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Klemm, Gustav Friedrich
Allgemeine Cultur-Geschichte der Menschheit: nach den beßten Quellen bearbeitet und mit xylographischen Abbildungen der verschiedenen Nationalphysiognomien, Geräthe, Waffen, Trachten, Kunstproducte u.s.w. versehen (6. Band): China und Japan — Leipzig: Verlag von B.G. Teubner, 1847

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https://doi.org/10.11588/diglit.63443#0318
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China.

deckt die Nordprovinzen Petscheli, Schan-si und Schen-si. Den
Anfang macht ein großes Bollwerk in der See östlich von Peking.
Die Thore werden nach dem Innern Chinas hin durch große
Festungen vertheidigt, deren erste eine Meile westlich von dem ge-
nannten Bollwerk gelegen ist und Schan-hah-guan genannt wird.
In Petscheli sind dann noch vier Festungen. Sie find aus Erde
aufgeführt und mit Ziegelmauer bekleidet. In Schan-si besteht die
Mauer nur aus Erde und ist hier nicht über 15 Fuß hoch. An
der Granze von Schan-si und Schen-si ersetzt der Hoang-Ho die
Stelle der Mauer und am Ufer hin stehen die Wachthauser der
Gränzsoldaten. Westlich davon besteht ein Theil nur aus Erde,
doch sind hier namhafte Festungen mit zahlreicher Garnison gelegen.
Diese Erdschanze geht bis Si-ning-schew, wo ein großer Graben
ihre Stelle vertritt. Hier ist das Ende der Mauer. Der chine-
sische Name der Mauer ist Van-li-schang, die Mauer von 10,000
Feldwegen. Der Erbauer dieses Riesenwerkes war der Kaiser Tsin-
schi-hoang-ti, im 3. Jahrh. vor Chr. Geb. Einige Millionen Men-
schen waren 10 Jahre lang dabei beschäftigt. Ihren Zweck, die
im Norden des Reiches nomadisirenden Tataren abzuhalten, hat
sie erreicht und dem Lande damit Ruhe und Frieden zu seiner in-
ner» Entwickelung und namentlich zum Aufblühen des Ackerbaues
gewahrt. Denn als im 13. Jahrh. der gewaltige Koublaikhan die
Dynastie der Soung gestürzt hatte und eine eigene, die der Voung
im I. 1279 gründete, war die eigenthümliche Cultur Chinas bereits
so befestigt, daß durchaus kein Rückschritt im Wesentlichen dadurch
Statt fand. Die mongolische Dynastie hielt sich bis in die Mitte des
14. Jahrh. und nun bewahrte die große Mauer abermals 300 Jahr
lang das Reich vor den Einbrüchen der Tataren. Sie hat seitdem
allerdings für den Augenblick ihre Bedeutung verloren, und Staun-
ton bemerkt, daß die chinesischen Beamten, welche die Gesandtschaft
begleiteten, das große, von ihnen freilich zu oft gesehene Werk mit
großer Gleichgültigkeit betrachteten und keinen besonderen Werth
daraus zu legen schienen.
Die Engländer kamen durch das südliche Thor in die Mauer.
Hier war es denn auch, wo Hauptmann Parish den Stoff zu der ge-
nauen Beschreibung der Mauer sammelte. Die Chinesen hatten nichts
dawider, daß dieser Officier genaue Messungen vornahm. Seinen
Beobachtungen zufolge besteht der Körper der Mauer aus einer
Aufschüttung von Erde, die an beiden Seiten von einer Ziegelstein-
mauer zusammengehalten und oben von einer Plattform von ge-
brannten viereckigen Fließen bedeckt war. Von den einschließenden
und über die Plattform emporsteigenden Mauern werden auch die
Brustwehren gebildet. Das Mauerwerk bis unten an den Kranz
hat 20 Fuß; vom untern Mauerkranz bis an den Rand der Brust-
wehr hat es 5 Fuß, so daß die ganze Ziegelsteinmauer 25 englische
 
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