Über eine Frauenstatue in Antiuni.
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Hüften überquert. Diese Anordnung setzt aber notwendigerweise
die Verwendung einer Heftnadel voraus, gleich wie an der
Wiener Artemis von Larnaka, deren Mantelwurf zu dem ihrigen
nahe Analogien bietet. Doch vorerst verlangt die hohe Schön-
heit des Kopfes eine genauere Würdigung. Das länglich schmale,
feine Oval, die zarte Beseelung des Antlitzes und seine wie
traumumfangene Stimmung geben unseren Gedanken von selbst
eine Praxitelische Richtung. Aber mit dem trotz aller Variations-
fähigkeit so stetigen Praxitelischen Frauentypus hat dieser Frauen-
kopf wenig positive Berührungspunkte; die tiefgelegten, kräftig
überschatteten Augen, das bestimmt auftretende malerische
Element in Mund- wie Kinnbehandlung, alles bis auf das Rund
des Schädelbaues mahnt uns vielmehr an seinen Hermes, dem
sie schwesterlich nahe zu stehen scheint. Auch die Haaranord-
nung geht über das von jenem Frauentypus Gegebene hinaus
und befindet sich bei aller Verschiedenheit des Details doch im
großen und ganzen auf jener Stufe, die wir oben an der Wiener
Kora einer näheren Betrachtung unterzogen. Auch hier fehlt
der Nackenschopf, aber die beiden Haarstränge, deren Verknüpfung
die krönende Haarschleife bildet, ziehen nicht seitlich zum
Scheitel hinauf, sondern an den Schläfen zur Stirnhöhe hin, das
Haar liegt demnach nicht bloß am Hinterkopf bis zur Scheitel-
höhe glatt auf, es schmiegt sich vielmehr der ganzen Schädel-
fläche an, die in der Schleife verknüpften Stränge besorgen die
Trennung von Schädel und Antlitz in der gleichen Weise wie
die Rollung des Mantelsaumes jene von Ober- und Unterleib. Sie
bilden zugleich eine wirksame Umrahmung des Gesichtes, und
in dieser wichtigeren der beiden Funktionen offenbart sich der
prinzipielle Unterschied dieses Haaraufbaues mit dem so ähn-
lichen der Kora und ihrer Verwandten. Dort wirkt er rein
dekorativ, hier malerisch, von drüben führt der nächste Schritt
zur Mediceerin, von hier zum Apoll vom Belvedere und dem
Pourtaleschen Apollokopf.
Die in die Gewandmasse eingesetzte Büste schließt mit
der gleichen, nur in umgekehrter Richtung geführten Schnittlinie
ab wie die bekannte Frauenbüste von Arles. Die malerische
Wirkung, die der Gegensatz der lichten Fleischpartie und des
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Hüften überquert. Diese Anordnung setzt aber notwendigerweise
die Verwendung einer Heftnadel voraus, gleich wie an der
Wiener Artemis von Larnaka, deren Mantelwurf zu dem ihrigen
nahe Analogien bietet. Doch vorerst verlangt die hohe Schön-
heit des Kopfes eine genauere Würdigung. Das länglich schmale,
feine Oval, die zarte Beseelung des Antlitzes und seine wie
traumumfangene Stimmung geben unseren Gedanken von selbst
eine Praxitelische Richtung. Aber mit dem trotz aller Variations-
fähigkeit so stetigen Praxitelischen Frauentypus hat dieser Frauen-
kopf wenig positive Berührungspunkte; die tiefgelegten, kräftig
überschatteten Augen, das bestimmt auftretende malerische
Element in Mund- wie Kinnbehandlung, alles bis auf das Rund
des Schädelbaues mahnt uns vielmehr an seinen Hermes, dem
sie schwesterlich nahe zu stehen scheint. Auch die Haaranord-
nung geht über das von jenem Frauentypus Gegebene hinaus
und befindet sich bei aller Verschiedenheit des Details doch im
großen und ganzen auf jener Stufe, die wir oben an der Wiener
Kora einer näheren Betrachtung unterzogen. Auch hier fehlt
der Nackenschopf, aber die beiden Haarstränge, deren Verknüpfung
die krönende Haarschleife bildet, ziehen nicht seitlich zum
Scheitel hinauf, sondern an den Schläfen zur Stirnhöhe hin, das
Haar liegt demnach nicht bloß am Hinterkopf bis zur Scheitel-
höhe glatt auf, es schmiegt sich vielmehr der ganzen Schädel-
fläche an, die in der Schleife verknüpften Stränge besorgen die
Trennung von Schädel und Antlitz in der gleichen Weise wie
die Rollung des Mantelsaumes jene von Ober- und Unterleib. Sie
bilden zugleich eine wirksame Umrahmung des Gesichtes, und
in dieser wichtigeren der beiden Funktionen offenbart sich der
prinzipielle Unterschied dieses Haaraufbaues mit dem so ähn-
lichen der Kora und ihrer Verwandten. Dort wirkt er rein
dekorativ, hier malerisch, von drüben führt der nächste Schritt
zur Mediceerin, von hier zum Apoll vom Belvedere und dem
Pourtaleschen Apollokopf.
Die in die Gewandmasse eingesetzte Büste schließt mit
der gleichen, nur in umgekehrter Richtung geführten Schnittlinie
ab wie die bekannte Frauenbüste von Arles. Die malerische
Wirkung, die der Gegensatz der lichten Fleischpartie und des