Lerlin, öcn 5. Mai 1861.
Tir. 20
XIV. Jahrgang.
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wir
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WochenKalender.
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Montag, den 6. Mai.
Man hätte nicht gedacht, daß er sei«
nein Vorgänger so ähnlich werden würde.
Dienstag, den 7. Mai.
Unzuverlässig, launisch, wetterwendisch,
bald zu rauh, bald zu lau, täuscht er Aller
Erwartungen.
U
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V
- und Andere.
Mittwoch, den 8. Mai.
Diejenigen, welche von ihm die neue
Aera einer desieren Zeit daliren wollten,
fangen bereits an, über ihn zu murren.
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Wochenkalender.
Donnerstag, den 9. Mai.
Er tritt so ganz im Charakter deS ver-
meintlich gestürzten Regiments aus, daß
selbst die Gläubigsten an ihm irre werden.
Freitag, den 10. Mai.
Die Stimmen, welche ihn sonst ge-
priesen, verstummen; die einzigen, die sein
Lob noch krächzen, sind die alten Raben.
. Sonnabend, den 11. Mai.
Um Mißverständnisie, ConfiscaÄonen und
dergleichen zu vermeiden, erklären wir hier-
durch ausdrücklich, daß wir nicht etwa von
einem Minister, sondern lediglich vom —
Monat Mai sprechen.
Kladderadatsch.
Humorifkisch-salynsches UJocfjenDfntt.
Dieses Blatt erscheint täglich mit Ausnahme der Wochentage. — Man abonnirt mit 21 Sgr. vierteljährlich für 15 Nummern bei allen Buch-
handlungen. sowie bei den Postanstaltcn de- In- und Auslandes. — Einzelne Nummern swenn solche noch vorhanden) h 2j Sgr.
Eine Stcröc=Scene
(Frei nach einer alten Fabel.)
Der
' öcr Verfall-
et so >e-A
Ein armrr Landtag lag im Sterben,
Er suhlt', cs fei nun bald ju End';
Da rirf rr zu sich feine Erben
Und sprach: „Vernehmt mein Testament!
Ihr sollt euch thrilen in die Masse
Nach altem brüderlichem örauch:
Dir Schulden, die ich hinterlasse,
Ihr mögt sie übernehmen auch.
Was ich im Leben angcfangrn
Und jetzt nicht mehr vollenden kan»,
Es soll durch euch ans Ziel gelangen —
Doch, Linder, sangt es besser an!
In meinen Schmerzenszügrn lese»
Mögt ihr, da sich die Seele trennt:
Was ich gethan, was ich gewesen,
Es war und blieb nur — ein Fragment.
Was mich in meiner letzten Stunde
Jetzt drückt mit wahrer Lentnerlast,
Das ist — beherzigt diese Lunde:
Ich habe meine Zeit verpatzt!
Ich sprach, wo ich hält' schweigen sollen:
Ich war auf meiner Lebensbahn
Vertrauend den Vertrauensvollen
Äch, oft zu sehr nur nnterthan!
Ich schwieg, wo ich hält' reden sollen.
Wo mir die Galle übrrlirf;
Ich war auch bei des Zornes Grollen
Äch, leider nie initiativ!
Und was mit scharfem Weh nicht minder
Mich quält ans meinem Sterbebett,
Das ist — ich will es euch, ihr Linder,
Zchlirtztich enthüllen — mein Sudgrt.
Zwei Häuser Hab' ich einst besessen,
Und in dem einen lag rin Schah;
Den mögt ihr heben einst, indessen
Latzt euch bezeichnen erst den platz:
Wenn ihr das eine reistet nieder-
Wir wird mir? — Weh, mein Geist entflieht! —
Dann wird-wir sehn uns droben wieder!"
Er sprach es und — verschied.
Kladderadatsch.
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Freitag, den 10. Mai.
Die Stimmen, welche ihn sonst ge-
priesen, verstummen; die einzigen, die sein
Lob noch krächzen, sind die alten Raben.
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Um Mißverständnisie, ConfiscaÄonen und
dergleichen zu vermeiden, erklären wir hier-
durch ausdrücklich, daß wir nicht etwa von
einem Minister, sondern lediglich vom —
Monat Mai sprechen.
Kladderadatsch.
Humorifkisch-salynsches UJocfjenDfntt.
Dieses Blatt erscheint täglich mit Ausnahme der Wochentage. — Man abonnirt mit 21 Sgr. vierteljährlich für 15 Nummern bei allen Buch-
handlungen. sowie bei den Postanstaltcn de- In- und Auslandes. — Einzelne Nummern swenn solche noch vorhanden) h 2j Sgr.
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(Frei nach einer alten Fabel.)
Der
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Da rirf rr zu sich feine Erben
Und sprach: „Vernehmt mein Testament!
Ihr sollt euch thrilen in die Masse
Nach altem brüderlichem örauch:
Dir Schulden, die ich hinterlasse,
Ihr mögt sie übernehmen auch.
Was ich im Leben angcfangrn
Und jetzt nicht mehr vollenden kan»,
Es soll durch euch ans Ziel gelangen —
Doch, Linder, sangt es besser an!
In meinen Schmerzenszügrn lese»
Mögt ihr, da sich die Seele trennt:
Was ich gethan, was ich gewesen,
Es war und blieb nur — ein Fragment.
Was mich in meiner letzten Stunde
Jetzt drückt mit wahrer Lentnerlast,
Das ist — beherzigt diese Lunde:
Ich habe meine Zeit verpatzt!
Ich sprach, wo ich hält' schweigen sollen:
Ich war auf meiner Lebensbahn
Vertrauend den Vertrauensvollen
Äch, oft zu sehr nur nnterthan!
Ich schwieg, wo ich hält' reden sollen.
Wo mir die Galle übrrlirf;
Ich war auch bei des Zornes Grollen
Äch, leider nie initiativ!
Und was mit scharfem Weh nicht minder
Mich quält ans meinem Sterbebett,
Das ist — ich will es euch, ihr Linder,
Zchlirtztich enthüllen — mein Sudgrt.
Zwei Häuser Hab' ich einst besessen,
Und in dem einen lag rin Schah;
Den mögt ihr heben einst, indessen
Latzt euch bezeichnen erst den platz:
Wenn ihr das eine reistet nieder-
Wir wird mir? — Weh, mein Geist entflieht! —
Dann wird-wir sehn uns droben wieder!"
Er sprach es und — verschied.
Kladderadatsch.