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Kromayer, Johannes [Editor]; Veith, Georg [Editor]
Schlachten-Atlas zur antiken Kriegsgeschichte: 120 Karten auf 34 Tafeln ; mit begleitendem Text (2. Lieferung, Römische Abteilung 2): Von Cannae bis Numantia — Leipzig, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.7154#0011
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Rom. Abt. Blatt 9.

des Kontingentes der Ätoler nur über etwa 15000 Mann.
Die römische Armee bei den Thermopylen ist auf etwa
25000 zu veranschlagen.

Antiochos nahm seine Aufstellung nicht wie einst
Leonidas an der mittleren Enge des etwa 7 km langen
Strandpasses, sondern am östlichen Ausgange, dem sog.
Osttor (s. Kärtchen 6) und verstärkte sie durch einen
doppelten Erdwall, der über die hier etwa 90 m breite
Lücke vom Fuß der Berge bis zum Meere hinging, und
durch eine noch jetzt in Trümmern erhaltene Mauer,
die etwa P/2 km am Abhänge hinaufgelaufen sein muß
(s. die Karte). Vor dieser Befestigung, die einen im
Tale angreifenden Feind flankierte, stellte er am Ab-
hänge leichte Truppen auf, in der Ebene auf dem vor-
deren niedrigen Walle seine Phalanx, gleichfalls mit
leichten Truppen vor sich. Die Angriffe der Römer,
welche ihr Lager am Mitteltore unmittelbar bei den
heißen Quellen gehabt haben werden, scheiterten an
dieser festen Stellung, aber eine Umgehung führte, wie
in den Perserkriegen, auch hier zum Ziele. Der Haupt-
umgehungspfad führte damals wie in den Perserkriegen
(s. griech. Abt. Blatt 2) und wie heute von dem West-
tore der Thermopylen über Alt-Damasta und das Kloster
Panagia um die Schlucht von Anthela südlich herum
auf den Sattel von Alt-Drakospilia, welcher die steile
Felsgruppe Sastani (1048 m) mit dem Hauptstocke des
Kallidromosgebirges (1374 m) verbindet1). Außerdem gab
es noch einen zweiten Weg, der von der jetzigen tür-
kischen Kavalleriekaserne westlich der Anthelaschlucht
aufstieg und sich mit dem ersten Pfade weiter oberhalb
noch am Westrande der Schlucht vereinigte.

Diese Pfade wurden damals durch drei Kastelle ge-
deckt, von denen das mit Namen Kallidromon ohne
Zweifel auf dem Sattel von Alt-Drakospilia gestanden
hat, während die beiden anderen Khoduntia und Teichius
an dem zweiten Aufstieg anzusetzen sind (vgl. Kärt-
chen 6).

Beide Pfade wurden in der Nacht von den Römern
benutzt, der erstere vom alten Cato, dem es gelang, die
beim Kastell Kallidromon wachthaltenden Ätoler zu
überfallen und zu vertreiben, wie es den Persern hier
mit den Phokiern gelungen war. Die andere Kolonne
konnte den Vorbeimarsch an den anderen Kastellen nicht
erzwingen.

Durch die Schlucht von Alpenoi stieg dann Catos
Umgehungskorps zur Küste nieder und fiel den kämp-
fenden Feinden in den Rücken. Eine allgemeine Panik
ergriff das Heer, dessen Trümmer sich nach Euboea
retteten.

2. Magnesia.
Kärtchen 7 und 8.

1. Quellen und Literatur.

Livius XXXVII 37—44. Appian Syriaka 30—36.

Literatur: Schlachtfelder II 154—219, wo eingehende
quellenmäßige und topographische Begründung gegeben
ist, auf der das Folgende beruht, und S. 160 auch die
ältere Literatur angeführt ist. Jetzt dazu Delbrück,
Kriegsgesch. I3, S. 427 f.

Die Karten beruhen auf Kieperts Karte von West-
kleinasien 1 : 250000 und v. Diests Karte von Nordwest-
kleinasien 1:500000, sowie eigenen Einzeichnungen an
Ort und Stelle.

2. Hergang der Ereignisse.

Nach Überschreitung des Hellesponts rückten die
Römer nach Pergamon und von da das Kaikostal auf-

') Vgl. griech. Abt. Blatt 2, wo die Karte diese südlicheren Teile
mit umfaßt, und die ganze Streitfrage des Umgehungspfades auch
im Text behandelt ist.

