I Ol
Holbeins Stil
brunnen< von 1519 (Taf. VII) wurde von Georg Kö-
nigsberger und Regina Arzt für einen Altar in der
Dominikanerkirche bestellt.
Georg Gossenbrot, Sohn des Humanisten Sigmund
Gossenbrot, hatte dem Augsburger Patriziat ange-
hört, sich aber 1470 ausbürgern lassen und war in die
Dienste zunächst Herzog Sigmunds von Tirol, dann
König Maximilians I. getreten. Zusammen mit seinem
älteren Bruder Sigmund wurde er 1499 geadelt. Sein
Sitz war ab 1485 Schloß Freyberg bei Füssen. Zeit-
weilig hatte er die Regie über die gesamten Finanzen
des Königs, deren Sanierung ihm vor seinem unerwar-
teten Tod 1502 anvertraut worden war. Gossenbrots
Beziehungen zum Hof mögen dazu geführt haben,
daß er keine Augsburger Geschlechterin heiratete,
sondern eine Grazer Patrizierin, deren Bruder sich
dann allerdings in Augsburg ansiedelte und zu Anse-
hen kam.141 Über die persönlichen Lebensumstände
Gossenbrots wissen wir - abgesehen von seinem spek-
takulären Reichtum - nichts. Ihr geistliches Gedächt-
nis scheinen er und seine 1520 verstorbene Frau in
der Kartause Buxheim besorgt zu haben, von wo die
>Madonna< angeblich stammt.243
Uber den Kunstbesitz des Bruders Sigmund Gossen-
brot (f 1500) sind wir kaum besser informiert. Sig-
mund, der standesgemäß mit der Augsburger Patrizie-
rin Anna Rehlinger verheiratet war, bezog von
Holbein ein Retabel mit Marienszenen, das nur in
einem Riß überliefert ist (Abb. 76).144 Nach Hl. Kreuz
stiftete das Ehepaar ein Antependium, »pro ara
exornanda miro artificio elaboratum, cui adiunxerunt
imaginem eiusdem artificij repraesentantem Divam
Helenam Crucem Christi cum Corona manibus suis
amplexantem«.24' In Flandern, vermutlich in Tour-
nai, bestellten die Gossenbrot einen Bildteppich mit
der Geschichte von Susanna und den Alten.246 Der
Teppich zeigt exemplarisch, daß Augsburger Patrizier
Luxusgut aus den Niederlanden bezogen, er zeigt aber
auch, daß sie als recht selbstbewußte Besteller auftra-
ten. Denn der Teppich folgt für die von Säulen und
Maßwerkbogen gerahmte Szene selbst - Susanna und
die Alten im Garten - niederländischen Bildmustern.
Die sehr breite Bordüre aber, in die die Wappen Gos-
senbrots und Rehlingers sowie das der Tochter Ursula
eingewebt sind, ähnelt mit ihrer Blattranke und den
eingestreuten Vögeln Augsburger Buchmalerei. Die
Bordüre ist offenbar von Augsburg aus in dieser Form
bestellt worden.247
Georg Königsberger gehörte zur Zunft der Kaufleu-
te und war seit seiner Heirat mit Regina Arzt (1507)
mit Jacob Fugger verschwägert. Das kinderlose Ehe-
paar, das seinen Wohlstand aus dem ungarischen Sil-
berbergbau bezog, verkaufte 152.3 das neu erbaute
Haus am Weinmarkt an die Fugger, die es mit dem
eigenen, benachbarten Haus zusammenfügten. Auf
dem Grabstein in der Dominikanerkirche erscheint
der 1524 verstorbene Königsberger als Herr von Heg-
nenberg (Hofhegnenberg) - wie Georg Gossenbrot
also hatte er eine adlige Lebensweise angestrebt.248
Das beim Ankauf des Hauses durch die Fugger ange-
fertigte Inventar ist verloren, über den weiteren
Kunstbesitz des Ehepaars ist nichts bekannt. Königs-
berger war beim Neubau der Dominikanerkirche
1513-1515 einer der wichtigsten Stifter; er wird im
Gedächtnisbuch des Priors Johann Faber unmittelbar
hinter dem Papst, dem Kaiser und seinen Söhnen,
dem Herzog von Sachsen und dem Augsburger Bürger
und Kaufmann Philipp Adler genannt.Lw Adler und
der in der Liste auf Königsberger folgende Jacob Vil-
linger hatten enge, nicht nur finanzielle Beziehungen
zu Maximilian I. Von Königsberger ist das bisher
nicht bekannt, aber auf seiner Altartafel ist dem regie-
renden Papst, Leo X., und dem regierenden Kaiser,
Maximilian L, in Medaillons auf den Pilastern des
Triumphbogens Ehre erwiesen.
