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186

CZwirgrspräch.

Seit man die Kronideu einstens gut dotirt appanagirte,

Lebt in seinem Hinterstübchen Zeus, der alte Pensionirte.

Stumm und einsam, Wolken paffend, liest er nur den Onkel Spener;
Selten nur besucht den alten stillen Herren Der und Jener.
Weltvergessen, weltvergessend kann ihn Wen'ges nur verdrießen;

Aber heute Wolken schnaubend, stampft er zornig mit den Füße»,
Hinkt zur Thür mit lautem Fluchen, schreit und weitert ans der
Schwelle:

„Ruft mir meine Tochter Klio, daß sie komme aus der Stelle"! —
And sie komnit, die Elegante, in der modischen Garderobe,

Mit dem riesenhaftsten Chignon und in Bismarckfarbner Robe.
Naserümpfend tritt sie näher, und vom Wolkendnnst nmdüftet
Hüstelt sie: „Papa, Ihr habt wohl ein Jahrtausend nicht gelüftet?"
Staunend mustert sie der Alte, immer stärkre Wolken blasend:

„Sag' mir, wurden denn die G v 11cr," — ruft er — „wie die Menschen,

In so toller Maskerade lass' dich nie mehr vor mir sehen!

Nur auf eine Frage sollst du Rede mir und Antwort stehen.

Ist es wahr, was ich hier lese? Wagt man es in diesen Tage»,
Tausendjähr'ge Dynastien gleich der Dienstmagd fortzujagen
Ohne Schlacht und Kampf und Schrecken? Wechselt man - - es war'

Wie am Samstag seine Wäsche, jetzo die Negierungsform?" —

„Papa, ich bitte, welche Scene, und gar um solche Kleinigkeit!
Es eultivirt sich" — lachte Klio — „nur eben Alles mit der Zeit!
And auch die Weltgeschichte wurde darum manierlich und patent;
Sie ist nicht mehr die blut'ge Furie, die mordend wüthet, sengt
und brennt.

Man revoltirt und schlachtet blutlos und äußerst billig, wie Sie sah'n;
Die Technik der Nevoluiionen vereinfacht sich und wird human.
Man echauffirt sich nur fanatisch bei uns noch im Komödienspiel,
Sin Leben bleibt man diplomatisch und ealeulirt eract und kühl.
Man schlägt mit Zahlen statt mit Schwertern, man accordirt auch

Zu Anarchie und Blutspectakel kommt es daher so leicht nicht mehr.
Nein, ganz legal und höchst respectvoll setzt vor die Gränze man den

Und sendet statt der Guillotine — ein Dampsschiff zur Disposition.
Auch köpft man höchstens noch — in Büste, und hängt symbolisch
noch — im Bild,

V erä n d ert auf dem Stempelbogen und Moniteur das W a p p e n s ch i ld,
Beflaggt ein wenig, zieht die Glocken, macht Abends Illumination —
So wird zum Bolksfestgeurebilde der Schrecken der Revolution.
And spielt man dann die „Siegeshymne" zum Schluß nur etwas
rauschend — sieh!

So fällt, wie von dem Baum die Pflaume, die überreife
Dynastie.

So jetzt in Spanien, wie du lasest. Man überträgt mit vielem Glück
Die rationelle Wechselwirthschaft jetzt auch auf Staat und

„So? Ach so!" — sprach Zeus bescheiden, als die Tochter nun verstummte,
Und von all den Wunderdingen ihm verblüfft der Schädel brummte,
„Nichts für ungut, liebe sclio: Ja, wer hätte das gedacht,

Daß man jetzt Revolutionen einfach mit — Musik nur macht!"
Aber still brummt er, die Thüre schließend hinter Klio's Knir:

„Auch die Welt wird alt; schon sielen ihr die Zähne aus, beimStyr!

Äladderadalfch.

