Kladderadatsch: Humoristisch-satirisches Wochenblatt (23.1870)

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Berlin, den 6. Februar 1870.

XXIII. Jahrgang

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Vocheiiliafeukier.
Montag, den 7. Februar.
Haoncr — Minu'wrvrü'ibcltt'.
l>xin; Wien 'cbwimmt '(bier in 'Wonnen
Von einem bis rum andern t'nd.
Denn Carncv.it bal begonnen!
Dienstag, den Februar.
Giskra sür'-< Innere, und dabei
In neuge'tba^ener Wnrdc
Minister der beben Pelinu —
Wclcb narrud'.temi'cbe Bürde!
Mittwoch, den 9. Februar.
Srremavr für Kultus und Unterricbt.
Banbans rum.'?eil für die 'Bauern!
Wie lang wobt wird die tun ge l^e'lbicbt
Im lu'tigen ^eslreici' dauern?

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wochenkall'nrn'r.
Donnerstag, den I". Februar.
Herbn für Juni;! —Auf dem Pe'ien bleibt
Brenel als ansgetragner
,>inanrmann. Plcner den -Handel treibt.
Decb für den >Uicg 'ergt 'Wagner.
Freitag, den II. Februar.
So 'int vertbeilt die Nellen all'
Und Alles mi'lbt iicb munter.
-Ccrr 'Beuit 'cl'aut als Prinr l'arneval
Auf das narri'cbe Treiben berunter.
Sonnabend, den 12. Februar.
Cr denkt: wctd' narri'lber He^nungstanr
Beim bauten der Dcl'ellenkappen!
Cs in tecl' Alles nur Mummcn'cban;
Iür Narren und ''(.arren-srnappen.
>r latderadatick.

Humoriflisch-snlyrisches Wochenbüilt.



Trip! Trip! Lmrral)!
Eine alte Gcfchiö,te, neu aufgelegt.

cranS! Heraus! Ihr habt genug gcschlascn!
Hervor aus eures Schreines dunkler Haft;
iT,8u neucni Leben und zu ucucr Kraft
" Erwacht, ihr — Nichtbestäl'gnngö-Paragraphen!
ES war einmal ein Mann, der — ja, wie heißt er?
Ich weiß cs nicht. Was lhut'S? Genug — er war
Trotz Tein und Gencin manches liebe Jahr
Zu Solingen erwählter Bürgermeister.
Er war ein Böfcwichl: wollt' selber denken
Und handeln stets nach Ucbcrzengnng frei;
Er zählte pfui! — sich zur Fortschrittspartei,
Und — weh! — conccssionirlc viele Schänke»!
Er zog mit Schleswig-Holsteins Kampsgenosscn
Ans Ucbcriiiulh bei Zdstcül ins Äcscchl;
Dort bat zwei Kugeln — das geschah ihm recht! —
Ter brave Tän' ihm durch den 2cib geschossen.
In seinen Acten — Trägheit ohne Oiränzcn! —
Fand manches „lose Blatt" man cingercihl!
Noch mehr; er trieb die „Pflichtvergessenbeit"
Sogar bis zu — „verkehrten Actcnschwänzcn"!
Und diesen wüsten Struwwclpeicrknabc»
Erwählen jetzt zum Bürgermeister sie
Zum zweiten Mal? — Nein, das ist Felonie!
Tas darf nicht sein, Kühl weiter will's nicht haben!
Kühlwctter, wer ist das? — Bicllcicht erinnern
Sich alle teilte aus dem „tollen Jahr"
Tes Namens: n»ii<» v1"s-t8 war
Im Bölkcrlen; Minister er des Innern.

Ja, aimn Nimpler krönt' er das Gebäude
Ter Freiheit in Berlin, und heute noch

Kennt man den „Batcr der Konstabler"; doch
Kurz war der Schmerz, und — später kam die Freude.
Stolz haust' er „7? unter den Linden",
Höchst liberal und constilntionell!
Toch könnt' ihn eines Abends im Hüte!
Tas sonveraine Volk — durchaus nicht sindcn.
Seit jenem Abend ward er ungeheuer
konservativ, lo>,al und gutgesinnt;
Kein Wunder war eS: das gebrannte Kind,
Wohlweislich schcul'S fortan der Freiheit Feuer!
Er ward zur Freude aller guten Geister
NegierungSpräsident, znm Heil der Welt;
Und der ist's, der jetzt spricht: „Nein, er gefällt
Mir nicht, der neue alte Bürgermeister!"
Und also ward der Edle von Kühlwetter,
Ter weiland Liberale, jetzt der Hort
Ter biedern Junker durch sein großes Wort
Zum zweiten Mal des Baierlandes Netter.
TaS Wort, das er gelassen ausgesprochen,
Ter Herr Minister börl's, und dieses Mal
Bcrwcigcrl die Lcstäl'gnng er der Wahl
Tes MaiincS, der so Schreckliches verbrochen.
Warum? — so fragt neugierig in der Kammer
Wohl Mancher: nnd die Antworl ist: „t'-rr kel
k8l not,-«' plsisir!" — Höchst coiistiluiionell
Folgt Beifall rechts, und links der — Katzenjammer.
Wir aber rufen: Heiliger Wcstphalen!
Tie gute alte Zeit ist wieder da!
Hoch vivat Eulenburg! Trip! Trip! Hurrah;
Nacht muß es sein, wo unsre Sterne strahlen!


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