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Kromayer, Johannes [Hrsg.]; Veith, Georg [Hrsg.]
Schlachten-Atlas zur antiken Kriegsgeschichte: 120 Karten auf 34 Tafeln ; mit begleitendem Text (5,1. Lieferung, Griechische Abteilung 2): Makedonisch-hellenist. Zeit (Alexander der Große) — Leipzig, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.7181#0003
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Grieoh. Abt. Blatt (i und 7.

lagerung wirklich mit der Ortlichkeit in Beziehung zu
setzen, konnte erst nach den deutschen Ausgrabungen
(1899—1908) gemacht werden. Leider sind die hierfür
wichtigen Bände des großen Miletwerkes noch nicht er-
schienen, doch verdanke ich der Güte Theodor Wiegands,
des Leiters der Ausgrabungen, und Alfred von Gerkans,
des Bearbeiters der Stadtmauern, die nötigen Unterlagen
und die Erlaubnis davon Gebrauch zu machen. Die
Karte beruht auf der Karte der milesischen Halbinsel
von P. Wilski im gleichen Maßstabe (Milet, Ergebnisse
der Ausgrabungen und Untersuchungen seit dem Jahre
1899, Heft I, Berlin 1906) und den den vorläufigen Aus-
grabungsberichten (I—VII Abhandlungen Akademie der
Wissensch., Berlin 1900—1911) beigegebenen Plänen.
2. Hergang der Ereignisse.

Alexander erschien im Frühsommer 334 mit etwa
25000 Mann (vgl. Sp. 41* und Arr. I 18, 1) von Süd-
osten her vor Milet und besetzte ohne Widerstand zu
finden die „Außenstadt", die „Innenstadt" weigerte die
Ubergabe (Arr. 18, 3). Beide Stadtteile müssen erst be-
stimmt werden.

Das milesische Stadtbild hat mehrfach gewechselt.

Die älteste im Jahre 494 v. Chr. zerstörte Stadt lag,
wie die Ausgrabungen gelehrt haben, auf dem an ihrem
Südende ansteigenden Kalabaktepe und dem nördlich an-
schließenden Gelände, das ursprünglich von verschiedenen
Inseln gebildet war, die erst allmählich landfest wurden
und zu einer großen Halbinsel zusammenwuchsen.

Im 4. Jahrhundert umfaßte die Stadt nach von
Gerkans Untersuchungen wieder das ganze nördlich vom
Kalabaktepe gelegene Halbinselgebiet — die gegen 500 m
nördlich vom Kalabaktepe ausgegrabene von O. nach W.
steigende Außenmauer ist späthellenistisch — doch muß
nach Arrians Bericht notwendig eine ältere, schon zu Alex-
anders Zeit bestehende Außenmauer vorausgesetzt werden,
die eben Außen- und Innenstadt schied, denn es handelte
sich um zwei durch eine Dauerbefestigung getrennte, für
sich verteidigungsfähige Gebiete (vgl. ixhiKovatiz r?j?
(puXaxTj? Arr. 18, 3 und smffrrjaa:: ~<~> -sfyst. u.r()(avac
Arr. 19, 2). Und zwar läßt sich vermuten, daß sie die
nördlich und westlich des Kalabaktepe einschneidende
Hafenbucht ausschloß. An dieser Bucht schlug Alexander
anscheinend sein Lager auf, sie ist nahezu sicher in dem
zwischen der Insel Lade und dem Lager erwähnten Hafen
Milets zu erkennen (Arr. 19, 9). Milet besaß noch zu
Strabons Zeit vier große Häfen (Strab. XVII. 35 vgl.
Arr. 19, 1), die sich nach den neuen Ausgrabungen un-
schwer angeben lassen: Die im Nordosten gelegene Reede,
die nach Norden zu gerichteten Häfen, die sogenannte
Löwenbucht und die Theaterbucht, und die südwestlich
und südlich einschneidende Bucht am Kalabaktepe. Die
Nordostbucht schied für den Angriff Alexanders, dessen
Flotte von 160 Schiffen bei der westlich Milets gelegenen
Insel Lade Stellung genommen hatte (Arr. 18, 4), aus.
Die Theaterbucht wird nirgends besonders erwähnt und
ist möglicherweise durch die Milesier gesperrt worden.
Nur der Haupthafen im Norden, die Löwenbucht, spielt
eine Rolle und erscheint als der Hafen der Milesier
schlechthin (Arr. 19, 3. 7).

