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Zentral-Dombauverein <Köln> [Editor]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1852 (Nr. 84-94)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1512#0029
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der Unkverfität; Prof. Martin. Prof. Dterknger, Privat-Docent Liceutiat
Belten, Repetent Feldhans und Oekonorn und Hausmeister Döring.

„Die Einnahmen des hieffgeu Bereins im verflosseneu Wiuter-Semester
wareu folgende:

». ordeutliche Einnahmen.t68„1v„—

b. außerordentliche Einnahmen .... 1S„17„—

Summa . . 187„27„—

Der Caffenbestand vom vorleHten Semester war —„12„ 6
mithin betrug die Gesammt-Summe 188„ S„ 6

„Die Auslagen betrugen. 2„25„—_

Mithkn besitzt die Casse . 185„I4„ 6

„Die Rechnungen liegen zur Einsicht. Die Summe wird ehestens der
Central-Casse übcrwiesen werden.

„Bon Auswartigen wurden folgende Beiträge eingesandt: s. als Nach-
zahlung für das vorleHte oder Sommer-Semester 1851: Lrier 23„25„—,
Paderborn 15„—; b. für das Sommer-Semester 1851 und das ver-
flossene Winter-Semester 1852 zusammen: Dillingen 13„2S„-, Pelplin
16„20„—; e.für das verflossene Winter-Semester: Brannsberg 32„—,
das kölner Priester-Seminar 30„15„—, Tübingen 32„—, Leitmecitz
18„18„—, Münster 6„20„—, Linz an der Donau 5„—, Breslau
66„—„—, Brixen 26„10„—, Klagenfurt 1S„26„—, beträgt zusammen
3V6„4„—.

„Ferner sandte der Berein in Berlin als zweiten Semester-Beitrag
10„—und als Ertrag eines Concertes 671„26„10, mithin empfing
die Dombau-Casse von sämmtlichen auswärtigen Wereinen die Summe
von S88„—„10, und wenn wir unsere Netto-Summe 185,,14„6 hinzu-
fügen, so lieferten sämmtliche akademifche Dombau-Bereine die Gumme
von 1173„t5„4, wovon jedoch, wie bemerkt, die großere Hälfte dem von
unseren Commilitonen zu Berlin veranstalteten Concerte verdankt wird.

„Bon mehreren Wereinen si»d die Beiträge fur das Winter-Semester,
auch von einigen wenigen die vom jüngsten Sommer-Semester 1851 noch
nicht eingesandt worden. Wir werden diese Nachzahlmigen, die wir täg-
lich erwarten, im Berichte der nächstsn Gencral-Bersammlung aufführen.

„Das kölner katholische Gymnasium hat seine bisherigen Beiträge
fortgesetzt. Auch ist an mehreren anderen rheinischen Gymnasien die Bil-
dung von Gymnasial-Dombau-Vereinen mit Erfolg begonnen worden.

„Unser früheres Borstands-Mitglied, Hr. 8tucl. pkil. Jumpertz, hat sich
fortwährend auch im verflossenen Semester für Len Berein thätig erwie-
sen, was dankende Erwähnung verdient.

„Aus demBorstande scheiden nach §- 5 der Statuten die Herren: Con-
rads, 8tud. pkil., und Limbach, 8t»6. Ikeol.; außerdem scheiden aus Lem-
selben aus die Herren: Huthmacher, 8iull. ikeol.; Schäfer, 8iu,1. ikeol.;
Schüller, 8iuö. jur., und Dreier, 8iuä. pkil.; es sind somit sechs neue
Borstands-Mitglieder zu wählen."

Hierauf richtete Herr 8tuä. woä. Stryck an die Commilitonen einige
ermunternde Worte.

