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Kromayer, Johannes [Hrsg.]; Veith, Georg [Hrsg.]
Schlachten-Atlas zur antiken Kriegsgeschichte: 120 Karten auf 34 Tafeln ; mit begleitendem Text (5,1. Lieferung, Griechische Abteilung 2): Makedonisch-hellenist. Zeit (Alexander der Große) — Leipzig, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.7181#0002
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Grieoh. Abt. Blatt 6 und 7.

Alexander der Große.

(Griech. Abt. Blatt 6 und 7.)

Granikos bis Issos.

(Griech. Abt. Blatt 6.)

I. Granikos.

(Karte 1 und 2.)

1. Quellen und Literatur.

Hauptquelle: Arrian Anab. I 12, 6—16, 6; Neben-
quellen: Diodor XVII 18, 1—21, 6; Plutarch Alex. 16
und Polyaen IV 3, 8. 16.

Über die neueren Darstellungen der Schlacht siehe
meine ausführliche Behandlung Klio VIII 1908, 372ff.
und Kromayer-Veith Schlachtfelder Bd. IV, avo die ältere
Literatur verzeichnet ist.

Die Schlachtkarte beruht auf Jankes Aufnahme „Auf
Alexander d. Gr. Pfaden, Berlin 1904, Karte 5, die Über-
sichtsskizze auf Richard Kieperts Karte von Kleinasien
1 :400000.

2. Hergang der Ereignisse.

Im Frühjahr 334 hatte Alexander d. Gr. seinen Perser-
zug angetreten und sammelte im Mai sein Heer von über
30000 Fußsoldaten und 5000 Reitern bei Arisbe östlich
von Abydos. Er gedachte von Norden her in das Innere
Westkleinasiens einzudringen. Die Perser standen mit
auserlesenen Truppen, 20000 Reitern und 20000 griechi-
schen Söldnern, unter den kleinasiatischen Satrapen zur
Abwehr bereit bei Zeleia im Aisepostale (s. Karte 1).
Sie entschlossen sich aber auf die Nachricht von Alexanders
Anmarsch den Makedonen bis zu dem wichtigen Über-
gangspunkt des Granikos (heute Bigha Tschai) entgegen-
zugehen.

Der König wußte nichts von diesen Bewegungen der
Perser, er war östlich längs der Küste vorgegangen und
in drei Tagemärschen bis nahe an den Granikos ge-
langt. Sein Weg über Perkote, Lampsakos, den oberen
Praktios-Fluß (heute Deirmendere), Kolonai, Hermaion
läßt sich ziemlich genau festlegen (Klio VIII, 377ff. vgl.
Karte 1: „Anmarsch Alexanders")- Hier wurde die An-
wesenheit des Feindes in Schlachtordnung am östlichen
Granikosufer gemeldet. Alexander nahm trotz der vor-
gerückten Stunde die Schlacht an.

Die Perser hielten die gegen 3% km lange, gegen
10 m über dem Fluß ansteigende Höhenbank besetzt, die
sich unmittelbar nördlich gegenüber dem Sumpfsee Edje
Göl erstreckt (Karte 2), im ersten Treffen die Reiter, im
zweiten geschlossen die griechischen Söldner. Man dachte
die Makedonen im FluCübergang zu vernichten. Alexander
entwickelte dieser Aufstellung gegenüber sofort am linken
(westlichen) Granikosufer seine Truppen nach zwei Flügeln
geordnet ohne eigentliches Zentrum. Auf dem äußersten
rechten Flügel stand die Masse der königlichen Garde-
reiter, der Hetären. Es folgten die Bogenschützen und
Speerwerfer (Agrianer), dann wieder eine Reiterabteilung,
endlich die Fußgarden (Hypaspisten) und drei Phalangen
Fußvolk. Diesen für den Angriff bestimmten Flügel führte
der König selbst, den unmittelbar anschließenden linken
Verhaltflügel Parmenion: wieder drei Phalangen Linien-
fußvolk, dann griechische und thrakische Reiter.

Außer den in erster Reihe stehenden Kampftruppen
scheint Alexander als eine Art Reserve zur Verstärkung
der Mitte wie bei Issos und Arbela noch ein zweites Treffen
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bestehend aus den griechischen Söldnern aufgestellt zu
haben. Sein Angriffsplan zielte auf Zerreißung der feind-
lichen Front. Deshalb erweckte der König den Anschein,
daß er persönlich mit seinem äußersten rechten Flügel
den Angriff eröffnen wollte und veranlaßte die Perser,
sich dort zu verstärken, dann ließ er die Reiter seines
rechten inneren Flügels vereint mit den Hypaspisten gegen
den äußeren linken feindlichen Flügel vorgehen und stieß
selbst mit seinen Gardereitern, den Bogen- und Speer-
schützen gegen die linke persische Mitte vor, der ganze
rechte makedonische Flügel folgte. So gelang es wirklich,
am jenseitigen Ufer Boden zu fassen. Vergebens attak-
kierten die persischen Geschwader, die den Übergangs-
versuch auf ihrem äußersten linken Flügel erfolgreich ab-
gewehrt hatten und auf ihrem rechten Flügel die Make-
donen zunächst auch nicht vorwärts kommen ließen. Um die
Person des Königs entbrannte ein erbitterter Kampf, aber
Alexander behielt die Oberhand. Schließlich wandten
sich die persischen Reiter allerorten zur Flucht und ließen
ihr Fußvolk im Stich. Dieses stand nun der makedoni-
schen Gesamtmacht völlig ungedeckt gegenüber, wurde
von allen Seiten umfaßt, zum größten Teile niedergehauen
und der Rest gefangen.
3. Streitfragen.

Das Zustandekommen der Schlacht und Alexanders
Anmarschweg können nach den letzten Untersuchungen
als gesichert gelten. Dagegen bestehen für den Verlauf
der Schlacht immer noch einige Schwierigkeiten. Abge-
sehen von dem Versuch Konrad Lehmanns (Klio Bd. XI
[1911] S. 230 ff.), der, fast nur dem Bericht Diodors
folgend, entgegen allen übrigen Nachrichten Alexander
zunächst am Westufer des Granikos Lager schlagen und
erst am nächsten Morgen den Fluß überschreiten läßt,
hat man die Anmarschformation und das Angriffsmanöver
Alexanders bestritten, auch über die Verwendung der
griechischen Söldner Zweifel geäußert. Ich habe zu
allen diesen Fragen im IV. Bande von Kromayer-Veiths
Antiken Schlachtfeldern Stellung genommen. Die Karte 2 a
stellt den Angriff Alexanders dar, wie ihn sich Kro-
mayer, etwas abweichend von meiner Ansicht, vorstellt.

II. Belagerung von Milet.

(Karte 3.)

1. Quellen und Literatur.

Einzig brauchbarer Bericht bei Arrian Anab. I 18,
3—19, 11, vgl. sonst Diodor XVII 22, 1—5; Plutarch
AI. 17, 1 und Strabo XVII 605.

Die neueren Darstellungen, soweit sie überhaupt auf
die Einzelheiten der Belagerung Milets durch Alexander
eingehen, folgen einfach der arrianischen Erzählung.
Auch die neueren Sondergeschichten des antiken Milet
Haussoullier, etudes sur l'histoire de Milet 1903 und
A. G. Dunham, a history of Miletus down to Alexander
1915 geben darüber nichts aus. Ein Versuch, die Be-

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