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Kromayer, Johannes [Hrsg.]; Veith, Georg [Hrsg.]
Schlachten-Atlas zur antiken Kriegsgeschichte: 120 Karten auf 34 Tafeln ; mit begleitendem Text (5,1. Lieferung, Griechische Abteilung 2): Makedonisch-hellenist. Zeit (Alexander der Große) — Leipzig, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.7181#0004
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Griech. Abt. Blatt 6 und 7.

der Westseite hin vorgenommen und das nahegelegene
Myndos vergeblich durch einen Handstreich zu nehmen
versucht hatte, begann die wirkliche Belagerung, nament-
lich auf der Ostfront. Der in der südlichen ebenen Hälfte
vorauszusetzende, aber bis in das ansteigende Gelände
sich erstreckende ('J7tsp8ss£°'J cvxo? toü x,wP^°'j Arr. 21,6)
neue Verteidigungsgraben (s. oben) wurde ausgefüllt.

Dagegen wehrte sich die halikarnassische Besatzung
durch einen nächtlichen Ausfall, wurde aber zurückgeworfen
(Arr. 20,8—10; Diod. 24, 5—25, 5). Dieser Erfolg der hier
lechtenden Garde (Arr. 21, 5 vgl. Diod. 26,4) scheint den
Ehrgeiz der anderen Abteilungen geweckt zu haben.
Zwei betrunkene Phalangiten der Taxis des Perdikkas
versuchten in einer der folgenden Nächte die höchst-
gelegene nach Mylasa zu gerichtete Spitze der Stadt-
befestigung im Norden auf eigene Hand zu ersteigen.
Daraus entwickelte sich ein Gefecht, das mit dem Rück-
zug der ausfallenden Verteidiger endete (Arr. 21, 1—4;
Diod. 25, 5—6). Der Hauptkampfplatz im Südosten war
darüber zeitweise vernachlässigt worden, blieb aber weiter
im Mittelpunkt der Belagerung. An Stelle des nieder-
geworfenen Mauerstücks hatte Memnon eine halbrunde
Ziegelmauer errichten lassen. Als Alexander sie angriff,
erfolgte ein neuer Ausfall gegen die Belagerungsmaschinen,
der aber nur einen kleinen Teil zerstörte. Zum Schutze
der gefährdeten Halbmondmauer wurde nun von der Be-
satzung in Halikarnaß ein mächtiger, 100 Ellen (44 m)
hoher Verteidigungsturm aus Holz gebaut und mit Pfeil-
geschützen bestückt. Außerdem entschloß man sich nach
einigen Tagen zu einem dritten großen Ausfall mit der
gesamten Mannschaft. Während der athenische Söldner-
führer Ephialtes mit 2000 ausgewählten Griechen gegen
die Belagerungsmaschinen vorbrach, stürmte eine andereAb-
teilung zum Tripylon — wahrscheinlich im Westen — her-
aus. Das Tor lag außerhalb der Belagerungsfront(Arr. 22,1),
in nicht bergigem Gelände, da auch hier die Stadtmauer
durch einen Graben verstärkt war (Arr. 22, 5). Dem
entspricht eigentlich nur die mittlere Westseite der Um-
wallung, wo auch noch eine große Thoranlage erkennbar
ist (Newton discov. 268). Newton sucht unrichtigerweise
dort die Hauptangriffsstelle Alexanders.

Am Tripylon begegnete dem Ausfall der königliche Leib-
wächter Ptolemaios und fiel dabei (Arr. 22, 7). Die Abwehr
gegen Ephialtes leitete Alexander persönlich in drei Treffen:
zuerst die Bedeckungsmannschaft der Maschinen, dann
die Garde, zuletzt die Veteranen (Diod. 26, 4). Nun be-
fahl Memnon, den Hauptteil der schwer gefährdeten Stadt
in Brand zu stecken und sicherte nur die beiden den
Hafen einschließenden Burgen der Salmakis und die
„Insel" Zephyrion durch starke Besatzungen. Alexander
rückte sofort nach, verzichtete aber darauf, selbst die Be-
lagerung der Akropolen weiterzuführen, und ließ nur ein
Kommando dafür zurück (Arr. 23, 4—7; Diod. 27, 5—6;
Strab. 656f).

IV. Issos.

(Karte 5—8.)
1. Quellen und Literatur.

Hauptquellen: Arrian Anab. II 6—11 (überwiegend
aus Ptolemaios) und Kallisthenes bei Polybios XII17—22.
Daneben Diodor XVII 32—35. 37, 1; Curtius Rufus III
7—11 und Einzelheiten bei Plutarch AI. 1—5; Justin
XI 9, 1—10 und Strabon XIV 676.

