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Kromayer, Johannes [Hrsg.]; Veith, Georg [Hrsg.]
Schlachten-Atlas zur antiken Kriegsgeschichte: 120 Karten auf 34 Tafeln ; mit begleitendem Text (2. Lieferung, Römische Abteilung 2): Von Cannae bis Numantia — Leipzig, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.7154#0009
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Rom. Abt. Blatt 8.

— auch etwa von gleicher Kopfzahl — stellte er in
vergrößertem Abstand (über 200 m) dahinter als Re-
serve auf. Zum erstenmal tritt hier das reine
Reservenprinzip in die Kriegsgeschichte. Seine
schwache Reiterei — höchstens insgesamt 4000 Pferde —
stellte auch er auf die Flügel. —- Seine Absicht war,
zunächst durch scharfes Vorgehen der beiden ersten
Treffen den Abstand des dritten, das stehenblieb, noch
zu vergrößern, und dann die ganze von Scipio erwartete
Schlachtentwicklung gegen seine Vordertreffen allein
auswirken zu lassen, um endlich, wenn der Gegner alle
Kräfte ausgespielt hatte, mit der außerhalb des Kampf-
bereiches unversehrt zurückgehaltenen Reserve die Ent-
scheidung herbeizuführen.

Der Beginn der Schlacht verlief zunächst programm-
gemäß. Die karthagischen Elefanten brachen unschäd-
lich teils durch die römischen Intervalle durch, teils an
den Flügeln aus; die Reiterei Hannibals wurde von der
scipionischen hinweggefegt und zog die verfolgenden
Sieger hinter sich her; die beiderseitigen ersten Treffen
wurden handgemein. Nach sehr hartem und verlust-
reichem Kampfe begannen endlich die von den Veliten
und Numidern unterstützten Hastaten Scipios die Ober-
hand über die Söldner zu gewinnen; als aber diese
nun die Unterstützung durch das zweite Treffen er-
warteten, hielt Hannibal dasselbe noch zurück. Da
warfen sich die Söldner, die sich verraten glaubten, auf
die angeblichen Verräter; es kam zum Handgemenge
in der eigenen Front, und nur mit Mühe gelang es dem
Eingreifen Hannibals, die Kämpfenden zu trennen und
die Reste der Söldner an die Flügel hinauszudrängen.

— Inzwischen hatte das zweite karthagische Treffen
den Kampf gegen die römischen Hastaten mit wechseln-
dem Erfolge geführt; aber auch Scipio, dem sich des
Gegners Plan enthüllt hatte, sah ein, daß sein ur-
sprüngliches Manöver angesichts der weitab gehaltenen
Hauptreserve Hannibals undurchführbar war. Die Ver-
wirrung in der feindlichen Front erlaubte ihm, das Ge-
fecht abzubrechen, seine Truppen vom Feinde loszulösen
und nach neuem Plane zu ordnen. Er schob die stark
gelichteten Hastaten in der Mitte zusammen und ließ
die beiden Hintertreffen auf die Flügel aufmarschieren;
so ging er neuerdings frontal zum Angriffe vor.

Auch Hannibal war nichts übriggeblieben, als die
Gefechtspause zur Neuordnung zu nützen. Wie er seine
Truppen jetzt aufgestellt, wissen wir nicht. Höchst-
wahrscheinlich kam es neuerdings zu rein frontalem
Zusammenprall. Durch das Ausscheiden der Söldner
war die Streiterzahl auf beiden Seiten nahezu ausge-
glichen; indessen begann nach hartem Kampfe langsam
aber sicher die überlegene Qualität der Veteranen Han-
nibals sich durchzusetzen. Da traf im letzten Augen-

blick die römische Reiterei, von der Verfolgung zurück-
kehrend, auf dem Schlachtfelde ein und warf sich dem
Gegner in den Rücken. Ihr Anprall entschied die
Schlacht. Die Hälfte der Karthager fiel, der Rest wurde
größtenteils gefangen. Hannibal rettete sich mit wenigen
Begleitern nach Hadrumetum.

