Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1865 (Nr. 239-250)

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.1815#0046
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Trao«port

18) Bom HülfS-Bereine zu Frechen

17) , „ . „ Srfurt

18) . . , Dormagen . . -

19) „ » » „ Hoheiwudberg—Laldenhau>en

20) „ , « im Dsranai Srpel

21) Vom akatemischen Dombau>Aerelne zu Bonn .

22) Äon der St. Petri-Vruderschäst ' .

23) Don den Schülern der hiefigen Domschule

24) AuS den Echulen deS BezirkS Lohmar .

25) „ „ » „ » Roedingen

26) Von .Schiffer Domini' (12. Beitrag pro 1865)

27) Von Herrn Pfarrer Kemper in Lohmar .

28) Von Herrn H. Uhlhorn in Grevenbroich

29) Von Herrn N. N.

30) An Zeugen-Sebühren: Von Herrn Adv.-Anw. B.

„ „ „ . Herrn Z. E. und Krau H

Thlr.

3757

12

40

30

8

18

132

l8

22

k

1

5

1

2

2

2

Sgr.Pf.
8 10
20 -

20 -

1

20

4

18

Summa 4059

Hlerz« die Linaahme vom I. Jasuar bis ult. Nov. c.,
laul 267. Tadea-LerjeichaiK (ok. Nr. 249 d. Bl.) mtt . 51482

11 II

Eilmahme vom I. Ianuar biS 28. December 1865 . 55541 14 2

Köla, de» 28. December 1865.

Der BerwaltuagS-AuSschuß
deS Leatral-Dombair-BereinS.

Ueber Saukunk und Sanwerke in Niedcrösterreich.*)

B o r tr a g

dcs Dombaumeisters Kriedrich Lchmidt,

gehaltea bel drr Sommer-Bersammlung deS LereinS für LandeSkuade von
Niederösterreich in ltremS am 18. September 1865.

Hochverehrte Versammlung! Die Kunde eineS Landes faßt in fich
weseatlich auch die Kuade der Gebäude, die in einem Lande ernchtet find;
denn alle Tebäude, die ein Bolk errichtet, ste find dte bleidendsten Zeichen
seineS Cultur-Zustande«, seiner geistigen AuSbildnng. Deßwegen ist cS auch
von großer Wtchtigkeit, die Gebäude nicht nur nach ihrem archttektontschen
Werihe zu bettachten und zu beurtheilen, sondern überhaupt zu sehen, in
welcher Richtung deS geistigen LebenS dte Entstehung der Gebäude durch
die Lerhältniffe der Volker bcdingt war.

Zur Beurtheilung dieser BildungSgeschichte der Gebände eiaeS Lande«
tst eS nothwendlg, daß dte Borbedingungen etwrS ins Auge gesaßt werden,
unter denen etn Bolk begonnen hat zu bauen. Unser Land Niederösterreich
hat uur wenige Spuren von Gebäuden au« der römtschen Herrschast aufzu-
weisen; bis auf ein;elne Mauertrümmer find die römischen Städte vom Erd-
bodeu verschwunden. Man kann nicht sagen, daß, alS zur karolingischen Zett
die Deutiche» bleibende Wohnfitze hier gegründet haben, solche Vorbilder
»orhanden gewesen wären, welche a»f dea Sinn und den Geist deS hier
wohnenden BolkeS von Einffuß gewesen wären und seine Jdeen in Bezug
auf jkuust gelettet hättev. Vielmehr miffeu wir anaehmen, daß der Sian
sür die Form und sür die Kunst in dieseS Land hereingebracht worden tst,
und daS ift wohl der wichtigste Puact, den wir tn s Luge faffen müffe».

