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Der Kreis: Zeitschrift für künstlerische Kultur ; Organ der Hamburger Bühne — 3.1926

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Heft 3 (März)
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https://doi.org/10.11588/diglit.47625#0147
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umfaßten“, und fährt fort; ,,Diese harmonische Bildung ging ver-
loren, Der Grund der bürgerlichen Bildung ruhte nicht mehr in
der Kunst, sondern in der Wissenschaft,“ „Die Kunst, so-
weitsieimLebendesBürgers eineRolle spielte,
wurde studiert, aber nicht mehr in erster Linie
genösse n.“ Wir denken einen Augenblick an manches unwill-
kürliche Zurechtrücken durch eine weibliche Hand, etwa eines
Stuhls, Porzellans, einer Blume, und glauben an Unverlierbarkeit
eines Restes wahrhaft aristokratischer Kultur. Mehr Beachtung
und Achtung für ihn, für diesen Rest, und trotz seiner Bescheiden-
heit kann Gutes daraus entstehen.-
War man früher mehr aus auf Ausbildung für Einzelnes und für
isolierte Gattungen des Künstlerischen, so ist jetzt Zusammenschau
die Losung und man spricht viel von Raumkunst und Innendekora-
tion, Aus dem Ganzen ins Einzelne und umgekehrt! Ich weiß ein
Buch, ein eben erschienenes: wer, Mann oder Frau, das studiert
und immer zur Hand hat, dem bleibt eine herzstärkende, herr-
liche Ganzheit immer gegenwärtig, nämlich das in langen Zeiten
ständig um innere Erneuerung und Verbesserung bemühte gewerb-
liche und kunstgewerbliche Hamburg. Vielen, vielen Menschen
voll lebenslangem Streben nach Vervollkommnung wird da ihr
Platz angewiesen, Leuten, die wacker das ihrige taten und tun
zur Ehre ihrer Vaterstadt, So aus der Zeiten- und Überschau ge-
sehen, gewinnt das Handwerk und Kunstgewerbe eines großen
Gemeinwesens derart an Würde, daß es unbedingt locken kann,
sich jenen Tüchtigen anzureihen. Dieses Buch ist Edmund Meier-
Obrists „Das neuzeitliche hamburgische Kunstgewerbe in seinen
Grundlagen“, von dem später weiter die Rede sein wird, ein
goldenes Buch der Stadt, nicht mit Patriziernamen und -Wappen,
und doch voll Glanzes. Zu wünschen wäre auf's ernsteste, daß es
in dem hier vertretenen Sinn gute Wirkung tut.


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