Auf dem Schlachtfelde von Margaron wurde
die Scipionische Umfassungstaktik begraben.
Fortschritte hatte sie seit den „Großen Feldern" nicht
gemacht. Aber wie ihr ursprüngliches Vorbild, die Taktik
von Cannae, nur der schweren, manövrierunfähigen Masse
gegenüber erfolgversprechend gewesen war, so auch sie
selbst nur gegenüber der reservenlosen Phalanx. An
Hannibals Reserve mußte sie zuschanden werden, und
nur dem Umstände, daß auch diese Idee infolge der Un-
vertrautheit eines Teiles der Truppen nicht voll zur Aus-
wirkung gelangte, verdankte Scipio schließlich den Sieg.
Seine Umfassungstaktik aber hat er endgültig fallen ge-
lassen, und sie ist in der römischen Armee, der sie über-
haupt nicht recht im Blute lag, nie wieder aufgelebt. -—
Dagegen ist die Treffentaktik, ursprünglich nur als
Mittel für jene ersonnen, erhalten geblieben und zur
Grundlage der ganzen Weiterentwicklung der römischen
Taktik geworden, allerdings nicht mehr im Sinne des
Umfassungsgedankens, sondern im Dienste gerade jener
Idee, an der dieser zuschanden geworden war: der
Reserve. Aus der Treffentaktik hat sich folgerichtig
die nach Hannibals genialer, aber erfolgloser Improvi-
sation gleichfalls zunächst aus dem Gesichtskreis ge-
schwundene Reserventaktik neu entwickelt; und wenn
Caesar bei Pharsalos „tertiae aciei imperavit, ne iniussu
suo concurreret", so bedeutet dies gar nichts anderes,
als das Wiederaufleben der Hannibaischen Idee von
Margaron in der Form desselben Befehles, den dieser
dort seinem dritten Treffen gegeben hatte.

Meinungsverschiedenheiten.

Die Lokalisierung der Schlacht ist im Gegensatz zu
Antike Schlachtfelder III 599 nach L. Pareti (Atti della
R. Acad. di Torino, Bd. XVI, 1911, S. 302 ff., Nr. 43
des Literaturnachweises, Schlachtf. S. 576) mit einer
geringen Verschiebung nach Westen, gegeben, als wahr-
scheinlichste Lösung der sehr verwickelten Frage. Eine
kritische Erörterung über dieses Lokalproblem kann hier
ebensowenig gegeben werden wie über die abweichenden
Ansichten über den Gang der Schlacht selber, da das in
dem engen hier gesteckten Rahmen unmöglich ist. Ich
verweise dafür auf Schlachtfelder III 576 ff. Die neuesten
Einwendungen werden in Band IV erörtert werden.

Veith.

Über die Kämpfe des zweiten Punischen Krieges in
Ulyrien „Einnahme von Lissos" s. röm. Abt. Blatt 10, 6
und Text Spalte 51.

Zweiter Makedonischer (200-19

(197-190

(Rom. Abt

I. Zweiter Makedonischer Krieg.

a) Die Jahre 199 und 198 v. Chr.

Kärtchen 1 und 2.
1. Quellen und Literatur.

Hauptquelle: Livius XXXI 27—28. 33—43 (für
199 v. Chr.), XXXII 3—6. 9—18 (für 198 v. Chr.).

Nebenquellen: Zonaras IX 15. 16. Dio frag. 58.
Plutarch. Flaminiuus 3—5.

— 00 —

7 v, Chr.) und Syrischer Krieg
v. Chr.).

Blatt 9.)

Literatur: Schlachtfelder II S. 3ff., wo auch die
eingehende quellenmäßige und topographische Begrün-
dung des Folgenden gegeben ist. Neueres ist meines
Wissens nicht dazugekommen.

Die Übersichtskarte, Kärtchen 1, beruht auf der
Karte des österreichischen militär-geographischen Instituts
1: 300000 mit Nachträgen aus der in 1 : 200000, die
noch nicht ganz erschienen ist. Kärtchen 2 beruht auf
mir von demselben Institut zur Verfügung gestellten
noch unveröffentlichten Aufnahmen.

— 40 —
 
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