DOI Heft:
Hefte 5-8, Februar 1851
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.2232#0018
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Wik wenig cs unsrer Regierung Ernst ist, mit der Revolution
zu brechen, geht aus der beabsichtigten Einführung des TabackSmono-
pols hervor. Vor dem 18. März 1848 verhaftete die Polizei jeden, der auf
der Straße rauchte. Statt nun jetzt die einzige revolutionaire Errungenschaft,
das freie Rauche», auch noch zu den andern zu legen, geht man bei der Idee
des TabackSmonopolS sogar mit dem Gedanken um, jeden zu polizeilicher Be-
strafung zu ziehen, der sich beigehcn läßt, ohne Cigarre auf der Straße
sich sehen zu lassen.
Aus einem alten Ritter-Romane ersehen wir, daß unter den edelsten
Rittern der Marken auch das Geschlecht der Buder genannt wird. Ihr
Ahnherr zeichnete sich besonders dadurch aus, daß er die Felder der Marlen von
reißenden Thicren, als da sind Rehböckc, Nikcn, Schnepfen, wilde Enten re. ic.
säuberte, auch manchen Hasen an seinen Spieß steckte. Wie alle Edcln
übete er die Tugend der Gastfreundschaft, und ließ Keinen ohne etliche
Speis und Trank gehen, verlangte auch, in treuer Anhänglichkeit an das Herrscher-
haus, keine» andern NecompenS, als das Conterfei seines geliebten Landesherr»,
aus ein silbern oder gülden Münzlein geprägt. Auf allen Turneien war Keiner
Mannlicher als er, hat^auch Keiner mehr Hälse gebrochen, fürnehmlich
denen Flasche». Von denen Waffen führte er das Schwert weniger als den
Speer, und minder den Wurfspeer denn den Rippespeer. Sein Schild
hatte die Umschrift „Zum Gastronomen", und den Wahlspruch „Wenig,
aber herzlich!" Als Wappen führte er einen sauren Häring im
katzjammernen Felde. Er war stets ein freundlicher, leutseliger Hcrre,
und lebte, wie dn, wenn du stirbst, wünsche wohl gespeist
zu haben! _
Endlich wird die Regierung den Kammern (mit Permissiv» zu sagen) ein
Gesetz betreffend den Schutz des geistigen EigenthumS vorlcgcu. GS ist auch die
höchste Zeit! Muß doch selbst der Preußische Ministerpräsident sich ge-
fallen lassen, daß so ein Judenjunge wie Börne ihm seine schönsten Pointen,
z. B. die „Revolutionaire in Schlafrock und Pantoffeln" stiehlt, um
sie in den Pariser Briefen wie sein rechtmäßiges Eigenthum feil zu biete»!
Tleue Tanz - Ordnung für alle dieszährigen /aschingg-
bälle in Oesterreich.
(Wörtlich copirt.)
1. Camarilla-Jntroduction.
2. Stempel-Quadrille.
3. Lctzter-Zwanziger-LLndler.
4. Jesuiten-Marsch.
5. Agio-Galopp.
6. Steuer-Walzer.
7. Denuncianten-Polka.
8. Aristokraten-Masurka.
9. FricdenS-Jubel-Marsch.
10. Verbrüderungs- und Freiheits-KchrauS.
Im Staatsanzeiger vom 14. December 1850 ist dem E. Riepe ein
Patent auf ein „durch Beschreibung nachgewiesencs neues und eigenthümliches
Verfahren, Stahl zu raffiniren", auf sechs Jahre ertheilt worden.
Herr Stahl soll hiergegen Verwahrung eingelegt haben, weil er keiner
Verbesserung im Sinne des Patents fähig oder bedürftig sei, und die sechsjährige
Tortur weder für ihn noch für den Staat von irgend welchem Nutze» sein würde.
Der König von Sachsen hat sich durch den Hofmaler Vogel von Vogel-
stein unfern Novcnibermann, in Lebensgröße malen lassen.
Fürst Schwarzenberg soll beim Anblicke dieses Kunstwerkes auSgerufen
haben: Ich habe niemals ein niedlicheres Miniatur-Bild gesehen!
