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Sonntag, den 3. August 1851.

ZV. Jahrgang.



Wochenkalender.

Montag, den 4. August.
Man findet bei einer Ausgrabung in de»
Tiefen des.IkrcuzbergeS ein sonderbar geform-
tes glänzend schwarzes Stück einer bisher
unbekannten Erbmasse.
Dienstag, den ö. August.
Alexander von Humboldt behauptet
die Spur eines mächtige» Steinkohlenlagers
entdeckt zu haben.
Mittwoch, den 6. August.
August Böckh erklärt das aufgcfundene
Stück für ein Ueberblcibsel des OstrakiSmuS
oder ein sonstige« Jnventarium aus der
„EtaatShauShaltung der Aihcncr."

Wochenkalender.

Humoristisch-latyrischkö Wochenblatt.

Donnerstag, den 7. August.
Ludwig Reil stab ficht dasselbe für den
Ueberrcst einer altdeutschen „Fis"-Harmo-
nie« an.
Freitag, den 8. August.
Chevalier Anton Edmund Woll-
heim da Fonseca, der vo» einem großen
Englischen Blatte mit der Beobachtung
dieser Naturerscheinung beauftragt ist, hält
dieselbe für eine „Rose im Norden".
Sonnabend, den 9. August.
Der Schusterjunge Gottlieb Pechfin-
ger erkennt in dem Funde sein angcblaktcS
Glas, welches er bei der Sonnenfinfierniß
als Nicsentelcskop gebraucht und bis zur
totalen Sonnenfinfierniß im Jahre 1887 cin-
gcbuddelt hat.
Kladderadatsch.


Diese« Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme der Wochentag«. — Man abonnirl mit 17'^Egr. vierteljährlich bei allen Buchhand,
lunqen sowie bei den Königl. Postanstalten de« Jn° und Auslandes. Jede einzelne Nummer kostet 1'^ Lgr. Die Kedactiou.
Wehe über Euch, Ihr Pharisäer und Schriflgelchrten!
Ihr falschen Propheten und Kalendermacher! Was ist eingetroffen von Euren Weissagungen? Was hat sich
erfüllet am Tage, da der Tag verschwinden, die Natur ihre Natur verleugnen und das Thierrcich glauben sollte, die
Bairischen Pfaffen hätten Recht und die Erde würde uutergeheu?!
Es ist wahr: die Sonne hat sich beschatten lassen vom keuschen Monde — das ist aber auch Alles
— das ließ sich berechnen — das wäre auch ohne Eure Berechnung geschehen. —
Alles Uebrige Hit G»re Prophezeiung Lügen gestraft!
Die Sumpflanzen haben sich nicht geschlossen und die Unsiunpflanzen haben sich nicht verändert, was
auch Rellstab aus eigener Beobachtung fabeln möge.
Die S chaafc und Ochsen haben die Köpfe nicht ängstlich zusammengcsteckt und die Schwänze nicht mehr als
sonst hängen lassen und was ein guter Bürger ist, der zahlt seine Steuern pünktlich.
Die Sänger in den Lüften haben sich nicht erschrocken und die Sänger in den Käfigen sind nicht ver-
stummt, obwohl Weichselmünde dem total verfinsterten Rußland noch näher liegt als Hohenasberg.
Die Fledermäuse sind nicht aus Ihrem Versteck hervorgeflattert und die Jesuiten in Berlin noch nicht
sichtbar getvordcn.
Die Dunkelheit war keine vollständige und der Bundestag konnte seine Arbeiten ungestört fortsetzen.
Die Sterne erster Größe wurden vergeblich gesucht und unsre Minister waren sämmtlich verreist.
Die Lebendigen bekamen nicht das Aussehen von Schatten und die Schatten blieben lebendig, und der
Preußische Gesandte, Herr von Nochow, feierte die Verfinsterung auf Schloß Johannisberg, allwo Fürst Metternich die
Frankfurter Diplomaten speiste. — Prosit die Mahlzeit! —
Darum Wehe und aber Wehe über Euch, Ihr Schriftgelehrten, Pharisäer und Sterndeuter!
Es ist nicht finstrer geworden denn vorher, ja es blieb selbst in den Augenblicken der totalen Verfinsterung so
hell, daß alle Preußen die Einberufungs-Ordre zu den Provinziallandtagen lesen und die Dänischen
Offiziere unsre Grcnzfeftungen besichtigen konnten. Kladderadatsch.
 
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