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Kromayer, Johannes [Hrsg.]; Veith, Georg [Hrsg.]
Schlachten-Atlas zur antiken Kriegsgeschichte: 120 Karten auf 34 Tafeln ; mit begleitendem Text (5,1. Lieferung, Griechische Abteilung 2): Makedonisch-hellenist. Zeit (Alexander der Große) — Leipzig, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.7181#0006
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0 riech. Abt. Blatt 7.

zur Abwehr zwei Verteidigungstürme auf der Dammspitze
errichten, doch wurden sie in Brand gesetzt und der
Damm zerstört (Arr. 18, 5—19. 5; Diod. 42, Curt. 2,
18—3. 7).

Der König begann die Arbeit von neuem und befahl
den Damm breiter und in etwas veränderter Richtung
anzulegen. Dazu gewann er gleichzeitig eine wertvolle
Unterstützung durch die phönikischen und kyprischen
Kriegsschiffe, die jetzt zu ihm übergingen. Er führte sie
selbst von Sidon heran und ließ, da die Tyrier eine See-
schlacht nicht annahmen, die Kyprier den sidonischen,
die Phöniker den ägyptischen Hafen blockieren (Arr. 19,
6. 20; s. Karte 2: ,,a" und „b"). Die Tyrier verteidigten
sich zäh und geschickt, in der meist der Ruhe gewidmeten
Mittagszeit brachen sie mit ausgewählten Schiffen aus
dem sidonischen Hafen heraus und bohrten einen Teil
der kyprischen Schiffe in den Grund. Aber zufällig war
Alexander an diesem Tage früher als sonst zur südlichen
Blockadeflotte zurückgekehrt. Er sperrte mit den ver-
fügbaren Schiffen den ägyptischen Hafen und führte
andere eiligst um die Stadt herum nach Norden. Das
Ausfallgeschwader wurde vernichtet (Arr. 21—22, 5;
Curt. 4, 5—9). Immer fester zog sich der Ring um die
Stadt. Uberall griffen die mit Belagerungsmaschinen aus-
gestatteten Schiffe die Mauer selbst an. Zuerst gelang
es bei den Schiffswerften im Süden nahe dem ägyptischen
Hafen eine Bresche zu legen, doch schlugen die Tyrier
auch hier einen Sturmversuch ab und bauten sofort eine
Ergänzungsmauer. Zwei Tage danach führte aber ein
allgemeiner Sturm zum Fall der Stadt. Während der
König selbst an der schon erschütterten Stelle eine neue
Bresche schlagen ließ und zwei Sturmkolonnen landete,
brachen die Kyprier von Norden, die Phöniker von Süden
in die Häfen ein. Alexander war zunächst zu dem wahr-
scheinlich im Südwesten gelegenen Königspalast geeilt,
von hier wohl nordostwärts zu den im Mittelpunkt der
Stadt zu suchenden Agenorion (Movers II 212f.). Hier
stellten sich die Tyrier zum letzten Kampfe und wurden
fast sämtlich niedergehauen insgesamt gegen 8000 Mann,
während die Makedonen bei der Belagerung nur 400 Mann
verloren. Von der überlebenden tyrischen Bevölkerung
wurde der größte Teil, an 30000 Köpfe, in die Sklaverei
verkauft (Arr. 22, 6—24, 5; vgl. Diod. 43, 3—46, 5;
Curt. 3, 13. 4, 18).

II. (raugamela,

(Karte 3—5.)
'1. Quellen und Literatur.

Hauptquellen: Arrian Anab. III 7—15; Diodor XVII
54—61; Curtius IV 12 — 16; Justin XI 12—14, 6. Einzel-
heiten bei Plutarch Alex. 31—33.

Literatur ist aufgezählt in meiner in Band IV von
Kromayer-Veith's Antiken Schlachtfeldern gegebenen aus-
führlichen Darstellung, auf der die nachfolgende Skizze
beruht.

Grundlage für die Karten: Karte von Mesopota-
mien 1 : 400000, herausgegeben von der Preußischen
Landesaufnahme Sekt. 4 b Mösul und die englische Kriegs-
karte Eastern Turkey in Asia 1 : 250000 Sheet. 32—33,
1901—1903.