Die Stiftung Königsbergers, die auch mit seinem
Wappen auf den »Güldenen Steinen« in der Kirche
vermerkt wurde, umfaßte nach Fabers Buch: »500 fl.
in goldt. Der altar, 3 gewölb, 6 fenster, im zuogeayg-
net worden, die er machen hat lassen auf seine kosten.
Die 3 gewölb malen lassen, vast köstlich. Gestiel, man
und frawen stendt.«25° Es handelte sich also um die -
vom Ornat abgesehen - vollständige Stiftung einer
»Kapelle«. Deren Ort ist nicht mit Sicherheit festzu-
stellen, da die Kirche seit dem Ende des 16. Jahrhun-
derts eine neue Ausstattung erhielt. Die zweischiffige
Dominikanerkirche plazierte im rechten Schiff den
Chor der Mönche mit dem wohl von Philipp Adler
gestifteten Altar, im linken Schiff stand vor der Stirn-
wand der Frühmeßaltar mit einem marmornen Reta-
bel, das Jörg Regel bezahlt hatte. Das Sakraments-
haus, das ebenfalls an der östlichen Stirnwand der
76. Hans Halbem, Werkstatt: Altarriß mit Szenen aus
dem Marienleben (Nürnberg, Germanisches
Nationalmuseum, 27,5 x 21,2 cm)
Holbeins Stil
brunnen< von 1519 (Taf. VII) wurde von Georg Kö-
nigsberger und Regina Arzt für einen Altar in der
Dominikanerkirche bestellt.
Georg Gossenbrot, Sohn des Humanisten Sigmund
Gossenbrot, hatte dem Augsburger Patriziat ange-
hört, sich aber 1470 ausbürgern lassen und war in die
Dienste zunächst Herzog Sigmunds von Tirol, dann
König Maximilians I. getreten. Zusammen mit seinem
älteren Bruder Sigmund wurde er 1499 geadelt. Sein
Sitz war ab 1485 Schloß Freyberg bei Füssen. Zeit-
weilig hatte er die Regie über die gesamten Finanzen
des Königs, deren Sanierung ihm vor seinem unerwar-
teten Tod 1502 anvertraut worden war. Gossenbrots
Beziehungen zum Hof mögen dazu geführt haben,
daß er keine Augsburger Geschlechterin heiratete,
sondern eine Grazer Patrizierin, deren Bruder sich
dann allerdings in Augsburg ansiedelte und zu Anse-
hen kam.141 Über die persönlichen Lebensumstände
Gossenbrots wissen wir - abgesehen von seinem spek-
takulären Reichtum - nichts. Ihr geistliches Gedächt-
nis scheinen er und seine 1520 verstorbene Frau in
der Kartause Buxheim besorgt zu haben, von wo die
>Madonna< angeblich stammt.243
Uber den Kunstbesitz des Bruders Sigmund Gossen-
brot (f 1500) sind wir kaum besser informiert. Sig-
mund, der standesgemäß mit der Augsburger Patrizie-
rin Anna Rehlinger verheiratet war, bezog von
Holbein ein Retabel mit Marienszenen, das nur in
einem Riß überliefert ist (Abb. 76).144 Nach Hl. Kreuz
stiftete das Ehepaar ein Antependium, »pro ara
exornanda miro artificio elaboratum, cui adiunxerunt
imaginem eiusdem artificij repraesentantem Divam
Helenam Crucem Christi cum Corona manibus suis
amplexantem«.24' In Flandern, vermutlich in Tour-
nai, bestellten die Gossenbrot einen Bildteppich mit
der Geschichte von Susanna und den Alten.246 Der
Teppich zeigt exemplarisch, daß Augsburger Patrizier
Luxusgut aus den Niederlanden bezogen, er zeigt aber
auch, daß sie als recht selbstbewußte Besteller auftra-
ten. Denn der Teppich folgt für die von Säulen und
Maßwerkbogen gerahmte Szene selbst - Susanna und
die Alten im Garten - niederländischen Bildmustern.