Die Nationalzeitung berichtet nach Englischen Blättern, daß man in
fürstlichen Kreisen jetzt ernstlich an einen Krcuzzug zur Wiedereroberung
Palästinas denkt. Man denkt daran, das Königthum der Junen wiederherzn-
stellen. Zum Feldherrn und KriegSminister ist Selig Cassel mit'n Stock
zum ersten König aber Scholem nomine Brühl ernannt, woher auch die
Brühl'sche Terasse, auf welcher jetzt der Christlich-Germanische Staat
auf dem nassen Wege der freien Conferenzen hergestellt weiden soll, ihn»
Namen hat.
Den zahlreichen Freunden des Herrn Selig Cassel mit'n Stock, jwas
„aus Gesundheitsrücksichten" von der Redaction der Deutschen Re-
form iS ßurückgetrctcn geworden, die gewiß erfreuliche Nachricht, daß seine
Gesundheit wenigstens so weit wieder hergestellt ist, daß er seine segensreiche
literarische Wirksamkeit wieder hat ausnehinen können. Er ist jetzt zum Mit-
arbeiter am „Beobachter an der Spree" befördert, und ist ganz selig,
daß unS dies Ercigniß unbekannt und er so vor unfern Sticheleien sicher ist;
aber —
„Selig! Selig! Aus entfernten Meilen
Folge Dir der grimmer Schatten nach!"
Sü fragen mür, was der Hörr Münüsier Heudt thun würd nach dem
Wöchsel des Porto föllichs? Uech sag' Uchnen, ör würd morgen müder
übernöhmen das Portoföllich der Wöchsel.
Joseph Zwickauer.
Durch das energische Vorgehen Preußens verliert Oesterreich täglich
mehr an Boden. Es ist auf de» Dresdner Conferenzen bereits aus das Ter-
rain von CarlSbad zurückgcdrängt, und wenn nicht alles trügt wird es noch
bis Wien zurückgchcn müssen.
Bei der politischen Komödie, welche nächstens in Dresden zur Vollendung
kommen soll, gedenkt Oesterreich den Preußen die Erpositio» und die Ver-
wickelung zn überlassen, die Entwickelung aber will es sich selbst Vorbe-
halten, da man für dergleichen Dramen als das effectvollstc und bühnengerech-
teste Ende immer noch die Wiener Echlußacte anerkannt hat.
Unser Gemeind erath ist in diesen Tagen um einen Mann bereichert
worden, welcher seine Tüchtigkeit auf dem Gebiete der Medicin nicht nur durch
Viele Prüfungen, sondern auch seine Kühnheit im Opcriren durch seine
Capital-AmputationSlust in den Tagen der Anarchie glänzend bewährt
hat und noch mehr bewährt haben würde, hätte er zu seiner Theorie auch noch
die PrariS gehabt. Möge der Vielgeprüfte auch noch diese Prüfung
ertragen; und möge er seine politische Befähigung, welcher er einst im consti-
tutionellen Club durch seinen Antrag in Betreff der Reise des Prinzen von
Preußen so allgemeine Anerkennung zu verschaffen wußte, jetzt zur Heilung un-
sres kranken Gemcindewcsens recht thatkrästig beweisen!
Der neue Spanische Ministerpräsident und Finanzminister Bravo Mn-
rillo hat erklärt, er werde der endlichen Regulirung der Staatsschuld und der
Befriedigung der Gläubiger der Spanischen Negierung die größte Ausmcrlsam-
keit zuwenden. —
Bravo Murillo! Da Capo Murillo!
Eine neue Wiener Posse „Das Tabacksmonopol" oder „Die
wahnsinnige Cigarre" von O. E. Streich soll nächstens in Dresden
zur Aufführung kommen. Herr Joseph Habsburger will die Rtgl*
übernehmen.
Der Breslauer Oberhirt ruft seine Schafe zurück, und Schaf flauest
ist bereits dem Rufe gefolgt. Die Leithammel bleiben.
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zu brechen, geht aus der beabsichtigten Einführung des TabackSmono-
pols hervor. Vor dem 18. März 1848 verhaftete die Polizei jeden, der auf
der Straße rauchte. Statt nun jetzt die einzige revolutionaire Errungenschaft,
das freie Rauche», auch noch zu den andern zu legen, geht man bei der Idee
des TabackSmonopolS sogar mit dem Gedanken um, jeden zu polizeilicher Be-
strafung zu ziehen, der sich beigehcn läßt, ohne Cigarre auf der Straße
sich sehen zu lassen.
