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Der Möbelfuhrmann Kollerhahn
ist abermals mit Ausladen beschäftigt.
Nu zieht der Mann schon wieder! Des is nu seit vier Jahren das fünfte Mach deß ick die faulen Möbel ru», schleppen muß. Un wird immer
ekliger. Is allenS durch die Zeit so wacklich un auseinander, ick habe immer Furcht, die janze Jeschichte jetzt mich mal auU'n Leim, und ick bleibe
mit uf de Straße sitzen — denn is de Barrikade fertig. Ne, ick sage, cs taugt doch jar nischt mehr, was heut zu Tage jemachk wird. Wenn man sich st>'n
olles Möbel von dunnemals ansieht, was det vertragen konnte, was det jehalten hat. Aberst der neue Kram! Ach Jotte doch! Da hat sich „u dieser
Mann Ostern 48 janz neu cinjerichtet. AllenS propper fournirt un uf Englische Rollen. Aber et jeht kecne Ecnzigc mehr. Wie ick des zweite
Mal mit ihm zog, Michaelis 48, da war ick schonst janz außer mir, wie sich des AllenS in des halbeJahr bestoßen hatte. Deß sich die schöne Helle Röthe
von die Mahajony-Sache» verloren hatte, da will ick nischt sagen, des macht die Zeit, die AllenS dunkelt. Aber janz schwarz mit weiße Streife» von die
loSjelösten Fonrnicre, dieser Anblick war mir doch zu überraschend in diese kurze Vcrstossenheit. Ick sagte indeß nischt, weil ick merkte, deß der Mann am Ende ooch
im Stillen cinsah, deß er betrogen war — mit diese Mobilien. Er hatte sie cenmal ufn Halse, er steckte drin, er mußte sie behalten. Denn alle Jahr kann
sich der Mensch »ich neu cinrichten. Ostern 49 schickt er nu schonst wieder zu mich: AuSziehn! Et war' ihm zu enge, erbrauch 'ne Kammer mehr. Also
wieder rum' un ruf mit die janze Pastete von de Breite Straße nach de Anhalt-Straße. Na — besser sin die Sachen »ich geworden von dem Um-
zug, des steht fest! Indeß aber, mcente er, diese Wohnung jefällt mich, cS is eene stille Jcjend, die Aussicht iS doch wenigstens in'S Freie, — hier bleib' ick
lange wohnen! Ja, prost Mahlzeit. Anderthalb Jahr druf jings nach de Dresdner Straße. Da war nu aberst schon von de Mobilien »ich ville mehr zu
jebrauchcn. Er mußte sich zum Theil mobilisiren und deniobilisiren. Vor det Letztere jab ihn, natürlich kccn Mensch was, aber det Erschte, det hat
jekostct! Na, sagte er, schadt nischt! Lehrjcld muß jeder jeben, un davor wohn' ick jetzt anständig. Ja, Kuchen! Da stehn wir nu wieder mit dem janzen
Krempel! Wo zieh« wir denn nu hin, Männecken? Nach de Alte Frankfurter Straße? Billige Micthc? AllenS bequem, un nich hoch —
parterre — janz parterre? Aber die Sachen sehn aus! Hnrrjös! Des Alte rujcnirt — des Neue rujenirt! — Ne, Männecken, ick bin keen Kra-
kehlcr, — aber Sic müssen bald eene neue Einrichtung haben — feste — solide — massiv — Eiche— des paßt vor uns — »ich Amerikanische
Fourniere — des is Kladderadatsch.

k' v » i 11 v t o i».

Die strengen Maßregeln, welche man gegen die Fremden in Paris ergriff,
sind jetzt aus alle Departements ausgedehnt worden. Alles, was fremder Zunge
angehört, wird ohne Gnade und Barmherzigkeit auSgcwiescn. Wenn das so
fortgcht, so dürfte man bis zum Mai des künftigen Jahres in Frankreich
wirklich nur eine Sprache hören!

Der Buchhändler Gerold in Wien hat Herrn Kura »da die Ostdeut-
sche Post abgckauft und 20,000 Gulden dafür bezahlt, nachdem Herr Kuranda
sich ausdrücklich verpflichtet, mindestens ein Jahr lang nicht für Journale zu
schreiben. Man sicht, Herr Gerold gehört zu den wenigen Buchhändlern, welche
für die Literatur etwas außerordentliches gethan haben.

