Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kladderadatsch: Humoristisch-satirisches Wochenblatt — 34.1881

DOI Heft:
Hefte 56-60, Dezember 1881
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2262#0559
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
B-rUu, -rn 4. pcccmbcr 1881.

XXXIV. Jahrgang.

Jtr. 56.

TOorfjenfiaCenöer.

Wontag, den 5. Icccmber.

Ja Mekka sollen die Acrzte. welche den
Ausbruch der Pest constalirt haben — c-Z ist
allerdings nur ein Gerücht — zur Bastonnadc
verurthellt worden sein.

Dienllag, den f>. IcccmKcr.

Die Absender der Nachricht auS Tunesien
v°» neuen Erfolgen Bon «mema's werden -
cö ist allerdings nur ein Gerücht — vor ein
Französisches Kriegsgericht gestellt.

Wittwoch, de» 7. Aeccmver.

ES stellt sich heraus, dag — eö war allerdings
nur ein Gerücht — die Hüter des erkrankten
heiligen Elcphantcn zu Ei am nicht geköpft
worden sind.

wacheuliakmüer.

Ionncrllag, den 8. Accemöcr.

Der Türkische Finanz»,iuistcr so« -
es ist allerdings nur ei» Gerücht — wegen der
iffentlich ausgcsvrochenen Behauptung, dag in
den Staatscassen kein Geld mehr sei. hingerichtct
werden.

Isreltag, den !». Ieceurver.

Die Nu Isis chcn Journalisten, welche an
da» neueste Attentat die Bernmthung von der Fort-
existcnz der Nihilisten knüpften, werden — cs ist
dies allerdings nur ein Gerücht — nach Sibirien

Sonnabend, den 10. Aeccinber.

Die Verfasser der Handelskamincr-
Berichte, die sich über die neue Breuhischc
Wirthschafts - Dolilik u»gü»,t,g ausgesprochen
haben, sollen — cs ist dies kein Gerücht — zur
Verantwortung gezogen werden.

Kladderadatsch.

Humoristisch - saiirische5 wocheubluil.

Dirseö Blatt rrscheint täglich mit Ausnahme der Wochoiitagc.
Wka» aboiinirt bei den Post-Anstalten deS In- und Auslandes,
sowie in den Buchhandlungen.

Der vierteljährliche Abonnements-Preis für dieses Blatt mit
sämmtlichen Beilagen beträgt für In- und Ausland 2 M. 25 Pf.
Einzelire Nummern 25 Pf.

Die Engrl nt der MMmstmßr.

(Ziidiscrete Tafcl-Stimmungs-Bilder.s

ie Klang non frohen Stimmen des Kanzlers Saal ;
Vor Zeiten, wenn jur Tafel Tr gastlich ^og
^Ves Reichstags Vorstand, wenn am Samstag
iQGSqJ Sämmtliche Loten des Reichs Er einlud!

Wie fröhlich floh non bärtiger Lippe Ihm
Ver Strom der Rede, während der wackre Völck
Manch frisches Wort einwarf und klüglich
Bennigsen sprach und der kühle Velbrück!

Wie war's gemüthlich, wenn in der Ecke Er
Rach Schluß der Tafel faß in dem engern Kreis,
Wenn Ihm die langgestielte Pfeife
Wurde gereicht und das Faß man anstach!

In blauen Wolken — nimmer vergällte noch
Ihm Cuba's Kraut das leidige Monopol —

Sah Er, gleich Vater Zeus, und fröhlich
Schlürft' Er den Nektar des Vaterlandes.

Doch anders ward es; über die Schwelle schritt
Ein Zug von Männern, düster und ernst )u schau'n;
Von Fr ancken stein geführt und Windthorst,

Zogen sie ein in die lichte Halle.

Und mit den dunkeln Männern erschienen auch —
Des Weltkinds Kneifer freilich erschaut sie nicht —
Die Engel, die der Frommen Schritte
Leiten auf holprigem Erdenpfade.

Gedämpft ;um Flüstern, tönen iin Saale jetzt
Der Gäste Stimmen. Ost in der Rede Strom
Urplötzlich stockt der Kauft er; Unmut!)

Lagert sich über den mächt'gen Brauen.

Dann stirbt das Flüstern selbst in der Gäste Kreis,
Geheimer Schauer weht sie erkältend an;

Dem Kauften mit dem palmzmeig drohend,

Gehen die Engel am Tisch vorüber.

Kliihhcmdiltsrb.
 
Annotationen