrirteS Kleed gewunschen, nu erlebt
et aber Wränge! nicht, also werd' ik ihr een schwarz-weißeS
octroiren!
!!! Schauderhafte Chat!! !
Ein Pendant zu den Erfindungen der Ftreuzzeiturig.
Vor einigen Tagen verschwindet plötzlich der jüngste Sohn eines
angesehenen jüdischen Kaufmanns aus dem elterlichen Hause. Alle
l e i v n.
Nachforschungen sind vergebens, der kleine Iudenknabe, ein Kind von
sechs Jahren, scheint für immer verloren. Gestern Abend geht ein Kon-
stabler durch die große FriedrichSstraße und findet an dem Hanse No. 41.
(dem Dr. g. W. Bötticher, Professor am Friedr. Wilh. Gymnasium
gehörig.) die Mütze deS verlornen Kindes. Da erwacht ein schrecklicher
Gedanke in der Brust deS thätigen Pokizeibeamten. Er erinnert sich daß
Professor Bötticher die bekannte Brochüre: „lieber die Herrschaft
der Juden" geschrieben, und darin die Vertilgung der Israeliten aus-
gesprochen. Der Konstabler holt sich einige Kollegen und mit ihnen ver-
eint, dringen sie in daS Studierzimmer des Professors. Großer Gott!
welcher Anblick! Der Di\ Bötticher sitzt mit aufgeschwollenem Leibe
da, — er hat bereits das unglückliche Judenkind bis auf das rechte Hinter-
bein verschlungen. Nur die Stiefeln konnten noch gerettet, und den un-
glücklichen Eltern zugestellt werden! —
Hothe Hüben
welche sofort geräumt werden müssen, läßt ab und zahlt noch zn
Teltow & Sohn.
Per Minister Hother
ist nicht mit mir verwandt. Ich stehe zu demselben in keiner Beziehung.
Schwarz weiß,
Patriot.
Zwei fliegende Pnchhändler.
Wörtlich wahr.
Lude. Verdammter Reaktionair, wat steckst du denn da immer die Leute
in de Tasche.
Fritze. Et sind mau die TraktätkenS von Leo'n, Hubern und Hermeffen;
wenn ick zehn Stück weg habe, kriege ich von Gerlachen 5 Puppen!
Lude. Na wart man Fritze! laß man erst'» Belagerungszustand vorbei
sind: denn wird die Wichse, die wir jetzt uf de Spar-
kasse legen, auS gelöst. —
Das ist des freien Mannes Wort, kein hündisches Gewinsel,
O Magistrat! o halt ich Dich, ans meiner wilden Insel!
Ich opferte mit leichtem Herz für Dich die treusten Diener —
Für einen achtzehntigsten März und für ein paar Berliner!
Ach wäre doch von meinem Volk mir AehnlicheS befchieden!
(er tritt ans Fenster und ruft hinaus)
Verdammtes Pack! giebtö keinen denn der mit mir unzufrieden!
Kommt Keiner mich zu stören auS der Ruhe eklen Hafen?
Habt Ihr denn keinen Lewifohn? Ihr niederlracht'gen Sklaven?
(Stimme von unten.)
Nein!
V e r l i ck o.
So feh' ich denn es wird zuletzt mir doch nichts übrig bleiben —
Ich muß mir für mein schweres Geld den großen Held verschreiben
Und sollt's auch dem gelingen nicht trotz seiner schönen Lunge,
Dann kommt auf dieser Insel nie die Nev'lution im Schwünge!
(tritt an's Fenster.)
Doch halt! waS seh' ich! allerseits ein Rennen und ein Laufen —
Was Teufel! soll bedeuten daS! beim Schloß die dichten Haufen!
(Eine Deputation tritt ein, gefolgt von wilden Eonstablern.)
Verlicko.
von jour! Mon peuple! Was wünschen Sic?
Deputation (kniet nieder.)
Gnade, dem Vermessen!
Gnade, Fürst! Das Volk es bringt — ErgebenheitS-Adressen!
