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Ht. *»*»• Lerlin, den 2. December 1888. XLI. Jftfitgftllg.

Doiftealiatcnrfßr.

Montag, den 3. Dccemöer.

Liebln echt hat an dem deutschen Reich
Viel anSznscycn. indessen
Auch dieses an ihm. dar sei zugleich
Bedacht und nicht vergessen.

Dienstag, den 4. Dccember.
Und ob er granlrcich lobt und preist.
Von dem er zurllcklain eben:

Wir freuen uns dach allcrmeisi.

Dah nicht in Frankreich wir leben.

Mittwoch, den ä. Dccember.
DaS deutsche Sicich hat mit der Zeit
Eich doch ganz nett gestaltet;

Wir fürchten nicht, das, wieder Streit
Und Zwietracht er zerspaltet.

MoliieaKasßNller.

Donnerstag, den >!. DecemKer.

ES ivird sedoch erst achtzehn Jahr,

Zählt also noch zu den junge»;

Recht brav sich ausgeschwnngeti.

Areitag, den 7. Dccemöer.

ES ist im Stande, das steht sest,

Und auch im Gcldverbrauchc lästt
Von keinem e; sich beschämen.

Sonnabend, den 8. Decemver.

Auch darin geht cS kühn voran,

Mit einer Milliarde Schulden kann
Es wohl sich sehen lassen.

Kladderadalsch

iiMiorijfifdi- lattcijfe lüodienßCaft.

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Hört ihr der Anke Nus Erfüllen?

“ Vom grünen Kpreestrand klingt ihr Ktöhnen
Weit in die ICanöe, dumpf und Gang.

Ko lieh in Driams stolzen Hallen
Kassandra einst den Nus erschallen,

Der leider ungehörl verklang.

Das ist die „Dost." Keif fünfzehn Jahren
Kpricht sie von drohenden Gefahren,

Haut schallt ihr Warnruf: „Krieg in Kicht!"
Daß anders stets die Dinge gehen,

Als ste gar klug voransgefehen,

Das stört die gute Dame nicht.

Nicht stört ste, daß bei ihren Klagen
Kopfschüttelnd alle Menschen sagen:

„Die arme Alte ist verdreht",

Das; bei dem ew'gen Unheilwittevn
Nur selten noch ein leises Jittern
Durch nnfevs Giftbaums Iweige geht.

Nicht kümmert ste der Hohn der Kpötter,
In deutlich fühlt ste, daß die Götter
In hohem Amte ste geweiht.

Kie weiß, einst trifft ste doch das Wahre,
Wenn unbeirrt von Jahr zu Jahre
Kie stets dasselbe prophezeit.

Wenn wir's auch selbst nicht mehr erleben,
Wird sicher doch den Ktveit erheben
Dereinst ein jüngeres Geschlecht.

Dann mag voll Ktolz die Alte sagen:
„Ich künöet's schon in grauen Tagen.

Kehl ihr, jetzt Hab' ich endlich Recht!"

Drum laßt die Gute ruhig weiter
Nur prophezein! W i r wollen heiter
Der Gegenwart ins Antlitz fchaun.

Auf, sprecht bei einem guten Trünke:
„Gin Dereat der tristen Anke,

Lin Hoch dem frenö'gen Kelbstvertraun!"
 
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