Dte große Lehrmeistertn aller Völker, die Kirche, war es, welche auf
dem Wege über die Alpen in die Gaue NiederösterreichS auch die Kunst ge-
bracht -at; dte ältssten Bauweike deS Lande« stnd durchauS kirchliche Bauten
und gehören der tn der Kunstgeschichte sogenannten romanischen Baurtchtung
an. Wenn wir unS vergegenwärtigen den Zustand dec Bevölkerung zur
Zeit, alS diese Bauwerke begonnen wurden, im 9. bi« zum 13. Zahrhundert,
so werden wir zugestehen müffen, daß von großen gcwerblichen Ferligkeiteu
bei Beginu dieser Baurichtung uoch keine Rede sein kounte; wir werdea zu-
gestehen müffea, daß keine erfahreuen Baumeister »orhanden sein koauten
uad daß nur zu Schutz uud Trutz uad zum Schtrm gegen Wtnd und Wetter
gebaut wurde. Dort aber, wo große Grundstätten fur dte Kirche aufgeführt
wurden, haben die Kirche uud ihre Träger dafür gesorgt, mtt dem lebendtgea
Worte auS etgener Kraft auch die prachtvolle Hülle zu schaffeu, welche diese«
Wort für Zahrhuuderte erhalteu soklte; uud so sehen wir, daß damals au«
den großea Eitzen der OrdenSgemeinschaften nicht »ur wtrkltche Priester alS
Träger deS lebeadigen Worte« auSgcsandt worden find, sondern ia Beglei-
tung derselben auch die Laienbrüder, «elche an jedem Orte, mitten in der
Wildniß, kunstvoll ihre Gebäude aufgcführt -abeu. Jn dieser Weise find
die großen Stifte, welche Niederöfterreich hat, und die noch jetzt die Zterde

*) Dea Lesera deS DomblatteS wird es zweifel«ohne um so erwünschter
sein, von gegenwärtigem Bortrage deS OberbauratheS Prof. F. Schmidt in
Wien Senatniß zu nehmea, alS Herr Echmidt zu unserem Dome in so naher
Beziehuug steht, gcwiffer Maßen au« deffeu Bauhütte hervorgegangeu ist.
Die Bescheideaheit veranlaßte denselben, am Echluffe seiue« Vortrage« aur
allgemeine Hoffnungen hinfichtlich der Wiederbelebuag der vormal« in Rieder-
österretch, wte im gesammten deutschen Vaterlande, in so herrlichcr Blüthe
gestaudeaen Srchitektur auSzuspreche». -Stte ein Auderer an setaer Stelle
geredet, so würde gewtß daraus htagewteseu worden sei», daß jeue Hoff-
nungea bereits stch zu verwirklicheu begonaen haben, wte dte« die voa
Herrn Schmidt errichteten kirchlicheu uad bürgerltchen Bauwerke uud die tm
schiasteu Sufblühe» begriffene Echule darthut, «elche unter seiaer Leituug
die alte Steiametzeukunst wieder mtt dem alten Er»ste übt uad zu neuea
Ehren zu briagen auf« eifrigste bemüht ist. L. R.

de« LandeS iu jeder Beztehung bilde», auSgeföhrt worden. Jch aenue na-
mentlich: Heiligenkreutz, Klosterneuburg, Zwettl, Lilienfeld
und viele aadere, welche hter anzufiihren z« weit sühren würde. Die ältesten
Theile dieser Gedäude reichen biS in S Jahr 1000, vielletcht noch weiter zu-
rück; ich habe nicht die speciellen htstorischen Dateu, um geaau die Grün-
dungSiahre anzugeben; aber uach architektonffchem Ermeffcu gehen fie iu
jeue fcrne Zeit zuröck.

Die eigeathümliche Srt dleser ssgenannteu romantschea Ääuwerke muß
nach dem Umstande bemeffen werden, daß fie eben unter directestem kirch-
lichen Einflnffe, iu vollstem kirchlichen Sinne und nach solchem Vorgange
entstanden find.