2. Hergang der Ereignisse.

Alexander war im Frühjahr 331 aus Ägypten nach
Syrien zurückgekehrt. Er wußte von den umfassenden
Rüstungen des Großkönigs und drängte zur Entscheidung.
Ungehindert überschritt er den Euphrat, dann auch den
Tigris, jenseits dessen ihn Dareios mit einem Riesenheer
von angeblich 40000 Reitern, 1000000 Fußsoldaten, jeden-
falls mehreren Hunderttausenden, Sichel wagen und Elefanten

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erwarten sollte1). Sein eigenes Heer zählte 7000 Reiter
und 40000 Fußsoldaten. Nach kurzer Hast marschierte
er am 21. September 331 — das Datum ist durch eine
Mondfinsternis festgelegt — auf der alten Königsstraße
den Tigris abwärts. Wenig nördlich vom heutigen Mosul
gelang es nach einem kurzen Scharmützel mit persischen
Erkundungsreitern, Dareios' Stellung festzustellen. Sofort
rückte Alexander gegen ihn vor; das Hauptgepäck und die
Kranken ließ er in einem befestigten Lager zurück. Am
30. September 331 kam es zur Schlacht (s. Karte 3 und 4).

Der Großkönig hatte ein Stück des südlichen Teiles
der Königsstraße für den Anmarsch benutzt, sie aber kurz
hinter Arbela (Erbil) verlassen, um bei Gaugamela (heute
Gomel) am Bumodosfiusse (jetzt Gömel Suju, wie der heutige
Chasir im Oberlaufe heißt) den Weg zu sperren. Die weite
vor Gaugamela sich ausbreitende Ebene bot Raum für die
volle Entwicklung der Reiterei und war außerdem noch
besonders als Schlachtfeld zugerichtet. Wie bei Issos
planten die Perser eine große Umfassung, diesmal auf
beiden Flügeln. Starke Reitergeschwader zum Teil unter-
mischt mit Fußvolk waren rechts und links aufgestellt
und in der Front durch vorgeschobene Abteilungen und
Sichelwagen geschützt. Auch Dareios' Stand in der Mitte
des von auserlesenem persischem Fußvolk und griechischen
Söldnern gebildeten starken Zentrums war durch Sichel-
wagen und die wenigen zur Verfügung stehenden Elefanten
gedeckt; an der Ilauptangriffsstelle hatte man das Gelände
durch Fußeisen ungangbar gemacht (s. Karte 5a: „a bis t").

Alexander, dessen Heer bei der ersten Aufstellung in
dem altbewährten Grundschema, Reiter und Leichtbe-
waffnete auf den Flügeln, die Phalangen in der Mitte,
gerade bis zur Höhe des persischen Zentrums reichte,
suchte sich gegen die erdrückende Übermacht durch selb-
ständige gestaffelte Flügelgruppen, überwiegend Reiter,
und ein zweites von griechischen Söldnern gebildetes
Treffen zu sichern. Der kleine Troß lagerte hinter der Mitte
(s. Karte 5a: „1 bis 23"). Wieder gedachte der König mit
einem Durchbruch seines rechten Flügels die feindliche
Front zu zerreißen und aufzurollen, und wieder gelang
der Plan. Zunächst wurde die persische Aufstellung durch
einen Halbrechts-Vormarsch des gesamten makedonischen
Heeres, dem die Perser zu folgen suchten, gelockert.
Als die Makedonen das vorbereitete Schlachtgelände zu
verlassen drohten, befahl endlich Dareios den Angriff
seines linken Flügels. Aber die Reiter hatten keinen
entscheidenden Erfolg, und der Angriff der Sichelwagen
scheiterte. Zugleich brach Alexander zum Gegenstoß
vor, bei dem er sich nach Durchbrechung der feind-
lichen Front mit einer Schwenkung nach links wandte
(s. Karte 5b: „10" mit Pfeil). Sein Ziel war der Groß-
könig selbst, der sehr bald trotz des tapferen Widerstandes
seiner Truppen erschreckt zurückwich und eilig nach
seiner Etappe Avbela Holl. Die Heiter des persischen
rechten Flügels hatten unterdessen dem linken makedo-
nischen zugesetzt. Auch das makedonische Lager war
durch persische Abteilungen, welche durch die zerrissene
makedonische Front durchgebrochen waren (s. Karte „l"
mit Pfeil) geplündert worden und erst durch das zweite
makedonische Treffen (s. Karte: „ü" mit Pfeil) befreit
worden. Alexander mußte selbst noch einmal mit den
von der Plünderung zurückkehrenden Reitergeschwadern
erbittert kämpfen. Aber der Sieg war verloren, und nach
dem Bekanntwerden der Flucht des Großkönigs stob das
ganze große Heer auseinander.

3. Streitfragen.

Die lange herrschende Unsicherheit in der Bestim-
mung des Schlachtfeldes ist durch die sehr wahrschein-

l) Siehe Anmerkung zu Sp. 46*.

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