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A2-0

^^^.Weodor von Messyirien ILMZZ

Kladderadatsch.

Ein lustig Licdlcin,c^W

bei der Mairnbowle ju singen.

Ü)cil dir, du nationaler Braun!

Heil dir, du rothcr Becker!

Euch Preisen alle Zecher traun
Als neue Lebcnswccker.

Der Durst ist groß an Spree und Rhein,

In jedem Stand und Lande;

Allein die Schoppen sind zu klein,

Zu Deutschlands Schmach und Schande!

Ihr spracht — cs schwand im ganzen Haus
Der finstren Stirnen Runzeln —

Dies große Wort gelassen aus;

Selbst Pfäfflcin sah man schmunzeln:

Die Schoppen sind zu schmal im Reich,

Zu ungleich schier auf Erden;

Sie müssen alle, alle gleich,

Und müssen größer werden!

Denn bei Samt Bacchi Feuergeist,

Bei meinem durst'gen Zäpfchen —

Was in Berlin mau Schoppe» heißt,

Das beißt am Rhein — ein Näpfchen.

Die Wirthe üben fünd'gen Brauch
Zum Tort dem Zechcrwohlc:

„Mehr Glas als Wein, mehr Hals als Bauch" —
So heißt der Hernr Parole.

Sieht man den Hals am Schoppe »glas,

Den fast giraffenlangen.

Da schämt sich ja ein Zecher baß,

Damit erst anzufangen!

Die Hälse fort! Den Bauch hervor! —

So rufen Prenß' und Schwabe;

Nun sorgt, daß unser Schoppen-Corps
Das richt'gc Maß auch habe!

Dasselbe Maß, denselben Schnitt
An Donau, Rhein und Elbe!

Der Durst ist — das bedenkt, ich bitt' —
Allüberall derselbe.

Das gleiche Maß! Schafft ein Gericht,

Die Maße zu probircn,

Und solltet ihr das Gleichgewicht
Auch drob manchmal verlieren!

Zu Schoppenrichteru ruft herbei
Der Erde durst'ge Seelen;

Bergeßt auch nicht die Klcriscy,

Die darf fürwahr nicht fehle».

Prüft jedes Fläschlein, wies gebührt,

Nach Dicke oder Feinheit;

Ein Ritt er Humpen sei erklärt
Als Deutsche Schoppen-Einheit!

Juchhe! Welch froher Zecherschall
Wird dann die Welt durchklingen,

Wenn erst die Deutschen überall
Bei gleichen Schoppen singen!

Wie wird sich ärgern EN und SIE,

Wie grollen Hinz und Peter
Dann ob der Seelenharmonie
Der Deutschen Schoppcnstädter!

Herr Wirth, noch einen Schoppen her,

Doch einen von den dicken,

Auf daß wir bald vom Fels zum Meer
Ein einig Reich erblicken!

Auf gleiches Maß in allen Gau'»

Bis zu der Alpen Koppen!

Stoßt an: Hoch Becker und Herr Braun!

Und hoch der Bundesschoppen!

Kladderadatsch.

O^ZFemUeio«.^ZO

Nothgedrungene Erkkärung.

So cbm vernehme ich, daß in dem Wappen der Fürsten von Hohenlohe
sich ein Leopard befinden soll. Ich sehe mich dadurch veranlaßt, zur Ver-
meidung von Mißdeutungen hiermit ausdrücklich zu erklären, daß ich bei den
Worten:

»Da speit das doppelt geöffnete Haus
Zwei Leoparden auf einmal aus" —
nicht im cntscnttcstcn daran gedacht habe, dem verehrlichcn Zollparlament
wegen seiner Biccpräsidcntcn-Wahlen meinen „Handschuh" hinzu-
werfen. Friedrich von Schiller,

Nordsüddeutscher Abgeordneter für

iln ülisem Hause Rothschüsd.

Gut Heul! Gut Heul! Für unsrem ^>olk von glücklücher Bedeutung
Scheunt mür dü Nachrücht, dü hür stöht ün düser Boss'schen Zcutuug:
Uehr, dü ühr längst durch eurem Gold dü ganze Wölt behörrschtet,
Baronüsürt nücht länger; nmn, ühr würdet jäßt — grsvrschtet!


Der «fnebfertige.

DaS Chasscpot, das Chaffepot
Bewährt sich schließlich doch nicht so
Wie ICH gedacht, wie ICH gehofft;

Das Chaffepot versagt zu ost!

ES fehlt daran »och das und dies —

Ach! wie ist doch der Friede süß! —

Der dünne Lauf wird leicht zu heiß —

Dem Frieden sag' ICH Lob und Preis! —
Die Flugbahn ist zu hoch und steil —
Entwaffnung ist der Völker Heil! -
Die Nadel biegt sich ost an ihm —

ICH bin mit aller Welt intim! —

Das schloß verschleimt in kurzer Zeit -
ICH sch' auf Deutschland ohne Neid! -
Nicht scharf und sicher ist der Schuß —

Man acccptirt gern, was man muß! —

Die NemingtonS sind schon bestellt —

Bis sic complct, las," ICH der Welt
Einstweilen Frieden, Glück und Ruh'.

Niel, schließ den JanuStempel zu!

Kladderadatsch.
 
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