Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Eonservaüiier JOodiciiliatciitfcE.

Montag, den 4. Juni.

Die Verfassung hier in Frage?
Tritt Dies Gesetz Ihr Wahl zu »ah?

Stets klarer mirD'S mit jeDent Tag«

In meinem Sinn: ich sage „Ja!"

Dienstag, den 5. Juni.

Der antzern Beiralh kann Ich missen.
Selbst zu enlsch-ID-n ist hier Pflicht.

Ich höre nur, wa§ mein Gewisse»
Vernehmlich, wenn auch leise, spricht.

Mittwoch, den 6. Juni.

Mag Der Minister auch ergrimmen.

Ich trage seinen Zorn als Mann.

Ich werDe niemals anbers stimmen,

Weil Ich nicht anDerS Darf unD kann.

Elmservatmer IMienliatcmter.

Donnerstag, den 7. Juni.

Dach waS erleb' ich? Der Minister
Zeigt sich im Ernste aufgebracht!
Ganz streng »„D »»versöhnlich ist er!
DaS hält' ich wirklich nicht gebacht.

Areitag, de» 8. Juni.

Er ist. Das Darf ich nicht vergaffen.
Ein kluger, ausgclliirier Mann.

Mit ihm an Einficht mich zu meffcn,
DaS stiinDe mir wohl wenig an.

Sonnabend, den 9. Juni.

Der Herr Minister sei gepriesen!

Ich rill mich unbeDacht hinein,

Dach er hat fteunDlich mir gewiesen
Den rechte» Weg: jetzt sag' ich „Nein!"

Kladderadatsch.

Kummißislli - fiitiiilfe HJocftenßfaff.

Dieses Blatt erscheint täglich mit Ausnahme der Wochentage. Der vierteljährliche Abonnements-Preis aus dieses Blatt mit
Man abonnirt bei den Postanftaltcn des In- und Anstandes. sämmtlichen Beilagen bcttägt für In- und Ansland 2 Mk. 25» Pf.
sowie in den Buchhandlungen. Einzelne Nummern 25» Ps.

Eugenius triumpliator,

WM^elch ein Triumphtag war das für den großen Mann,
Dem willenlos zu Füßen die Partei sich schmiegt,
Die einst des Fortschritts Namen trug mit vollem Recht,
Nun aber mundtodt dem Gebieter folgt aufs Wort!

Welch ein Triumphtag war das für den großen Mann,

Als jüngst Abrechnung er mit dem Gesindel hielt I
Nun freilich keine liebliche Gesellschaft war's,

Auf die er leerte seines edlen Zornes Topf,

Nein, ziemlich greulich sind sie alle durch die Bank,

Die als Reptilienbändiger er vorgeführt,

Sowohl, die da confervativ benennen sich —

Und wann kam Gutes je von der Partei? —

Als auch die andern nationalliberaler Art —

Und wenig Gutes kam bisher von der Partei! —

Auf die ein gleicher Segen sich herabergoß.

Verdienter Maßen, wahrlich, abgekanzelt ward
Der „Reichsbot'" und die weltbekannte „Kölnerin",

Die immer mehr zur Kellnerin heruntersank,

Und manches andre ebenso wenig saubre Blatt.

Doch nicht zu solchein Strafgericht berechtigt scheint,
wer im Besitz ist eines auch nicht säubern Blatts,

Zn dem er eine Bande von Bedienten hält,

Bereit, stracks zu verleumden jeden freien Mann,

Der dem Parteidespoten nicht sich fügen will.

Mit ehrabschneidendem Schimpfwort zu belegen ihn.

Zu solchem Strafgerichte nicht berechtigt ist,

Wer selbst ein saubres Blättchen zur Verfügung hat —
Freisinnig nennt sich's, wie der Wolf großmüthig sich,
Sich treu die Katze und sich fronim der Geier nennt —
Wer solch ein Blättchen zur Verfügung hat, aus dem,
Vorsichtig bergend hinter einem Strohmann sich,

Gr einen jeden alsobald mit Schmutz bewirft,

Der über Freiheit einer andren Meinung ist.

Nicht darf Verleumder andre schelten, wer sogar
Des Reiches besten und der Krone treusten Mann
Mit schnödem Hasse und ingrimmigem Neid verfolgt,
Mit Gift anspritzend ihn aus sicherem Versteck,

Boshaft zugleich und furchtsam nach Reptilienart.

Fürwahr, sehr richtig sagt ein altes Sprichwort schon,
Daß lieber in die Sonne nicht sich stellen soll,

Wer selber eines Butterkopfes sich erfreut,

Und einen guten Gindruck macht es nimmermehr,

Wenn eine Krähe nach der andern Augen hackt
Und schmutzig nennt ein Wiedehopf den anderen.

MööemöaW.
 
Annotationen