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Knackfuß, Hubert; Fredrich, Carl [Hrsg.]; Wiegand, Theodor [Hrsg.]
Milet: Ergebnisse der Ausgrabungen und Untersuchungen seit dem Jahre 1899 (Band 1,2): Das Rathaus von Milet — Berlin: Reimer, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.45333#0068
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II. DER BILDNERISCHE SCHMUCK.

ie Architektur des Sitzungsgebäudes bot nach außen keinen Raum für Bildhauerschmuck; ob die


LJ reich ausgestatteten Marmordreifüße, deren Reste im Innern gefunden wurden, zum Bau selbst
gehörten oder nur als schmückende Zutat ohne organischen Zusammenhang hineingestellt waren, muß
unentschieden bleiben; sicher ist letzteres der Fall mit der einzigen figürlichen Skulptur, von der ein
Rest hier zutage kam, einer hocharchaischen stehenden Gewandstatue eines Άν]αΕιμάνδρο, von der nur
der Unterteil erhalten ist. Vgl. S. 112 Nr. 8, Abb. 103.
Dagegen trug das Propylon einen Fries mit Waffendarstellungen, der sicher dem Bau gleichzeitig
ist, und dasselbe gilt von dem Reliefschmuck des Ehrengrabes. Diese beiden Reihen werden also zuerst
zu betrachten und die Dreifüße aus dem Sitzungsgebäude ihnen anzuschließen sein.

i. DER WAFFENFRIES DES PROPYLON.

Die 0,605—0,613 m hohen Friesblöcke des Propylon sind oben mit einem 0,096 m hohen Profil
aus Plättchen, Viertelstab, Hohlkehle und Platte abgeschlossen, am Fuß ist nur eine 0,075—O,o8 m hohe
Platte mit einfacher unregelmäßiger Schräge darüber angebracht. Der etwa 0,35—0,38 m hohe glatte
Streif zwischen dem oberen und unteren Abschluß ist mit einer rings um den Bau umlaufenden Zusammen-
stellung von Waffen geschmückt. Alle vier Eckstücke sind wiedergefunden, dagegen nur ein verhältnis-
mäßig kleiner Teil der dazwischen gehörigen Blöcke, so daß von der ursprünglichen Länge von 41 m
insgesamt nur rund 15 m erhalten sind und nur in einem einzigen Falle zwei Blöcke aneinander passen.
Und nur für drei Blöcke läßt sich auch die ursprüngliche Stelle am Bau noch nachweisen oder wenigstens
wahrscheinlich machen: Eckblock 1 paßt mit seinen Dübellöchern auf die Dübellöcher der Südostecke des
Architravs, und zwar so, daß die Langseite des Friesblocks an der Nebenseite des Gebäudes, seine
Schmalseite an der Fassade lag. Da außerdem nur noch ein Eckblock des Frieses die Ecke rechts, die
beiden andern dagegen die Ecke links haben, ist anzunehmen, daß die Eckblöcke sämtlich mit ihrer
Längserstreckung auf den Nebenseiten des Gebäudes auflagen, eine Anordnung wie sie z. B. in gleicher
Weise am Fries des Tempels der Artemis Leukophryene in Magnesia a. Μ. zu beobachten ist (Humann,
Kohte, Watzinger, Magnesia am Mäander Taf. 12). Dann müßte dem Block der Südostecke entweder
Block 2 oder 3 an der Südwestecke entsprochen haben, und der Platz von Block 4 wäre an der Nord-
westecke, der des daran passenden Blockes 5 auf der Nordseite zunächst dem Eckblock.
Die Ausladung des Reliefs beträgt ungefähr 0,04 m, ebensoviel wie die des oberen und unteren Ab-
schlusses; innerhalb dieser verhältnismäßig beträchtlichen Höhe hält sich aber die Modellierung in den
 
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