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Der Kreis: Zeitschrift für künstlerische Kultur ; Organ der Hamburger Bühne — 8.1931

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Nr. 12 (Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43624#0749
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Zeitschrift für künstlerische Kultur
VIII. Jahrgang

Zwölftes Heft

Dezember 1931

Zwei Wagner-Dokumente
Von Wilhelm Zinne
Die beiden im folgenden veröffentlichten urkundlichen Stücke
von Richard Wagners Hand und nach seiner Handschrift mit-
geteilt, liegen zeitlich acht Jahre auseinander, Wahnfried in
Bayreuth besitzt das Konzept zu dem ersten und jüngeren Schrift-
stück, das — wie mir der Vergleich in Bayreuth erwiesen hat —
einige Änderungen und Flüchtigkeiten aufweist, die wegen der Ab-
kunft des originellen und wohlgelaunten Objekts selbst Wagneri-
anern von nicht strammer Parteistellung Aufmerksamkeit ab-
nötigen werden. Der hernach dann mitgeteilte Brief ist einer der
inhaltreichsten und bedeutsamsten, die Wagner verfaßt hat, der
aber in der ,,offiziellen“ Biographik über den Meister nicht vor-
kommt. Selbst in dem starken Bande Benedikts ,,Wagners Leben
in Briefen“ findet sich da, wohin er gehörte, eine große Zeitlücke,
Es scheint, daß der Wagner-Biograph Glasenapp von dem Inhalte
Kenntnis genommen hat, denn er zitiert in ,,Gänsefüßen“ ganz kurz
zwei Stellen des Dokuments. Und gerade diese Zitate haben die
erste Handhabe geboten, den Empfänger des wichtigen Schreibens
aufzustöbern. Wir setzen den älteren Brief ans Ende dieser Mit-
teilung und das Dokument mit Noten-Ergänzung seines humo-
ristischen Inhalts an den Anfang, weil es nach einem Ham-
burgischen, für den Meister hocherfreulichen Erlebnis ent-
standen ist,
Wagner hat in Hamburg am 21, und 23, Januar 1873 zwei
Orchesterkonzerte geleitet, um mit dem Erträgnis die pekuniäre
Basis für die Bühnenfestspiele (1876] mit dem Ring zu mehren. Am
ersten Abend hatte er Beethovens fünfte Symphonie geleitet und
hinterher das Lohengrinvorspiel, den ,,Winterstürme”-Gesang Sieg-
munds (von Lederer gesungen), Vorspiel und Abschluß des Tristan
und den Kaisermarsch geboten. Diese Wagnerstücke kehrten am
zweiten Abend wieder, und die Tannhäuser-Ouvertüre und die
Gesänge Siegfrieds zur Schwertschmelze (Lederer als Tenorist)
ergänzten dies Wagner-Programm, Von dem Inhalte hatte nur ein
Kritiker, Arrey von Dommer (dem wir die neun vorbildlich ge-
führten Musikkataloge der Staats- und Universitätsbibliothek dan-

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