Aus einem alten Ritter-Romane ersehen wir, daß unter den edelsten
Rittern der Marken auch das Geschlecht der Buder genannt wird. Ihr
Ahnherr zeichnete sich besonders dadurch aus, daß er die Felder der Marlen von
reißenden Thicren, als da sind Rehböckc, Nikcn, Schnepfen, wilde Enten re. ic.
säuberte, auch manchen Hasen an seinen Spieß steckte. Wie alle Edcln
übete er die Tugend der Gastfreundschaft, und ließ Keinen ohne etliche
Speis und Trank gehen, verlangte auch, in treuer Anhänglichkeit an das Herrscher-
haus, keine» andern NecompenS, als das Conterfei seines geliebten Landesherr»,
aus ein silbern oder gülden Münzlein geprägt. Auf allen Turneien war Keiner
Mannlicher als er, hat^auch Keiner mehr Hälse gebrochen, fürnehmlich
denen Flasche». Von denen Waffen führte er das Schwert weniger als den
Speer, und minder den Wurfspeer denn den Rippespeer. Sein Schild
hatte die Umschrift „Zum Gastronomen", und den Wahlspruch „Wenig,
aber herzlich!" Als Wappen führte er einen sauren Häring im
katzjammernen Felde. Er war stets ein freundlicher, leutseliger Hcrre,
und lebte, wie dn, wenn du stirbst, wünsche wohl gespeist
zu haben! _
Endlich wird die Regierung den Kammern (mit Permissiv» zu sagen) ein
Gesetz betreffend den Schutz des geistigen EigenthumS vorlcgcu. GS ist auch die
höchste Zeit! Muß doch selbst der Preußische Ministerpräsident sich ge-
fallen lassen, daß so ein Judenjunge wie Börne ihm seine schönsten Pointen,
z. B. die „Revolutionaire in Schlafrock und Pantoffeln" stiehlt, um
sie in den Pariser Briefen wie sein rechtmäßiges Eigenthum feil zu biete»!
Tleue Tanz - Ordnung für alle dieszährigen /aschingg-
bälle in Oesterreich.
(Wörtlich copirt.)
1. Camarilla-Jntroduction.
2. Stempel-Quadrille.
3. Lctzter-Zwanziger-LLndler.
4. Jesuiten-Marsch.
5. Agio-Galopp.
6. Steuer-Walzer.
7. Denuncianten-Polka.
8. Aristokraten-Masurka.
9. FricdenS-Jubel-Marsch.
10. Verbrüderungs- und Freiheits-KchrauS.
Im Staatsanzeiger vom 14. December 1850 ist dem E. Riepe ein
Patent auf ein „durch Beschreibung nachgewiesencs neues und eigenthümliches
Verfahren, Stahl zu raffiniren", auf sechs Jahre ertheilt worden.
Herr Stahl soll hiergegen Verwahrung eingelegt haben, weil er keiner
Verbesserung im Sinne des Patents fähig oder bedürftig sei, und die sechsjährige
Tortur weder für ihn noch für den Staat von irgend welchem Nutze» sein würde.
Der König von Sachsen hat sich durch den Hofmaler Vogel von Vogel-
stein unfern Novcnibermann, in Lebensgröße malen lassen.
Fürst Schwarzenberg soll beim Anblicke dieses Kunstwerkes auSgerufen
haben: Ich habe niemals ein niedlicheres Miniatur-Bild gesehen!
Die Nationalzeitung berichtet nach Englischen Blättern, daß man in
fürstlichen Kreisen jetzt ernstlich an einen Krcuzzug zur Wiedereroberung
Palästinas denkt. Man denkt daran, das Königthum der Junen wiederherzn-
stellen. Zum Feldherrn und KriegSminister ist Selig Cassel mit'n Stock
zum ersten König aber Scholem nomine Brühl ernannt, woher auch die
Brühl'sche Terasse, auf welcher jetzt der Christlich-Germanische Staat
auf dem nassen Wege der freien Conferenzen hergestellt weiden soll, ihn»
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Den zahlreichen Freunden des Herrn Selig Cassel mit'n Stock, jwas
„aus Gesundheitsrücksichten" von der Redaction der Deutschen Re-
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