Jnzwischen hatte sich ein Mitglied der Dersammlung, Herr 5iuck. pkil.
Ed. Gö bel, zum Worte gcmeldet. Er hielt fslgende Rede:

„Commilitonen! Mehrfachschon istJhne»diehoheBrdeutungdes Pracht-
baues, dem unsere Sache gilt, mit beredtem Munde aus einander gesetzt,
Sie sind darauf hingewiesen worden, wie sich dre höchsten Interessen des
Menschen, die Zdecndes Baterlandeß, derKunst und der Religion hier ver-
einigen, um uns die Degeisterung einzuflößen, welche das hohe Werk in
Wahrheit verdient und die allein unseren Dom feinerBollendung zufüh-
ren kann. Lassen Sie mich die Bemerkung hinzufügen, daß wir diese
Jdeen nicht hoch, nicht ideal genug fassen können. Jch möchte dieses
namentlich von der Religion gesagt wissen. Dann werden auch vor
diesem Gesichtspuncte alle niederen confessionellen Rückfichten schwinden,
die mitunter, wiewohl selten, zum Nachtheile Les erhabeneu Werkes gel-
tend gemacht werden. Es gilt dann nicht blvß eine Sache des Katho-
licismus, sondern es gilt die gemeinsame Sache des Christenthums,
die Sache der Religiosität, denen hier, dem Unglauben und der Jmmo-
ralität gegenüber, ein mächtiger imponirender Ausdruck gegeben wird.

„Commilitonen! Sollen wir, unserer Stellung nach berufen, hierzu
nicht nach Kräften mitwirken? Sollen wir uns nicht beeilen, Zeugniß
abzulegen, daß das Christenthum noch eine sittliche und Gedanken-Macht
sei, die, weil göttlichen Ursprungs, sich nicht im Laufe der Zeit überlebt
habe und nun einer andere», menschlichen Weisheit Platz machen müsse?
Gewiß!

„Aber, Commilitonen! begnügen wir uns auch nicht mit dieser äußer-
lichen Manifestation, die freilich eine zunächst aus sittlichem Eiser
entspringende und darum edle Oppositions-Kundgebung ist; begnügen
wir uns damit nicht, sondern suchen wir auch wahrhaft in uns und um
uns das Christenthum zu dieser Bedeutung zu erheben, wie es ehedem
eine solche geistige Macht war, als der Grundstein zu jenem Dome ge-
legt wurde! Und wie ist das zu bewirken?

„Wir sollen überzeugungsfeste Wertheidiger des Wahren,
Guten «nd Schönen werden. Wir müffen also uns ausrüsten zu diesem
unvermeidlichen Kampse, und dann das Schwert mit Muth und Kraft
führen. Die Gegner kämpfen auf mannigfache Weise. Wir haben es zu-
meist zu thun mit dem gefährlichsten Theile der Feinde, dem gefährlrch-
sten wegen des Rufes, der ihm vorangeht und die Menge nachreißt, und
weil er die schärfsten und blendendsten Waffen führt, die LeS Geistes
und der Wissenschaft. W!r müssen diesem gelehrten Unglauben,
wvllen wir ihn besiegen, in seinen Irrgängen nachgehen, Len Ariadnc-
Faden in der Hand ihm folgen und seine Fehltritte aufdecken. Mit glei-
chen Waffen müssen wir ihn bekämpsen, als womit er gegen uns auf-
tritt. Das ist Kriegsrecht, das die Forderung, welche Bildung und Wis-
senschaft mit Recht an uns stellen. Mit anderen Worten: Um die
falsche Philosophie zu entlarven, müssen wir selbst recht
tüchtige Philosophen zu werden suchen- Wir müsse» vor Allem
nicht gering zu denken uns gewöhnen von der Philosophie überhaupt,
von des Geistes freiem Forschen nach Wahrheit und sicherer Erkenntniß.
Führt ja doch eine gesunde Philosophie zu demselbe» Endziele, wie die
Religion, zu Gott.

