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Kobell, Luise von
Unter den vier ersten Königen Bayerns: nach Briefen und eigenen Erinnerungen (2. Band) — München: C.H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung, 1894

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Viertes Buch: Unter König Ludwig II.
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Viertes Kapitel: Die Sylvesterfeier von 1869 auf 1870
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https://doi.org/10.11588/diglit.62985#0122
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Viertes Aapitel.
Die Sylvesterferer von 1869 auf 1870.
Zahlreicher als bei den fröhlichen Kaffeegesellschaften, welche
seit Jahren am Sonntag im Hause des bekannten Komponisten
Freiherrn von Hornstein stattfanden, bewegten sich am Abend des
31. Dezember 1869 Freunde und Bekannte im Hornstein'schen
Salon. Galt es doch Sylvester zu feiern.
Die herkömmliche Steifheit zu Anfang einer Gesellschaft fehlte;
denn schon beim Willkomm des liebenswürdigen Ehepaares fühlte
man sich guter Dinge, und diese Stimmung steigerte sich mehr und
mehr zur sonnigsten Laune. Alltagsgespräche verirrten sich nicht
hieher, wenn die anwesenden Gelehrten und Künstler mit den
Damen plauderten. Da enthüllte uns Justus von Liebig die Ge-
schichte eines Waffertropfens und eines Weizenkorns und verwan-
delte durch seine Rede den Staub in ein interessantes existenzberech-
tigtes Individuum.
„Aber weit vom Schuß!" meinte dann mein Vater und
lobte im Gegensatz zu dem austrocknenden Staub die anregende
Kohlensäure, die den Wein mit Perlen schmückt. „Hätten die Götter
Griechenlands und die Walküren den Champagner gekannt, so hätten
sie ihn auch statt des Nektars und Meths kredenzt und getrunken."
„Ich begreife überhaupt nicht, wie die nordischen Recken nur
so ein süßliches Getränk wie den Meth gemocht haben," sagte eine
der Damen.
Da erzählte Wilhelm Hertz, daß die alten Deutschen auch
 
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