Einzelne Blätter sprechen sich mit Entrüstung über das strenge Verfahren
der Ocsterreichischcn Regierung in Italien aus. Namentlich sind sic darüber
erbittert, daß der strenge Profoßen-Arrest, welchen viele Personen wegen unbe-
deutender politischer Vergehen zu erdulde» haben, noch durch einmaliges Fa-
sten in der Woche verschärft wird. Man vergißt dabei, daß gerade diese
Strafe es ist, welche in siebenfacher Verschärfung der größte Theil aller
Europäischen Untcrthanen jetzt erdulden muß.

Aefcheidene Anfrage.
Die Zeitungen melden, daß in Kurzem die gesammelten Rede» des
Ministerpräsidenten Herrn von Mantcufscl erscheine» sollen. Soll das
bloß eine Sammlung der zerstreuten Reden in den Kammern aus de»
stenographischen Berichten, oder sollen auch die in den andern Restau-
rationen gehaltene» Reden des Herrn von Mantenffcl mit aufgenommen
werden? Um gütige Belehrung bittet
Einer, der sich diese Reden gleich nach ihrem
Erscheine» kaufen möchte.
An -er Kornbörse.
Mansche Pommer. Wie heißt? Cie wollen s-nncn e Demckrat, un
haben gebracht 'n Roggen so hoch, daß er schon kost't mehr wie der Waizen?
Koppel Schieß. Ob ich bi»? Wcrd doch der armer Mann vor
Dalles Weißbrot essen!
Mansche Pommer. Braver Mensch!

Graf Zork hat sein Mandat als Abgeordneter der ersten Kammer nieder-
dcrgelegt. Meister Rauch soll mit der Anfertigung einer Statue desselben als
Palaistcs für den neuen Sitzungssaal der ersten Kammer beauftragt sein.
Ju'n Morjcn, Herr Fischer!

Die Neue Preußische Zeitung beschäftigt sich lebhaft mit der Frage,
was die Regierung mit den nächsten Kammern anzufangen habe, wenn dieselben
Opposition machen sollten. Sie beantwortet diese Frage dahin, die Regierung
solle weder den Kammern nachgebcn noch dieselbe aufheben, sondern sie ruhig
reden lassen. Wir fürchten gar nicht, das die Regierung in den Fall kommen
werde, mit den Kammern etwas anfangcn zu müssen; wir leben viel-
mehr der frohen Hoffnung, unsre Volksvertretung werde das Wort des alten
Claudius beherzigen und sein
Wie eine stille Kammer,
Wo ihr des Lebe»« Jammer
Verschlafen und vergessen sollt.

Die abgebrannte erste Kammer ist jetzt fast gänzlich abgerissen, und
der Durchgang nach der Französischen Straße soll am lö. Oktober eröffnet wer-
den. Von diesem Tage ab kann dort alles passiven, während früher an
jener Stelle niemals etwas passirt ist.
In dem „dritten Bilde" von der Londoner Reise des Herrn Rellstab,
welches er selbst „ein Prachtstück" nennt (Voss. Zeitung, Nr. 226, zweite
Beilage), spricht derselbe von der Sonntag, von dem „reizenden Lächeln, wel-
ches ihr einst halb Europa zu Füßen legte" w. ic. Er nennt ihren Erfolg
„so glänzend, und mit Recht so glänzend, daß keine ihrer Zeitge-
nossen — Jenny Lind, die überall die unerreichte Ausnahme bil-
det, abgerechnet — mit ihr wetteifern kann."
Wie man hört, ist Herr Rellstab gegenwärtig damit beschäftigt, eine ver-
mehrte und verbesserte Aussage von der „Schöne» Henriette" für den
Buchhandel vorznbcreitcn.
Man verargt cS dem Herrn von der Psordtcn, daß er, ehemals ein
Gegner des Mctternichschcn Systems, dem Ocsterreichischcn Kanzler seine erge-
bensten Huldigungen cntgegengcbracht hat.
Man sollte doch bedenken, daß Pforten mit Thoren identisch sind.


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