„Die Philosophie ist nun einmal für uns ekn mrt iunerer Nothwe»
digkeit sich aufdrängendes Moment deS Geistes im Berlaufe seiner Ent-
wicklung zu höherer Erkenntnrß. zu größerer Reife, Klarheit und Be-
stimmtheit seiner Jdeen. Sie rst auch vollkommen ungefährlich, wofern
das Herz nur herangebildet ist zur Sittlichkeit. Dann wird der Mensch
nicht irre geleitet durch einen selbstverblendenden Egoismns, der von der
Philosophie nicht bloß Wahrheit überhaupt verlangt, sondern ihr auch
vorschreibt. was Wahrheit sein soll, der sie den Proceß seiner unlaute-
ren Wünsche und Änsprüchc führen und gewinnen heißt.

„Diese moralische Borbildung aber, ohne welcke drePhilosophie
gefährlich werden muß, weil ohne sie die Freiheit dcs Denkens in Anar-
chie und Willkür ausartet, diese Borbildung, die ganz besonders in einer
a u fri chtigen Selbsterken ntniß besteht, woher könnte sie reiner
und vollkommener geschöpft werden, als aus dem Christeuthume?
Wer das Glück hatte, fcühzeitig aus ihm die Sanienkörner reiner Moral
mit empfänglichem Herzen in sich aufzunehmen, der hat ungemein vor
demienigen voraus, der in verwahrlos'ter Erziehung oder inmitte» einer
gesunkenen Umgebung aufwuchs, — voraus namentlich auch für die Er-
kenntniß der Wahrheit. Denn so gcwiß, als die Erkenntniß bestim-
mende Kraft ansübt auf unser sittliches Fühlen, Denken und Handeln,
so gewiß hat auch dieses, welches sich ja zuerst und unter hochwichtigem
Einflusse Ler Einwirkungen von außen bei uns entwickelt, seine uner-
meßliche Wirkung auf die Erkenntniß. Beide stehen im innigsten Wechfel-
verhältnisse unter einander.

„Und darin, daß es Erziehungs-Aiistalt zur Sittlichkeit ist, lregt wohl
der erste, unmittelbarste Hauptzweck des Christenthums. Es kann dieseS
freilich, kann Sittlichkeitslehre für die Menschheit nicht sein und die
theoretischs Belehrung ausschließen. Darum lehrt es auch, und zwar die
hö'chste» bis dahin ungeahnten Wahrheiten. Aber eS lehrt diese Wahr-
heite» kurz und nur als sichere Resultate. Die Berarbeitung und Aus-
füllung zu allseitig begründeter Erkenntniß überläßt es dem sittlich und
geistig herangezogenen Menschen selbst. Und was heißt das anders,
a l s d a s C h r i st e n t h ii m s e l b st f o r d e r t u n s a u f z u r P h i l o s o p h i e?
— Weii» auch die Kirche in jenem schwierigcn Bermittlungs-Geschäfte uns
vorangeht, so hat doch jeder Einzelne von uns das Bedürfniß und Lie
Pflicht. selbstständig nach dem Maße seiner geisti'gen Kräfte diese Ar-
beit für sich zu übernehmen. Er mnß dieMittelglieder in seiner Denk-
thätigkeit aufsuchen, er muß forschen nach der Wahrheit, muß sie fi n-
den, wenn sie anders zu einem lebendigen Springqucll in ihm werden
soll. Und zu dieser Arbeit hat Gott dem Einzelnen Len Trieb, die Kraft,
Mittel und Worbildung gegeben.

„Das Christenthum enthält für uns, sobald wir in ihm die höchste
Offenbarung Gottes erkannt haben, als ein unveräußerliches Depositum
Lie ganze Summe von Wahrheit. Seine Lehren in ihrer Gesammtheit
machen den kirchlichen Glauben, objectiv gefaßt, aus. Aber das ist
nicht der Glaube des Einzelnen. Jener Glanbe ist da vor und ohne
den bestimmten einzelnen subjectiven Geist. ES kommt nun für diesen
daraus an, sicki jenes Glaubens zu bemächtigen, innerlichst zu bemäch-
tigen. Das Christenthum muß und soll dem Menschen gegenüber nicht in
der Herangekommenheit von außen, nicht in seiner positiven Gesetztheit,
in sciner Thesis stehcn bleiben, sondern diese muß die subjective Durch-
dringung und Aneignung, den inneren Gedanken, den Logos, mit sich
fiihren, gleichsam Fleisch werden in jedem Einzelnen, nnd endlrch muß
diese Beriniierung wieder nach außen hervortreten durch den heiligen
Geist allumfassender Liebe. Diesen Durchgang soll und wrll das Ehristen-
thum bei uns machen, und so ist es ein Analogon des dreieinrgen Gottes,
dessen Offenbarung es ja ist.