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wärts gegen Antiochos vor, welcher bei Thyatira eine
feste Aufstellung genommen hatte. Bei ihrer Annähe-
rung zog er sich weiter südlich und schlug zwischen
dem Kum, dem Phrygios unserer Quellen, und dem
Gediz, dem antiken Hermos, ohne Zweifel zwischen den
jetzigen Dörfern Müterweli und Tschaus-Oglu ein stark-
befestigtes Lager auf (s. Kärtchen 7: Operationen vor
der Schlacht bei Magnesia).

Die Römer folgten, schlugen Lager etwa bei Kara-
gatschly und überschritten dann den Kum, ohne daß
Antiochos es hinderte. Vor ihrem Lager auf dem öst-
lichen Ufer des Flusses boten sie dann dem Antiochos
die Schlacht an, ohne Zweifel, wie das Gelände es er-
gab, mit beiden Flügeln an die Flüsse Kum und Gediz
angelehnt (s. Kärtchen 8: Schlacht bei Magnesia: erste
Schlachtaufstellung der Römer). Ihre Stärke betrug
etwa 30000 Mann, einschließlich 3000 Reiter. Auch
Antiochos, der über eine Armee von etwa 70000 Mann
einschließlich 12000 Reitern verfügte, ließ vor seinem
Lager aufmarschieren (Kärtchen 8: erste Schlachtauf-
stellung des Antiochos), ohne jedoch weiter vorzurücken,
da er in der gut angelehnten Stellung der Römer keine
Möglichkeit sah, seine Überlegenheit zu Überflügelungen
zu verwenden. Daher entschlossen sich die Römer einen
Schritt weiter vorzugehen. Sie schoben ihr Lager noch
ein Stück weiter östlich vor und boten ihm wiederum
die Schlacht an (Kärtchen 8: zweite Schlachtaufstellung
der Römer). Damit hatten sie die Flügelanlehnung auf
der rechten Seite aufgegeben, und nun nahm auch
Antiochos die Schlacht an.

Er hatte in der Mitte seine Phalanx mit Elefanten
zwischen den einzelnen Regimentern aufgestellt, und
zwar mit der Weisung, sich defensiv zu verhalten, d. h.
einen etwaigen Angriff der Römer stehend aufzunehmen
und die Wirkung seiner Reiterei abzuwarten, die zum
größeren Teil auf dem südlichen Flügel stand, weil hier
die Überflügelung leichter war, während sie auf dem
Nordflügel erst versucht werden konnte, wenn die Römer
sich im Laufe des Gefechtes von dem Flußufer entfernt
hatten.

Da die Römer die Gefahr von Süden natürlich er-
kannt hatten, hatten sie ihre gesamte Reiterei abweichend
von dem Brauch auf diesem Flügel vereinigt mit der
Absicht, den gegnerischen Flügel noch vor oder während
seiner Umfassungsbewegung mit einem gewaltigen über-
raschenden Reiterangriff zu durchstoßen. Das Manöver
gelang unter Führung des Königs Eumenes von Pergamon
auch vollkommen. Der ganze linke Flügel des Antiochos
löste sich fluchtartig auf, und die römische Reiterei wurde
frei zum Einschwenken gegen das Zentrum der Gegner.

Auf dem Nordflügel waren inzwischen in der Tat
die Römer, indem sie der Angriffsbewegung des Eumenes
folgten, vom Flusse abgekommen, und nun warf sich
Antiochos persönlich an der Spitze seiner Reiterei in die
Lücke, sprengte den ganzen linken Flügel in Stärke
von etwa 5000 Mann auseinander und verfolgte nach
dem Lager zu.

Aber währenddessen hatte sich das Geschick seines
Zentrums erfüllt: von vorn durch die Legionen, auf
der Flanke und im Rücken durch die Reiterei und die
Leichten angegriffen und beschossen, hatten sich seine
Phalangiten erst langsam, dann in immer größerer Auf-
lösung nach dem Lager zurückzuziehen versucht und
waren dabei zum größten Teile aufgerieben worden.
Die Schlacht war für Antiochos verloren. Der Sieges-
preis der Römer war die Herrschaft in Kleinasien.

3. Meinungsverschiedenheiten.

Was die topographische Ansetzung der Schlacht be-
trifft, so sind die Ansichten von Leake und Oehler,

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