Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Knackfuß, Hubert; Fredrich, Carl [Hrsg.]; Wiegand, Theodor [Hrsg.]
Milet: Ergebnisse der Ausgrabungen und Untersuchungen seit dem Jahre 1899 (Band 1,2): Das Rathaus von Milet — Berlin: Reimer, 1908

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.45333#0069
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
57



bescheidensten Grenzen: die großen Waffenstücke wie Helme, Panzer, Schilde, Beinschienen liegen mehr ge-
zeichnet und ausgeschnitten als körperlich modelliert in der vorderen Relieffläche, die am Umriß der Waffen
durch eine glatte senkrechte Kante gegen die Fläche des Hintergrundes abgesetzt ist. Nur ausnahms-
weise ist die Modellierung des Umrisses dieser gewissermaßen im Vordergrund liegenden Stücke bis
zum Hintergrund durchgeführt. Vom Hintergrund heben sich in viel schwächerem Relief die Bogen, Pfeile,
Schwerter und Trompeten ab. Fast ausnahmslos liegen die Waffen flach auf dem Grunde auf, so daß
Überschneidungen unter den der vorderen Fläche angehörigen Rüstungsstücken nur in sehr beschränktem
Maße und mehr angedeutet als plastisch durchgeführt vorkommen, während die in der hinteren Fläche
liegenden Angriffswaffen von jenen großenteils bedeckt sind und überall mit ihren Enden unter den
Rändern der Rüstungsstücke zum Vorschein kommen.
In dieser mit der Einförmigkeit eines reinen Ornamentstreifens wirkenden Kompositionsweise, die
einigermaßen ähnlich in den schlechter ausgeführten Teilen des Amazonenkampffrieses vom Artemis-
tempel zu Magnesia anzutreffen ist, zog sich die Waffendarstellung über den ganzen Fries mit zahl-
reichen Wiederholungen und fast geflissentlicher Vermeidung von Abwechslung in der Einzeldurch-
bildung der immer wiederkehrenden Grundformen — auch hierin dem magnesischen Friese vergleichbar,
in beiden Hinsichten in denkbar schärfstem Gegensatz gegen die Art, wie dieselbe Aufgabe in den
Balustradenreliefs aus dem Athenaheiligtum von Pergamon (Altertümer von Pergamon II Taf. 43 ff.)
aufgefaßt und durchgeführt ist.
Erhalten sind die folgenden Stücke:
1. Eckblock mit Ecke rechts. Länge (im Reliefgrund gemessen) 1,343+0,525 m. Der
obere und untere Abschluß stark bestoßen; nur auf der Schmalseite ist von letzterem ein

Stück erhalten.

a) Auf der Langseite (Abb. 89) zunächst der Ecke ein Rundschild mit abgesetztem Rand und erhöhtem
Mittelstück, dessen Rand karniesförmig geschweift ist. Daneben ein Panzer, unter dem der Chiton herab-

hängt; ob aus den Armlöchern Pteryges
am unteren Rande des die Haupt-
formen von Brust und Bauch mit dem
Nabel wiedergebenden Panzervorder-
teils sind Pteryges nicht vorhanden;
über den Schultern liegen die Ver-
bindungsklappen nach vorn und um
den Panzer läuft ein vorn geknotetes
schmales Gürtelband. Weiter folgt ein
Helm, im Verhältnis zum Panzer viel
zu groß gebildet, mit hohem Kopf und
schmalem, abgesetztem, rings umlaufen-

öder Ärmel des Chiton hervortreten, ist nicht zu entscheiden;


Abb. 89. Friesblock i vom Propylon. Langseite.

dem Schirm, unter dem Wangenklappen herabhängen; der Helm wird gekrönt von einem kleinen Kamm,

dessen hinteres Ende aufgebogen ist, die Haube ist mit einer großen nach vorn eingerollten Spirale

geschmückt. Weiter kommt ein flacher rechteckiger Schild mit auswärts geschweiften Langseiten und
einem in der Mitte spindelartig sich verdickenden Längsgrat; er bedeckt z. T. ein stabartiges, unten
in einen Knauf endigendes Waffenstück und einen Pfeil. In den bestoßenen Resten ganz links
erkennt man einen Amazonenschild und einen Bogen, die quer über die Fuge auf den Nach-

barstein Übergriffen.

Milet 1.

11
 
Annotationen