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Der Kreis: Zeitschrift für künstlerische Kultur ; Organ der Hamburger Bühne — 3.1926

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Heft 9 (September)
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https://doi.org/10.11588/diglit.47625#0485
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einem den Vorwurf chauvinistischer
Gesinnung eintragen. Ein derartiges
Verhalten ist nur verständlich als Pro-
test gegen den kitschigen Fridericus-
Kult der Völkischen, aber da es durch
seine Anpreisung dem Kitsch nur ein
andersherum gesinnungstüchtiges und
gleich geistloses Machwerk entgegen-
zusetzen vermag, führt es zu nichts,
als daß den Völkischen eine neue
Schar empörter und gekränkter Unter-
tanen zugeleitet wird.
Wie man sich einem so hohen Ge-
genstand gegenüber, wie es der Fried-
rich-Mythos ist, zu verhalten habe,
darüber hätten sich Hegemann und
seine Lobpreiser zu ihrem Vorteil aus
wenigen Zeilen Nietzsches belehren
können, aus jenem „Jenseits“-Apho-
rismus nämlich, der Friedrich als den
Verkörperer einer neuen männlichen
und verwegenen Art deutschen Men-
schentums anspricht, die „dem Geiste
gefährliche Freiheit gibt, aber das
Herz streng hält", in deren Zweisee-
lenhaftigkeit jene bis zum männisch
Despotenhaften übertriebenen Lüge
des Leistungsethikers Friedrich — und

sie allein sind es, die Hegemann zu
sehen vermag — nur als Folie und
Korrelat, als Ausgleich des Hanges
zur skeptischen Freigeisterei erschei-
nen, Thomas Mann jedenfalls hat sein
Friedrich-Bild aus dieser Nietzsche-
schen Antithese heraus entwickelt,
wenn er den tiefen Dualismus im We-
sen des großen Königs als symbolisch-
repräsentativ für den ewigen deut-
schen Gegensatz von „Recht und
Macht, von Gedanke und Tat, Freiheit
und Schicksal, Vernunft und Dämon,
bürgerlicher Sittigung und heroischer
Pflicht" dargestellt hat,
Bruno Frank ist auf diesem Wege
gefolgt. Er hat Friedrich — und auch
in dem Trenck-Roman erscheint ja der
große König als das furchtbare Schick-
sal eines tragisch verwirrten Lebens,
— er hat seinen Gegenstand bei Gott
nicht mit den Mitteln eines patrioti-
schen Barden dargestellt, aber auch
nicht mit den Mitteln eines vom
Schreckbild des Monarchismus ver-
störten Psychotikers. Sondern er hat
sich ihm genaht mit jenem histo-
rischen Sinn, der den Menschen


ED. SEILER, PIANOFORTEFABRIK
G. m. b. H.
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