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Klein, Wilhelm
Praxitelische Studien — Leipzig, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.12167#0072
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IV

Zur Pseliumene des Praxiteles.

In der Wiener Gemäldegalerie fesselt unter den vielen,
herrlichen Bildern Venetianer Meister, die den Stolz dieser
Sammlung bilden, den Blick jedes Kunstfreundes für eine Weile
auch das prächtige Titianische Porträt eines Mannes, dessen
Wirken mit der Entstehungsgeschichte dieser Galerie und
speciell auch ihres Venetianischen Bestandteiles eng verknüpft
erscheint, und das wir durch unser Titelbild dem Leser wohl
nur in Erinnerung zurückrufen.1 Die im Schilde oben an-
gebrachte Inschrift nennt uns den kaiserlichen Antiquar
Jacobus de Strada, der im Jahre 1566, in welchem das Bild
des damals 51jährigen Mannes gemalt wurde, soeben zur ge-
nannten Würde emporgestiegen, sich offenbar im Auftrage
seines Gönners Maximilian II. wieder in Italien befand. Aber
erst ein Jahrzehnt später, mit der Thronbesteigung Rudolf II.
hatte Strada die Sonnenhöhe seines Glückes erreicht. Die
Rudolfinische Kunstkammer auf dem Hradschin war im wesent-
lichen sein Werk, und daß ihm sechs Enkelkinder aus kaiser-
lichem Blute zu teil wurden, wirft doch ein recht günstiges
Licht auf sein persönliches Verhältnis zum Monarchen.

Der Ahnherr der Antikenhändler steht vornehm und kost-
bar gekleidet, den Degen an der Seite, die Gnadenkette um
den Hals, über einen Tisch gebeugt, auf dem sich der Brief,
ein paar Münzen, ein Torso und im Hintergrund ein kleines
Figürchen befindet. Er hält mit beiden Händen eine Venus-

1 Ed. v. Engerth, Beschr., Verz. I, Nr. 522. Über Stach vergl. noch Svätek,
Kulturhistorische Bilder aus Böhmen, S. 232 ff.
 
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