Aufzählung der modernen Literatur bietet die im
IV. Bande von Kromayer-Veith's Antiken Schlachtfeldern
gegebene ausführlichere Besprechung der Schlacht, die
auch die Begründung für die folgende Darstellung enthält.

Die Karten beruhen auf Janke s. Granikos Sp. 41*
und der Karte von Mesopotamien 1 :400000, heraus-

— 45* —

gegeben von der Preußischen Landesaufnahme Sektion B
Adana und Sektion lb Aleppo.

2. Hergang der Ereignisse.

Alexander sammelte im Frühjahr 333 mit seinem
Meere von rund 40000 Mann zu Fuß und 5000 Reitern
in Gordion an der alten persischen Königsstraße Susa—
Sardes, auf der er den Anmarsch des Großkönigs er-
wartete und stieß von hier nach Osten über den Halys vor.
Dann bog er südwärts ab, überschritt den Tauros und
langte im Sommer in Kilikien an, ohne nennenswerten
Widerstand zu finden. Eine heftige Erkrankung in Tarsos
zwang ihn zunächst wochenlang zur Untätigkeit.

Sobald Alexander genesen war, entsandte er Par-
menion mit einer größeren Truppenabteilung ostwärts durch
die Amanischen Tore (heute Karanlyk Kapu) in die
Ebene von Issos und die sich bis zum südlichen Haupt-
übergang des Amanosgebirges, dem heutigen Bailanpaß,
anschließenden Strandpässe, die „Syrischen Tore", als
Seiten- und Rückendeckung und wandte sich selbst gegen
das westliche Kilikien. Parmenion traf in den syrischen
Pässen ganz schwache persische Streitkräfte, die sich
sofort zurückzogen, und nahm dort eine Abwehrstellung
ein (Karte 5). Inzwischen stand der Großkönig mit einem ge-
waltigen, insgesamt vielleicht auf 200000 Mann zu schätzen-
den Heere1) schon seit längerer Zeit bei Sochoi östlich
vom Ostausgang des Bailanpasses. Parmenions Erscheinen
und Warten vor dem Bailanpaß veränderte die Lage für
die Perser. Man konnte bestimmt annehmen, daß Alex-
ander den Paß für den Vormarsch benutzen würde.
Andererseits wußte man den König vorerst noch in West-
kilikien. So entschloß sich Dareios zu einer Umgehung
auf dem zweiten großen übergangswege des Amanos im
Norden durch den Löwenpaß (Arslan Boghaz) (s. Karte:
Anmarsch des „Dareios"). Wohl in Zusammenhang damit
ließ man anscheinend selbst die bisherige Stellung des
Großkönigs bekannt werden.

Als Alexander in Mallos von Dareios' Lagerstelle er-
fuhr, brach er eilig auf, vereinigte sich mit Parmenion
und erschien nach viertägigem Marsche am Bailanpaß
(s. Karte: Anmarsch des „Alexander"). In derselben
Nacht, da er die dahin führenden Strandpässe durchschritt,
ging Dareios durch die von Norden her in die Ebene
von Issos einmündenden, mit dem Westzugange gleich-
namigen „Amanischen Tore" (heute Toprak Kaleh), nahm
rasch Issos, wo Alexander eine Etappe eingerichtet hatte,
und schlug südlich davon am Pinarosflusse (heute Deli
Tschai) Lager. Hier sollte in wohl vorbereiteter Stellung
den Makedonen der Rückweg verlegt werden. Aber
Alexanders rascher Entschluß und seine Feldherrnkunst
ließ den Plan scheitern.

Sturm und Regen — es war im attischen Monat
Maimakterion (Ende Oktober, November) — hatten den
König zu seinem Glück zu einem Rasttage bei Myriandros
südlich des heutigen Alexandrette genötigt. So traf ihn
die Botschaft von der Ankunft der Perser in seinem
Rücken noch hier. Er kehrte sofort um, sicherte sich die
Strandpässe und ließ die Truppen den Rest der Nacht
dort ruhen. Dann marschierte er weiter. Erst 5 km
vom Feinde erfuhr er das Nähere über Dareios' Stellung,
hatte sich aber schon vorher kampfbereit gemacht. Der
große Troß war vielleicht an dem schwer zu überschreiten-
den Pajasfluß zurückgeblieben (s. Karte 6: „Anmarsch
Alexanders und Aufstellung zur Schlacht" „I—V").

') Anmerkung des Herausgebers: Abweichend von dem Herrn
Verfasser bin ich der Ansicht, daß die Schätzungen der persischen
Heeresstärken besonders hier und für Gaugamela in unseren Quellen
sehr stark übertrieben sind und dal! diese Streitkräfte denen Alex-
anders höchstens etwa um das Doppelte überlegen gewesen sein
können.

— 46* —
 
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