Die sehr breite Bordüre aber, in die die Wappen Gos-
senbrots und Rehlingers sowie das der Tochter Ursula
eingewebt sind, ähnelt mit ihrer Blattranke und den
eingestreuten Vögeln Augsburger Buchmalerei. Die
Bordüre ist offenbar von Augsburg aus in dieser Form
bestellt worden.247
Georg Königsberger gehörte zur Zunft der Kaufleu-
te und war seit seiner Heirat mit Regina Arzt (1507)
mit Jacob Fugger verschwägert. Das kinderlose Ehe-
paar, das seinen Wohlstand aus dem ungarischen Sil-
berbergbau bezog, verkaufte 152.3 das neu erbaute
Haus am Weinmarkt an die Fugger, die es mit dem
eigenen, benachbarten Haus zusammenfügten. Auf
dem Grabstein in der Dominikanerkirche erscheint
der 1524 verstorbene Königsberger als Herr von Heg-
nenberg (Hofhegnenberg) - wie Georg Gossenbrot
also hatte er eine adlige Lebensweise angestrebt.248
Das beim Ankauf des Hauses durch die Fugger ange-
fertigte Inventar ist verloren, über den weiteren
Kunstbesitz des Ehepaars ist nichts bekannt. Königs-
berger war beim Neubau der Dominikanerkirche
1513-1515 einer der wichtigsten Stifter; er wird im
Gedächtnisbuch des Priors Johann Faber unmittelbar
hinter dem Papst, dem Kaiser und seinen Söhnen,
dem Herzog von Sachsen und dem Augsburger Bürger
und Kaufmann Philipp Adler genannt.Lw Adler und
der in der Liste auf Königsberger folgende Jacob Vil-
linger hatten enge, nicht nur finanzielle Beziehungen
zu Maximilian I. Von Königsberger ist das bisher
nicht bekannt, aber auf seiner Altartafel ist dem regie-
renden Papst, Leo X., und dem regierenden Kaiser,
Maximilian L, in Medaillons auf den Pilastern des
Triumphbogens Ehre erwiesen.
Die Stiftung Königsbergers, die auch mit seinem
Wappen auf den »Güldenen Steinen« in der Kirche
vermerkt wurde, umfaßte nach Fabers Buch: »500 fl.
in goldt. Der altar, 3 gewölb, 6 fenster, im zuogeayg-
net worden, die er machen hat lassen auf seine kosten.
Die 3 gewölb malen lassen, vast köstlich. Gestiel, man
und frawen stendt.«25° Es handelte sich also um die -
vom Ornat abgesehen - vollständige Stiftung einer
»Kapelle«. Deren Ort ist nicht mit Sicherheit festzu-
stellen, da die Kirche seit dem Ende des 16. Jahrhun-
derts eine neue Ausstattung erhielt. Die zweischiffige
Dominikanerkirche plazierte im rechten Schiff den
Chor der Mönche mit dem wohl von Philipp Adler
gestifteten Altar, im linken Schiff stand vor der Stirn-
wand der Frühmeßaltar mit einem marmornen Reta-
bel, das Jörg Regel bezahlt hatte. Das Sakraments-
haus, das ebenfalls an der östlichen Stirnwand der
76. Hans Halbem, Werkstatt: Altarriß mit Szenen aus
dem Marienleben (Nürnberg, Germanisches
Nationalmuseum, 27,5 x 21,2 cm)