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Kromayer, Johannes [Hrsg.]; Veith, Georg [Hrsg.]
Schlachten-Atlas zur antiken Kriegsgeschichte: 120 Karten auf 34 Tafeln ; mit begleitendem Text (5,1. Lieferung, Griechische Abteilung 2): Makedonisch-hellenist. Zeit (Alexander der Große) — Leipzig, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.7181#0005
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Örieoh. Abt. Blatt 7.

Unter dem Schutze der über den Fluß vorgeschobenen
Reiter (s. Karte 6: „VI") hatte sich Dareios aufgestellt.
Die Absicht des Großkönigs ging dahin, die Makedonen
vom Meere her, wo das Gelände für seine überlegene
Reiterei die beste Entwicklung bot, zu umfassen und von
der Straße abzudrängen. Deshalb wurde von vornherein
die Hauptmasse der persischen Reiter auf dem rechten
Flügel versammelt. An sie schlössen sich die griechischen
Söldner, dann im Zentrum und auf dem linken Flügel
von den persischen schwerbewaffneten Kardaken umgeben
Dareios selbst und seine Gardereiter. Da das von hier
ostwärts ansteigende Gelände eine weitere Entwicklung
verbot, wurde der Rest der persischen Massen hinter dem
Zentrum und linken Flügel verteilt und nur zur Be-
drohung von Alexanders rechter Flanke eine starke Ab-
teilung von angeblich 20000 Mann Leichtbewaffneten vor-
geschoben. Leichtbewaffnete standen auch vor der ganzen
Kampffront (s. Karte 7: ,,a bis h").

Alexander entwickelte dieser Aufstellung gegenüber
seine gewöhnliche Schlachtordnung, in der Mitte die
Hypaspisten und die sechs Phalangentaxen, auf den
Flügeln Reiterei und Leichtbewaffnete. Doch wurde dies-
mal auf dem linken von Parmenion befehligten Flügel
die Reiterei besonders stark gemacht und der rechte
Flügel, den hier wie sonst der König führte, verlängert,
nachdem die persische Flankierungsabteilung zurückgejagt
und die Hauptmasse der dort verwendeten Truppen frei

geworden war. Außerdem bildeten die griechischen
Söldner hinter dem Zentrum ein zweites Treffen als Re-
serve (Karte 7: „1—19"). Eine günstige Entscheidung
gegenüber der persischen Übermacht ließ sich nur von
einer Durchbrechung der feindlichen Front erwarten.
Diesen Durchbruch vollzog der König selbst an der Spitze
seiner Hetären beim inneren linken persischen Flügel,
die makedonischen Phalangen des rechten Flügels folgten.
Der Großkönig sah sich selbst bedroht und wandte sich
verfrüht zur Flucht. Damit gingen die Erfolge, die in-
zwischen sein rechter Flügel über den linken makedo-
nischen errungen hatte, verloren. Der makedonische Sieg
war vollständig und die Freiheit der Rückmarschlinie er-
kämpft.

3. Streitfragen.

Der lange bis in die neueste Zeit hinein geführte Streit,
welcher von den modernen Küstenflüssen mit dem antiken
Pinaros zu gleichen sei, ob der nördliche Deli Tschai,
der bedeutendste Fluß der Gegend (Janke), oder der
südlichere Pajas (Delbrück, Dittberner, Bourgeois-Dieulafois)
darf jetzt wie in meiner oben angeführten Abhandlung be-
gründet ist, als für den Deli Tschai entschieden gelten. Auch
die Zweifel an der bedeutenden numerischen Überlegenheit
des persischen Heeres, wie an dem Umgehungsplan des
Großkönigs (Delbrück) müssen fallen gelassen werden.

Die Karte 8 gibt das Bild der Schlacht, wie Delbrück
und seine Anhänger sie sich vorstellen.

Tyros bis Hydaspes.

(Griech. Abt. Blatt 7.)

J. Belagerung von Tyros.

(Karte 1 und 2.)
1. Quellen und Literatur.

