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Berlin, btn 4. Fcbruar 1872.

XXV. 3af)rflttiig.

»onntrflon, den 8. Februar.

Wie kam er denn ,u dieser Ehr'?

Wad Il>at er? WaS ersann er? —
»Fragt mich nicht lang', und reicht mir her
aw --iße Narrenbanner!"

Freitag, den S. Februar.

Was willst du in dem fernen Reich
Denn mit dem weißen rappen? —
»Daraus will schneiden ich sogleich
Mel tausend Narrenkappen."

Sonnabend, den 10. Februar.

„Die bring' ich ihm als Huld'gungs-Zins,
Und mit der größten krön' ich
SeinHaupt. I ch bin nur ein N a r r e n p r i n z,
Er ist der Narren Kör' "

-sibirisches Ttfodjcnßfaff.

Kladderadatsch.

"Martlimle aus einer noch unvollendeten Komödie.

pikan!!„>

Ifljt —Der (Eljonts Lrs Nachtgevögels aus dem Lnsch.

HlÄZeh! Weh! Weh! Weh! Waö erleb' ich heut? Welch Wort ist zu mir gedrungen?

°2^>Ein vernichtend Wort, scharfbcißcnder Zähn' haarwuchstgem Zaun entsprungen,

Wie des Donners Schall, wie Brausen deö Sturmö, Unheil mir kündend, erklungen!
i Einer Riesenstrcitaxt keulige Wucht, von Hünenarmen geschwungen,

^ Bon der kantigen Schärf' ein spaltender Hieb in jedem schneidigen Satze
1 Fiel nieder aufs Haupt mir — Weh! Weh! Weh! — mißachtend die heilige Glatze!

( Nicht Wehrenpfennigs milde Mensur und theoretischer Eifer,

Nicht Bethusy-Hue, der hochgräfliche Zeitstromstirnlockcnergrciser,

Nicht des feinen Virchow geschmeidige, doch stets scharf geschliffene Klinge,

Nicht deö Falken Jugend, der, flügge kaum, die frischgewachsene Schwinge
Borsichtigen Schlags zu regen versucht, ob der hohe Flug ihm gelinge —

Bor dieser Kämpen vereinigter Macht wär' meine Furcht nur geringe!

Aber jetzt kam Er, der schweigend bisher, wie eö schien, und fern der Partei stand.

Mit rauschendem Fittig, deö Reiches Aar, dem jungen Falken zum Beistand.

Wie der Blitz aus dunkeln Gewölkes Nacht, so fuhr er dränend hernieder,

Und hinein in die schwarze, die nächtige Schaar. Wie schlägt sein rauschend Gefieder.

Wie zauset und rupft seines Schnabels Gewalt, vorn, hinten, unten und oben,

Daö Gevögel der Nacht, daß flatternd umher die Federn flogen und stoben!

Wie bot er doch uns, der schleichenden List, trotz grimmen -Hohnes und trotz Spotts,
Windthorstigem borstigem Welfenkrakehl, der verbissenen Wuth Mallinckrodts Trotz!

Wie verfolgt' er mich in die Kreuz und Quer, in die verworrensten Züge!

Wie riß er entzwei mit packender Faust die Spinnengewebe der Lüge!

Der gewalt'ge Schlag, der heut mich traf - wer wird die Wunden mir heilen?

Und geflügelten Schritts — Weh! — über mein Haupt sch' dao Bcrderben ich eilen!

Waö nützen mir jetzt, da getroffen ich bin von der Wahrheit schmetterndem Fluche,

Die centripetalcn rundschauerlich-Gerlächerlichen Besuche?

Und waö hilft mir mein lutherischer Freund, der im Busch sanft flötende Sprosser,

Der melancholische Sänger der Nacht, der kirchenzuchthänöliche Strosser?

Weh! Schaaren wir uns, und lasset uns ziehn weit vom Btöinärckifchen Sande,

Mit Schmerzenogeächz, mit Wehegekrächz.

Zu dem Quell des Rechts und unsres Geschlechts,

Zu deö Tiber heiligem Strande!

cLAHDL- Kladderadatsch.
 
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