Man schreibt unS aus Rom: Die Erhebung Spaniens und die Flucht
seiner LandeSmutter ist daS Erzeugnis einer ganz verwerllichcn Machination.
In einem der verrusensten Stadtlbeile Berlins lebt nämlich eine sehr cor-

pulente Frauensperson, unter dem Namen Mutter D. bekannt, die eine

sabelhaste Aehnlichkeit mit der Königin Jsabella besitzt. Schon seil längerer
Zeit ist sie jedoch abwesend, und wie mau vermuthet, an JsabellenS Stelle
getreten, welche ven den Demagogen nächtlicher Weise geraubt und nach einem
einsamen Felsenschloß am Meer sistirr worden ist. Daß die leitenden Staats-
männer eines gcwiffen Norddeutschen Staates dieser Jntiigue nicht fern
stehen, liegt nahe. Kanu ja doch der protestantischen Propaganda nichts er.
wünichtcr sein, als die katholische Tugend an den Pranger der Lüdcrtichkeit
gestellt zu sehen! Daß ferner der Jude d'Jsraeli, deffen Vorfahren in
Spanien vielfach verbrannt wurden, die Hand mit im Spiele hat, erscheint
eben so wahrscheinlich, als daß Rothschild die Verlegenheit deS unglücklichen
Marfori benutzend, die ,goldene Rose" an sich gebracht hat. Welche
Entweihung! Die heilige Blume vielleicht im Haar der Frau deS Semiten
auf dem Ball eines christlichen Gesandten! Wahrlich, wahrlich, ein Tor-
quemada thut uns nolb!

Spanier!

Da ich Isabellen nicht folgen will, so bitte ich, mich zu vergeffen.

Der Herzog von Montpensier.

Mich auch! Don Carlos.

Mich auch! Der König von Portugal.

Mich auch! Marfori.

Die große Trockenheit diese» JahreS hat Spanien die ganze Acrndte
gekostet. DaS Land geht daher einer HungerSnvih entgegen, da Jsabella
den Staatsschatz mitgenommen hat, welcher die Mittel zur Beschaffung von
Cerealien aus dem Ausland enthielt. Man hofft jedoch, daß der heilige
Vater den Spaniern zur Buße für ihre Versündigung an der Rosen-
trägerin"'! so viele Fasttage auferlegen wird, daß der von ihrer Königin
verlaffenen Nation die Hungersnotb nicht empsindlich werden dürste.

Folge der neuesten Ereigniffe sehen wir uns veranlaßt, die Besitzer
älterer Ausgaben der in unserem Verlag erschienenen Schiller'schen Tragödie
„Don Carlos" um Streichung folgender Verse zu ersuchen:

.Ganz Spanien

Vergöttert seine Königin.

Man ist — lehr ruhig in Madrid.

Die Sxan'schen Königinnen haben Müh'

Zu sündigen.

Ist stcch genug, mit giftigem Verdacht
Die engelreine Tugend anzuhauchen?

Die beßte Königin so tief :e. :c.

Ergebenst

I. G. Cotta in Stuttgart
und Tübingen.

Der besuch des -freiherrn von der Heydt öet dem
grafen liismarck in Varzin").

Wichtige Enthüllungen und intcrefsantc Beiträge zur Zeitgeschichte.

ES war an einem grauen Herbstmorgcn des JahieS 1SG‘, als man in
der Gegend der von der Heydtbrücke in Berlin an einer großen und
schönen Villa einen Wagen halten lab. Ungeduldig stampften die Rosse.
Von Zeit zu Zeit pfiff der Kutscher, als wollte er sich die Zeit deS Wartens
vertreibe». Endlich erschien ein wohlgenährter Mann in Ncisclleidung und
in Begleitung eines Dieners, zu dem er beim Einstcigcn ziemlich vernehmbar
! die Worte sagte: „Nach dem Stettiner Bahnhof!"

! _(Forlsevung in einer der nächtten Nummern.)

i •) linier diesem Titel hoffen wir eine Neide üderauS pilanier Mitlblilungen au»
l der Zeder eines unserer geachletsteu Schrislsteiier bringe» zu können, und bitten
j daber, da? Abonnement aus unser Matt rechtzeitig zu erneuern, da wir bei der Aer-
I Itärlung der Auflage Eremplare nachzuliesern nicht mehr im Stande sein dürsten.


Müller. Mio

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Müller. Hier
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