Bei dtesen Bauien bestand auch nicht ein reiae« BertragS-Verhältuiß,
wic eS jetzt zwischen der Kirche oder dem Bauherrn überhaupt und dem
Baumeister Statt findet; soadern der Bauherr war gewtffer Maßeu Bau-
meister zugleich; ebe» so kann auch der Begriff von „mein" und „dein", der
Begrtff deS ErwerbeS, der von solchem Etnfluffe auf die Lusbtldung der
Kuast ist, hier ntcht iu Betracht gezogen werdea; sondern, einzig seinem
Zwccke hingegeben, in inaigen Gedanken, schaffi der Laienbruder lene außer-
ordeatlicheu Formen, welche vtelleicht nicht hinaarageu au dte herrliche Aus-
btldung der Antik«, aber dieselbe weit überragen in Bezug auf wahren christ-
lichen Geist, welcher dieser Form i.iuewohnt. Wir stauuen die außerordeut-
lichea Werke an, welche sowohl auS den Zeiten der Griechsn, auS der pert-
cletscheu Zett, al« später auS den Zeiten der römischeu Katser herrühren, wo
daS Machtgebot eineS Einzigen Huaderttausende aufbot, «m LuruS-Werke zu
schaffea — stauneu müffen wtr! aber el fehlt dtesenMaffeubauten derRömer
daS belebende Princip, e« sehlt der Geist de« Einzelnen. eS fehlt der freie
Gedanke, denn im Ganzen genommen find eS Arbeiten großer Maffen, die
dem Tedankea eineS Einzelnen sclavisch folgen mußte». — DaS ist der
Uaterschied zwischen dem christlichen Princtp in der Kunst und zwischen dem
clasfisch-heidnischen, daß in der chrtstlichen Kunst auch der einzelne Maaa,
daS einzelue Jndividuum die eigene Lmpfinduug hiaeiulegte, seine Gefühle
klar und durchfichttg darstellt al« Zeugntß für spätere Jahrhunderte. ES ist
natürlich, d«ß e« in jenen älteren engen Berhältniffe», welche fich in der
Klostergemeiaschaft gebildet hatten, nicht mögltch gewesen tst, die Bauwerke
in so außerordentlicher AuSdehnung «nd Zahl zu schaffra; denn odschou die
Sirch« zu Beginn uasereS JahrtauseadS in höchster Krafifülle dastand, so lag
e- doch in dieser eigenthümlichen Lerfaffung, daß eS nicht möglich war, alle
Orte, Dörfer und Siädte so sehr mit Bauwerken zu besetzen, wie die« die
folgende Pertode gethan hat.

Nachdem daS Bedürfaiß, den Stätten deS CultuS dle reichste und groß-
artigste -ülle zu schaffen, die engen Bande der Klostermauern gesprengt
hatte und die Verhältniffe weit über die Klostermauern hinauS mitten inS
Leben der Städte führten, war e« naturlich, daß tn gervlffer Beziehung an-
dere Mensche», mit snderem Sinne, unter anderen Berhältntffe», unter an-
deren Bedingungen fich der Aufgabe der Kunst unterzogen haben.

Aber getreu der Ueberlieferung, getreu dem Gedankeu an ihre Herkuaft,
waren die Männer, welche sortan fich al« Könstler zetgten, eng verbunden tn
gewissen Genoffenschafteu und Bruderschaften. Der Gedanks und dte Eria-
»erung an daS frühere tnnige Zusammenleben in den Klostermauern geleitete
fie auch jetzt noch und gab thnen den Gedsvken, daß nur durch festes Aa-
einanderschließen, durch innige etnhettliche Berbindung die Schöpfung großer
Werke mögltch sei. — Die Verbindung der eiazelnen Kräfte zum großen
Ganzen, das ist es, waS daS ganze Mittelalter hindurch, in den Städten
namentlich, AußerordentlicheS geschaffen hat. Die Berbindung von wenigen
tausend Bürgern war genügend, um Trotz zu bteten der ganzen Welt. So
hat auch den Künstlern ihre abfichtSlose Verbindung, ohne alle materielle
BafiS, die Krast gegeben, den Gedanken der Kunst zu beherrschen — wir
treten somit etn in die Periode deS SpttzbogenstpleS. oder — von deu Wäl-
sche» spottweise so genaunt — de« gothischen SipleS.

