auf der Ausstellung vereinigt, gehören zusammen; den dritten Teil,
die düster schwere Kreuzigung, muß man in der Londoner National
Gallery aufsuchen, Tiepolos Findung Moses, sein wohl großartigstes
Tafelbild (in der National Gallery zu Edinburg), von dem der rechte
Teil mit dem Hellebardier in brutaler Weise abgeschnitten wurde
(jetzt bei Fauchier Magnan in Paris), zeigt, weil Zusammengehöri-
ges für die Dauer der Ausstellung wieder verbunden ist, zum ersten-
mal wieder seine ganze Schönheit. Diese interessanten Einzelfälle
seien herausgegriffen als Hinweis, zu welchen Genüssen und Er-
kenntnissen die Ausstellung verhilft,
☆
Im Mai v, J, haben Lady Chamberlain und Mussolini den Plan
der Ausstellung entworfen. Am 1, Januar war er, überraschend
schnell, Wirklichkeit geworden. Englische und italienische Kunst-
forscher haben gemeinsam gearbeitet, Italien hat etwa die Hälfte
der ausgestellten Kunstwerke geschickt, die Auswahl hat Ettore
Modigliani getroffen. Da man in Italien die Bedeutung dieser groß-
zügigen Kunstpropaganda erkannt hat, hat man selbst Schätze wie
Botticellis Geburt der Venus aus den Uffizien und Mantegnas toten
Christus, das für mich erschütterndste Bild auf der Ausstellung,
aus der Brera in Mailand den Gefahren der Seereise ausgesetzt.
Mit Ausnahme spanischer und russischer Museen haben alle be-
deutenden öffentlichen Sammlungen Europas Leihgaben geschickt*).
Auch Amerika ist vertreten. Daß die Ausstellung nur einen knappen
Querschnitt aus italienischer Kunst vom 13, bis ins 19, Jahrhundert
gibt, ist selbstverständlich. Es galt nicht nur auf das an die Wand
gebundene Fresko zu verzichten, von sehr umfangreichen Altären
mußte aus Raumgründen abgesehen werden, auch sonst waren
Lücken unvermeidlich. In der National Gallery sind, um nur einiges
herauszugreifen, Gentile da Fabriano, Fra Filippo Lippi, Filippino
Lippi, Signorelli, Pinturicchio, Perugino, Andrea del Verrocchio (der
als Maler im Burlington House überhaupt fehlt) großartiger als auf
der Ausstellung vertreten, und in welcher Sammlung der Welt
kommt der preziöse, raffinierte, farbig so interessante Crivelli so
zur Geltung wie in der National Gallery mit seinen neun großen
Altären?
Diese Bemerkuhgen zielen keineswegs darauf ab, die Bedeutung
der Ausstellung zu verringern, Im Gegenteil, die Leistung ist un-
vergleichlich, unter den heutigen Verhältnissen war sie nur in Eng-
land möglich. Noch nie hat die Welt solche Schätze auf einer Aus-
stellung zusammen gesehen. Auch der schwer zugängliche euro-
*) Die Hamburger Kunsthalle hat vier Zeichnungen geschickt; Botticellis
nackten Jüngling, Ambrogio de Predis Profilköpfe eines jungen Mädchens, Sodo-
mas Sebastian, und Mantegnas ganz mit Form gefüllte Zeichnung der stehenden
Maria mit dem Kind, vermutlich eine Studie für den rechten Flügel des Tripty-
chons in den Uffizien aus dem Jahre 1459, Preisfrage: Wieviel Menschen in
Hamburg kennen diese Blätter und unsere schönen Leonardo-Zeichnungen??
290
die düster schwere Kreuzigung, muß man in der Londoner National
Gallery aufsuchen, Tiepolos Findung Moses, sein wohl großartigstes
Tafelbild (in der National Gallery zu Edinburg), von dem der rechte
Teil mit dem Hellebardier in brutaler Weise abgeschnitten wurde
(jetzt bei Fauchier Magnan in Paris), zeigt, weil Zusammengehöri-
ges für die Dauer der Ausstellung wieder verbunden ist, zum ersten-
mal wieder seine ganze Schönheit. Diese interessanten Einzelfälle
seien herausgegriffen als Hinweis, zu welchen Genüssen und Er-
kenntnissen die Ausstellung verhilft,
☆
Im Mai v, J, haben Lady Chamberlain und Mussolini den Plan
der Ausstellung entworfen. Am 1, Januar war er, überraschend
schnell, Wirklichkeit geworden. Englische und italienische Kunst-
forscher haben gemeinsam gearbeitet, Italien hat etwa die Hälfte
der ausgestellten Kunstwerke geschickt, die Auswahl hat Ettore
Modigliani getroffen. Da man in Italien die Bedeutung dieser groß-
zügigen Kunstpropaganda erkannt hat, hat man selbst Schätze wie
Botticellis Geburt der Venus aus den Uffizien und Mantegnas toten
Christus, das für mich erschütterndste Bild auf der Ausstellung,
aus der Brera in Mailand den Gefahren der Seereise ausgesetzt.
Mit Ausnahme spanischer und russischer Museen haben alle be-
deutenden öffentlichen Sammlungen Europas Leihgaben geschickt*).
Auch Amerika ist vertreten. Daß die Ausstellung nur einen knappen
Querschnitt aus italienischer Kunst vom 13, bis ins 19, Jahrhundert
gibt, ist selbstverständlich. Es galt nicht nur auf das an die Wand
gebundene Fresko zu verzichten, von sehr umfangreichen Altären
mußte aus Raumgründen abgesehen werden, auch sonst waren
Lücken unvermeidlich. In der National Gallery sind, um nur einiges
herauszugreifen, Gentile da Fabriano, Fra Filippo Lippi, Filippino
Lippi, Signorelli, Pinturicchio, Perugino, Andrea del Verrocchio (der
als Maler im Burlington House überhaupt fehlt) großartiger als auf
der Ausstellung vertreten, und in welcher Sammlung der Welt
kommt der preziöse, raffinierte, farbig so interessante Crivelli so
zur Geltung wie in der National Gallery mit seinen neun großen
Altären?
Diese Bemerkuhgen zielen keineswegs darauf ab, die Bedeutung
der Ausstellung zu verringern, Im Gegenteil, die Leistung ist un-
vergleichlich, unter den heutigen Verhältnissen war sie nur in Eng-
land möglich. Noch nie hat die Welt solche Schätze auf einer Aus-
stellung zusammen gesehen. Auch der schwer zugängliche euro-
*) Die Hamburger Kunsthalle hat vier Zeichnungen geschickt; Botticellis
nackten Jüngling, Ambrogio de Predis Profilköpfe eines jungen Mädchens, Sodo-
mas Sebastian, und Mantegnas ganz mit Form gefüllte Zeichnung der stehenden
Maria mit dem Kind, vermutlich eine Studie für den rechten Flügel des Tripty-
chons in den Uffizien aus dem Jahre 1459, Preisfrage: Wieviel Menschen in
Hamburg kennen diese Blätter und unsere schönen Leonardo-Zeichnungen??
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