Alexander besetzte zunächst Lade und hinderte da-
durch die überlegene persische Flotte heranzukommen,
sie ging gegen 400 Segel stark nördlich am Mykalegebirge
vor Anker (Arr. 18, 5). Dann begann der König den
Landangriff. Gleichzeitig ruderte die Flotte ganz nahe
der Küste von Lade heran und sperrte überraschend die
Löwenbucht. Bald drangen die Makedonen von allen
Seiten ein. Die Masse der Besatzung und Bevölkerung
wurde niedergemacht. Von den griechischen Söldnern
gelang es einem Trupp von 300 Mann von der Nordost-

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spitze der Halbinsel aus auf ihren Schilden schwimmend
eine kleine Insel mit steil abfallender Felswand zu er-
reichen, wahrscheinlich den heutigen Felshügel Kütschük
Tschakmaklyk nordöstlich von Milet, doch mußten sie sich
ergeben, als Alexander mit einem Teil seiner Schiffe der
Insel nahte (Arr. 19, 1—4).

Die persische Flotte versuchte vergeblich die Make-
donen zu einer Seeschlacht herauszulocken und fuhr
schließlich ab.

III. Belagerung von Halikarnassos.

(Karte 4.)

1. Quellen und Literatur.

Hauptquelle: Arrian I 20, 2—23, 6; andere er-
gänzende Überlieferung bei Diodor XVII 23, 4—27, 6;
vgl. sonst Strabon XVII 656; Plut. AI. 17, 1; Curt. Ruf.
V 2, 5; VIII 1, 36.

Die örtlichen Verhältnisse hat nach seinen Aus-
grabungen dort (1856—57) am besten bisher Ch. Thomas
Newton, a history of discoveries at Halicarnassus Cnidus
and Branchidae, London 1862, II 1, 265ff„ Taf. I und
travels and discoveries in the Levant, London 1865
II 58ff. behandelt, vgl. sonst Bürebner in Pauly-Wissowas
Realenzycl. VII 2253 ff. Newtons Expedition veranlaßte
auch eine genauere Geländeaufnahme, wiederholt Brit.
Seekarte 1606, die dem beigegebenen, auf 1 : 50000 ver-
kleinerten Plane zugrunde liegt.

Militärisch hat die Belagerung zunächst Rüstow Gesch.
des griech. Kriegswesens 1852 323ff. gewürdigt, allerdings
nicht frei von Mißverständnissen und ohne die Ortlichkeit
zu kennen. Die Darstellungen der griechischen. Ge-
schichte geben nur kurze Schilderangen.

2. Hergang der Ereignisse.

Nach der Granikosschlacht war Halikarnassos an-
scheinend von vornherein als Hauptstützpunkt für die
persische Macht ausersehen worden. Eine starke Be-
satzung aus Söldnern und Persern unter Mentor von Rhodos
und dem karischen Satrapen Orontobates ward hineingelegt,
ein Teil der Flotte ankerte im Hafen. Die Befestigungen
wurden verstärkt u. a. durch einen tiefen Graben im Süd-
osten (Arr. 20, 3, 8, 23, 1; Diod. 27, 5).

Da Alexander nach der Eroberung Milets seine Ge-
schwader bis auf einige Melde- und Transportschiffe auf-
gelöst hatte, mußte er sich auf einen Landangriff be-
sebränken. Er zog etwa Ende Sommer 334 von Nordost
aus der Gegend von Mylasa heran.

Theaterförmig steigt Halikarnaß vom Meer aus an (Vitr.
II 8, 11) und mündet oben in zwei akropolenartigen Höhen
im Nordwesten und Nordosten. Der tiefeingreifende Hafen
war durch die Salmakisburg im Westen und die heute
zur Halbinsel gewordene Insel Zephyrion, die jetzt das
Johanniterschloß von St. Peter trägt, umschlossen. Der
Verkehr über die nördlichen Höhen ist steil und be-
schwerlich. Die Stadt hat eigentlich nur eine einzige
natürliche Verkehrsader oberhalb der Hafenbucht. In ihr
lagen auch die beiden Haupttore, das nach Westen ge-
richtete Myndostor und das östliche Mylasator.

Der in der Mitte des vorigen Jahrhunderts fast in
seinem ganzen Verlaufe zu verfolgende Mauerring scheint
auf den Neubegründer von Halikarnaß Mausollos zurück-
zugehen (Newton discov. 268f. und eigene Untersuchung),
die im Nordosten vorgelagerte Linie gehört wohl der älteren
Stadt an.

Alexander nahm zunächst Stellung nahe dem Mylasa-
tor. Sein Lager schlug er fünf Stadien, gegen 900 m, von
der Stadt auf, vielleicht gegenüber der Südostecke auf
der Höhe 81. Aber erst nachdem er mit der Hälfte des
Heeres um die Nordhöhen herum eine Erkundung nach

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