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Klein, Wilhelm
Praxitelische Studien — Leipzig, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.12167#0053
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Über eine Frauenstatue in Ar.tium.

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bereits im Palazzo Sarsina; die selbständig gearbeitete und in
die Draperie eingelassene Büste, die eine Zeitlang in Gefahr
schwebte, abhanden zu kommen, hatte sich mittlerweile wieder-
gefunden. Er gibt ihre Größe ohne die Basis mit 1.95 m an
und nennt die für uns auf der Photographie unsichtbaren Dinge,
die sich auf der großen Platte, die ihre Linke trägt, befinden: ein
Olivenzweig, ein Löwe, von welchem nur die Füße übrig geblieben
sind, eine Pergamentrolle und die Reste eines Olivenkranzes, den
die Rechte hielt. Ex ungue leonem, denn mehr als eine »Löwen-
tatze« gibt mein Berichterstatter nicht an unter lebhaftem Zweifel
bezüglich ihres Löwen Charakters, jedenfalls müßte danach der
Löwe sehr klein gewesen sein, und der Gedanke an einen Gerätfuß,
der sich ihm aufdrängte, scheint erwähnenswert zu sein. Wenn
uns diese für die Deutung unserer Figur so wichtigen »Attribute«
ein Rätsel bieten, auf dessen Lösung wir, zumal so lang uns ihre
genaue Prüfung versagt bleibt, kaum zu hoffen wagen, so lag das
für Rosa weit günstiger; sie ermutigten ihn, sie als figura allegorica
mit dem Kult der Fortuna Gemina Anziate in enge Beziehung- zu
bringen: e piu preciso io credo, che questa statua rappresenti una
di quelle giovani sacerdotesse que assistevano i sacerdoti nelle
solenni cerimonie dei responsi della Fortuna Gemina Anziate.
Selbstverständlich folgt daraus, daß die baulichen Reste, in deren
Mitte die Statue gefunden wurde, die Ruinen jenes Tempels sind,
und je mehr Wert der Entdecker auf diesen Fund legt, um so
geringer muß er den des plastischen Monumentes anschlagen. Er
findet, die Austührung sei nicht die prim' ordine, setzt es in die
prima epoca degli Antonini und spricht von einer importanza
locale. Der Pfeil fällt auf den Schützen zurück. Die angebliche
Mauer des Tempels der Fortuna Gemina am Arco muto steht
doch zu nahe jenen Resten der großen Villa daselbst, die man
gemeiniglich als die kaiserliche bezeichnet, der wir von den Tagen
der Renaissance an so viele herrliche Antiken verdanken.1 Ob
wir auch an Stelle jener seltsamen Deutung keinen positiven Vor-

1 Vgl. Hülsen, Artikel Antium in Pauly-Wissowa's Realencyclopüdie. Die alte
Angabe, dass der Apollo vom Belvedere hier gefunden sei, ist erfolgreich bestritten worden
von Michaelis Areh. Jahrb. V (1890), S. 10, Anm. 10 und Petersen Aich. Anz. 1890.
S. 48 ff. Über den Fortuna-Cult in Antium vergl. Hild in Daremberg-Saglio, Dict. des
Antiquites II, S. 1271.
 
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