Hauptquelle: Arrians Anab. II 18—24, der durch die
Vulgärüberlieferung bei Diodor XVII 40—46 und Curtius
IV 2—4 in wichtigen Einzelheiten ergänzt wird. Den-
noch läßt sich ein wirklich genaues Bild von der Be-
lagerung nicht geben, weil Tyros, das heutige Sur, durch
Erdbeben und Einbrüche des Meeres vielfach umgestaltet
worden ist. Die gesamte topographische Forschung hat
nach Jules de Bertou, essai sur la topographie de Tyr,
Paris 1843 und der sorgfältigen Klärung der Uberlieferung
durch Movers, Die Phönizier II 1, 188 ff., Berlin 1849 mit
eigenen Untersuchungen H. Prutz, Aus Phönizien, Leipzig
1876 182ff. zusammengefaßt, doch fehlen allen seinen
Karten die Maßstäbe, und die englische Seekarte 9101
läßt sich ebenso wie die von ihm benutzte, mir nicht zu-
gängliche französische nicht ohne weiteres mit seinem
Rekonstruktionsversuch des alten Tyros in Einklang
bringen. Mangels einer besseren Grundlage hat aber der
Umriß seiner Wiederherstellung auf der heifolgenden Skizze
verwendet werden müssen.

Uber die Belagerung durch Alexander handelten
namentlich Rüstow, Geschichte des griech. Kriegswesens
1852 326 ff. und Droysen, Geschichte des Hellenismus
I2 283ff.

Die von Alexander bezwungene Stadt ist Xeutyros,
seit dem 8. Jahrhundert v. Chr. der Hauptteil der
tyrischen Gesamtstadt, das auf einer langen von Süden
nach Norden sich erstreckenden Insel oder eigentlich auf
zwei durch Aufschüttung vereinigten Inseln nahe der
Küste lag. Es hatte einen Umfang von rund 4 km
(22 Stadien, Plin. n. h. V 76). Das auf dem Festlande
gegenüber gegründete Palaityros war im 4. Jahr-
hundert v. Chr. bereits im Verfall. (Pseudoskylax 105
Müller, vgl. Diod. XVII 40, 5; Curt. IV 2, 18). Für die

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gleiche Zeit wird der Abstand der Insel von der Küste
auf 600—700 m (3—4 Stadien) berechnet (Pseudoskyl.
104; Diod. 40, 4; Curt. 2,7).

Die Stadt besaß damals zwei Häfen, den „sidoni-
schen" im Nordosten und den „ägyptischen" im Südosten
und war namentlich auf der dem Lande zugekehrten
Seite durch riesige Mauern geschützt (Arr. 20, 10; 24, 1,
vgl. 18, 2. 5; 21, 4; 22, 6); Strabo XVI 757; Diod. 40, 3;
Curt. IV 2, 9; Movers Phönizier II 214 ff, 221 ff Ein
Kanal, der die beiden Häfen oder mindestens die im
Süden gelegenen Schiffswerften mit dem sidonischen Hafen
verband, lief von Süden nach Norden durch die Insel
(Movers II 219f.) Das makedonische Heer lagerte wahr-
scheinlich parallel der Insel auf dem Festlande. Man
zeigte noch später den Zeltplatz Alexanders an einer
Quelle, südlich nahe des von ihm , angelegten Dammes
etwa in der Gegend des heutigen Teil Maschuk, der die
ganze Umgebung beherrscht (Plut. AI. 24, 5 vgl. Arr. 21, 8,
Artemidor Oneirocr. IV 2, 4).

Für die Übersichtskarte des Atlas ist der auf franzö-
sischen Quellen beruhende Plan aus Bredekers Palästina
und Syrien verwendet. Die Rekonstruktion beruht auf
Prutz, s. vor. Sp.

2. Hergang der Ereignisse.

Da Alexander ohne jede Flotte war, eröffnete er im
Sommer 332 den Angriff mit der Aufschüttung eines an
60 m (zwei Plethren) breiten Dammes, der ihn mit der
Inselstadt unmittelbar verbinden sollte (Arr. 18, 3—4;
Diod. 40, 5; Curt. 2, 16f.; Polyaen IV 3, 3; s. Karte 2:
„Damm Alexanders d. Gr."). Das Werk schritt trotz der
Gefährdung durch den starken Wogenschlag des Süd-
windes zunächst rasch vorwärts, wurde aber mit der zu-
nehmenden Meerestiefe und je mehr man in den Schuß-
bereich der Stadtmauer kam, immer schwieriger. Außer-
dem hatten die Arbeiten andauernd unter den Angriffen
der tyrischen Schiffe zu leiden. Alexander ließ deshalb

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