Wir hörten von dem sanften Tod Othellos, deines Sclaven —
Und fürchten, daß du gnäd'ger Fürst heut Nacht nicht gut geschlafen,
Drum kommen wir versichern Dir die alte Treu und Liebe!
Verlicko (zu den Konstablern:)
Fort mit dem Kerl! Man octroir' sofort ihm hundert Hiebe!
(geschieht. Alle ab.)
Verlicko (allein.)
O Lumpenpack! das nur versteht zu kriechen und pariren!
O Lumpenpack! Ich Hab' es satt Dich ferner zu regieren!
(Er wirft daS Zepter in das Parterre.)
Der Vorhang fällt.
Ende deS ersten Aktes.
(Fortsetzung folgt.)
F e n i l
Ausverkäufe.
Rothe Merino'« und CallieotS.
Durch das erlassene Verbot der rothen Farbe sehe ich mich genöthigt
mein Lager rother Merino's und EallicotS. 50# unter dem Kostenprcisc
zn verkaufen. Preußische Unterthanen, welche sich nicht im Belagerungs-
zustand befinden, machen wir auf diese Gelegenheit zu billigen Einkäufen
aufmerksam!
Pleite & Eomp.
Alle Parteien vereinigen sich seit einigen Tagen, um die Berliner
Truppen mit wollenen Strümpfen zu versehen, denn die Reactionaire
wollen, daß die Soldaten auf den Strumpf kommen, die Demokraten
aber, daß sic bald absockcn, d. h. sich auf die Strümpfe machen mögen.
Müller. Sagen Sie mal, Schultze, wat werden Sie denn Ihrer Iran
zn Weihnachten keosen?
Schultze. Sie hat sich een roth-karrirteS Kleed gewunschen, nu erlebt
et aber Wränge! nicht, also werd' ik ihr een schwarz-weißeS
octroiren!
!!! Schauderhafte Chat!! !
Ein Pendant zu den Erfindungen der Ftreuzzeiturig.
Vor einigen Tagen verschwindet plötzlich der jüngste Sohn eines
angesehenen jüdischen Kaufmanns aus dem elterlichen Hause. Alle
l e i v n.
Nachforschungen sind vergebens, der kleine Iudenknabe, ein Kind von
sechs Jahren, scheint für immer verloren. Gestern Abend geht ein Kon-
stabler durch die große FriedrichSstraße und findet an dem Hanse No. 41.
(dem Dr. g. W. Bötticher, Professor am Friedr. Wilh. Gymnasium
gehörig.) die Mütze deS verlornen Kindes. Da erwacht ein schrecklicher
Gedanke in der Brust deS thätigen Pokizeibeamten. Er erinnert sich daß
Professor Bötticher die bekannte Brochüre: „lieber die Herrschaft
der Juden" geschrieben, und darin die Vertilgung der Israeliten aus-
gesprochen. Der Konstabler holt sich einige Kollegen und mit ihnen ver-
eint, dringen sie in daS Studierzimmer des Professors. Großer Gott!
welcher Anblick! Der Di\ Bötticher sitzt mit aufgeschwollenem Leibe
da, — er hat bereits das unglückliche Judenkind bis auf das rechte Hinter-
bein verschlungen. Nur die Stiefeln konnten noch gerettet, und den un-
glücklichen Eltern zugestellt werden! —
Hothe Hüben
welche sofort geräumt werden müssen, läßt ab und zahlt noch zn
Teltow & Sohn.
Per Minister Hother
ist nicht mit mir verwandt. Ich stehe zu demselben in keiner Beziehung.
Schwarz weiß,
Patriot.
Zwei fliegende Pnchhändler.
Wörtlich wahr.
Lude. Verdammter Reaktionair, wat steckst du denn da immer die Leute
in de Tasche.
Fritze. Et sind mau die TraktätkenS von Leo'n, Hubern und Hermeffen;
wenn ick zehn Stück weg habe, kriege ich von Gerlachen 5 Puppen!
Lude. Na wart man Fritze! laß man erst'» Belagerungszustand vorbei
sind: denn wird die Wichse, die wir jetzt uf de Spar-
kasse legen, auS gelöst. —