„Das Christenthum enthält di'e ganze volle Wahrheit. Es ist objectiv,
ist absolut gefaßt ein fertig Gewordenes. Aber es ist zugleich sub-
jectiv, relativ in ewigem Werden begriffen. E8 ist und muß sein
nicht ein überlieferter todter Schatz, etwa ein kostbarer Juwel, sonder»
ein lebendiger sprossender OrganiSmus. Und in so fern kann man sagen,
es ist unendlich persectibel. Wir können nichts hi'nzu thun von dem
Unsrigen, wohl aber immer höhere Erkenntnisse daraus ziehen; wir kön»
nen nichts hineinlcgen, wohl aber immer mehr herausbegreifen. Und
sollte das bloß von den verschiedenen Entwicklungsstufen des Einzelnen
gelten, nicht auch von den verschiedenen E ntw icklungs stufen der
Menfch heit? — Jst die Menschheit nicht eige.itlich der «ahre Mensch?
Soll alfo nicht auch in dieser Hinsicht das Christenthum dem Senskörn-
lein gleichen, und wie uach außen, so auch nach innen das auf die Erde
herabgekommene Wort Gottes sich entfalten? Soll, wie der Leib der
Kirche Christi, so nicht auch ihre Seele sich entwickeln und hinaufläuter»
zu immer wahrerer, tieferer Auffassung und Gestaltung?

„Commilitonen! Wie wir vor dem Dome, der aus Steincn aufgeführt
vor «nseren Augen sich erhebt, nicht in stummer Berwunderung versun-
ken sollen stehen bleiben; wie wir den Gesammt-Eindruck, den er auf
uns macht, zergliedern, verarbeiten und dem Meister in seiner Jdee nach-
gehen müssen, wenn uns das volle BerstLndniß dieses herrlichen Werkes
aufgehen foll; wie wir uns allmahlich von der verschlingenden Allgewalt
der Eindrücke emporarbeiten und zur freieren Beurtheilung des Ganze»
und Einzelnen erheben: eben so «erden wir uns auch dcm Dome, des-
fen symbolische Berkörperung wir in jenem erblicken, ebe» so werden wir
uns auch der Lehre des Christenthums gegenüber zu verhalten haben.
Anfangs werden wir bewältigt und innerlichst ergriffen durch die Macht
der Gefühls-Eindrücke; wir ahnen und gewahren Lie gehcimnißvvlle
Macht Ler Wahrheir, die es ernschließt, und werden getrieben, uns hin-
zugeben. Allmählich aber, langsam und bescheiden, erheben wir unS von
Stufe zu Stufe zur geistigen Freiheit nnd Selbstständigkcit, wo wir
dann das Ganze und Eiuzelne wie von einer höheren Warte schaue».
Wir denken Lem Geiste des erhabeuen Meisters nach. Manches erkennen
wir nun — wer wollte es läugnen? — bcsser und deutlicher als zuvor;
wir fassen es tiefer und wahrer; wir geben uns endlich die begründende
Rechenfchast von unserem Glauben, machen ihn zur erkannten Wahr-
heit, zum Wissen. Dicse Forderung werden wir durch unsere innerste
Geistesbeschassenyeit genöthrgt. uns selbst zu stellen, u»d ihr sucheii wir
zu genügen durch unsere philosophirende Denkthätigkeit. Und dieses,
däucht mich, ist nicht bloß der Verlauf bei dem einzelue» Geiste: die Ge-
 
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