Wir haben eben angedeutet, daß aus der engeu Genoffenschaft der
Klostergemeinde herauS fich allerorts, wo gebaut wurde, Gemetnschafteu ge-
btldet habe», welche nach bestimmten Satzungen, nach bestimmten Berbln-
dungS-Prtvilegien fich der Kuast bemächtigt -aben, und welche al« Laubruder-
schafte», al« Baugeaoffenschaften aufgetrete» find. Es lag nahe, daß bei
der außerordentlichea Bauthätigkeit des 13., 14. uad 15. Jahrhundert«, wo
Baumeister und Baukünstler nach Tausendeu gezählt haben, ia diese Genossea-
schaften nothwendtger Weise eine streage Orgaaisatron eiageführt werden
«ußte. Demgemäß ist schon frühzettig daS gauze deutsche Reich getheilt
«orden in vier große Baubezirke, genannt „Haupthüttea", und zwar vor
Allem die Bsuhütte in Straßburg und unter ihr die drei uächsten Bau-
hütten: Köln am Rhein, Zürich in der Schweiz uud Wieu in Rieder-
österretch. A» der Spitze dieser Bauhütten stand der Grsßmeister der deut-
schen Steinmetze; dieser entschied tu letzter Jnstanz in allen wichtigen Fragen;
eS mußten alle Plane vou größerer Bedeutung, z. B. von Domea, der 8e-
nehmtgung des GroßmeisterS zu Straßburg unterzogen werden; in geringen
Sachen entschieden die Hütten zu Wien, Zürich und Köla; bei außerordent-
lichen Gelegenheiten wurden —ich möchte sagen-„General-Versammlungen"
berufen, und so haben wir da« merkwürdige Beisptel von Steinmetztagea
oder deutschen Architekteutagen, wie fie aber nur bei gefährlichea Bau-Uater-
»ehmangen auSnahmSweise vorgekommen find.

Wir sehen also, daß Niederösterreich innerhalb seiner Grenzeu iu seiuer
Hauptstadt eiaen der Hauptfiße der deutschen Kunst htrgt und geborgen hat;
die Spurea dteser Lauhötte von St. Stephaa geteu fich «eit htaaoS über
die Treazeu NiederösterreichS zu erkenae». Der eigentliche Bezirk der wieaer
Bauhötte reichte a» der Donau hinauf btS Paffau und kreuzte fich obe» i»
Sachfen mtt dem Bezirke Köla, welcher dort heretnreichte. Llles Land östltch
war ehne Weitere« der JuriSdiction der Bauhütte voa St. Stephan uater-
geordnet. Jch »uß sagen, daß es tn mancher Beziehung einen erhebenden
uad in gewiffer Beztchung wehmöthigen Eindruck auf mtch gemacht hat, iu
der Ferne, in Siebenbärge», den Etnfluß uad die Epure» der deutsche» Bau-
hütte voa St. Stephan zu finde» oud darau« die Ueberzugung zu schöpfeu,
daß vormals deutsche Kunk, Lultur u»d deotscheS Leben i» diese fernen
Länder getrage» »urde. Ttef ia Pole», i» dea fernsteu Orteu, findet stch
dte deutsche Kunst, »»widerlegt, »uanfechtbar, deun die Pergamentbewetse
fiud iu der Ba»hütte von St. Stephan, «o »och jetzt dte Entwürfe »o» vieleu
Gebäuden aufbewahrt fiud, die ounmehr vergeffe» uad »erfalleu stud.

Nu» liegt »S aber tu der Natur alle« »r»schlichra Echaffe»« uud Wir-
 
Annotationen