1523 Juli 6—(1523 Aug.).
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Durchluchtiger, hochgeporner furst. ... Mir armen des wollen-
weberhandwerks und mitburger zu Marpurg brengen e. f. g. in
clagen bericht und fuer, wie das mir von unsern handwirks-
meistern sarnpt irem anhange über und wider die fürstlichen brief,
so mir von e. f. g. furfaren und altern hochlobelicher und seiliger
gedichtenus unsers handwirks zu enthaltunge haben, mit einem
unförmlichen wilkore, williche derglichen im ganzen furstentumb
zue Hessen in keiner stait dermoissen gehalten wirt, uns unsere
handwirk ires gefalens verhindert und nidergedrockt, alzo das mir
nit wie irer einer in der zale der doche machen sollen, sunder
machen, was sie loist. G. h. u. f., nun habn mir unser handwerks
swerliche gelernet und unser eitlicher mit 24 fl. kaufen müssen,
ist uns das nit furgehalten. Auch ist es ein wilkorn und in keinem
fürstlichen brief dermaß zu halten geboten, und ist uns armen auch
nicht anzunemen, und bietten e. f. g. umb gottes und des rechten
willen, nachdem der handel, wes darin gehandelt, hie ist, e. f. g.
wullen uns die billicheit mittein, dan si vorbieten uns, die molen
nicht zu gepruchen, und wullen uns auch unser doch nit sigeln, da-
mit mir verhindert werden, das mir uns uf die künftigen meß, wie
andere, nit schicken mögen und unser gläubiger bezalen. Das
wullen mir armen umb e. f. g. zu vorschulden mit liebe und gut
geneiget sein.
E. f. g.
underteniger
Peter Mentze sampt seinem anhange.
Ausfert. Samthofgericht W. 359; Pap. — Der Landgraf übersandte das
Schreiben 1523 Bartholomaei (Aug. 24) an den Statthalter an der Lahn, Erb-
marschall Hermann Riedesel zu Eisenbach, mit dem Befehl, die Parteien zu
verhören und Recht zu sprechen. Der Statthalter hat darauf anscheinend das
in den Akten befindliche Protokoll einer bereits am Freitag nach Mariae Magda-
lenae (Juli 24) auf genommenen Verhandlung eingereicht. In dieser waren
Ludwig Tuchscherer als Vertreter der Zunft, die Wollenweber Hänschen Mont-
selig, der junge Hans Montselig, Hermann Bompel und Peter Heyner, der oben
genannte Bittsteller, vertreten durch J. Maler, wohl den Maler Johann von der
Leyten, erschienen. Ludwig Tuchscherer behauptete auf Grund des Zunftbriefs
Wilhelms II. (vom 19. Juni 1500, Nr. 166) das Recht der Zunft, Bestimmungen
zu treffen, die nicht wider den Landgrafen seien. Die vier erklärten 1. sich
nicht für verpflichtet, die von der Majorität der Zunft beschlossene Ordnung,
die ihre Produktion willkürlich einschränke, zu halten, die überdies m. g. h.
zuwider und nachteil und ine den armen zu verderbnus ufgericht sei, us der
ursach, die viere allein zugeg'en ist ufgelegt, 66 tuch minner zu machen, dan
iren vier, wilchs m. g\ h. am mulengelt abgehet. 2. So seien etlich unter ine,
di 70 tuch machen sol und di nit mache, an wilcher zal m. g. h. auch ein ab-
gang sei. Ludwig Tuchscherer erwiderte, es sei ihnen die Satzung schon durch
die Landgräfinwitwe und die verordneten Räte zugelassen1). Fürder Satzung,
eher sie ufgericht, mögen ungeverlich 12 ader 13 gein Frangfurt in di messe
mit tuch gezogen sein, aber siedher demmal die Satzung von der oberkeit zu-
gelassen, seien bei den 28 ader 30 gein Frangfurdt gezogen. Wo aber solch
Satzung zuruck und nit für sich gehen solt, und ein ider machen, sovil als der
in furhabe, so wolt eher sein teil bei dem eide behalten, das irer meher ver-
turben und weniger gein Frangfurt zogen. — Die Räte in Kassel trafen darauf
folgende, vom Kanzler Feige auf die Vorderseite des Protokolls geschriebene
Entscheidung, die dem Statthalter am 26. August mit der Weisung zuging,
1) Vgl. Nr. 199.
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Durchluchtiger, hochgeporner furst. ... Mir armen des wollen-
weberhandwerks und mitburger zu Marpurg brengen e. f. g. in
clagen bericht und fuer, wie das mir von unsern handwirks-
meistern sarnpt irem anhange über und wider die fürstlichen brief,
so mir von e. f. g. furfaren und altern hochlobelicher und seiliger
gedichtenus unsers handwirks zu enthaltunge haben, mit einem
unförmlichen wilkore, williche derglichen im ganzen furstentumb
zue Hessen in keiner stait dermoissen gehalten wirt, uns unsere
handwirk ires gefalens verhindert und nidergedrockt, alzo das mir
nit wie irer einer in der zale der doche machen sollen, sunder
machen, was sie loist. G. h. u. f., nun habn mir unser handwerks
swerliche gelernet und unser eitlicher mit 24 fl. kaufen müssen,
ist uns das nit furgehalten. Auch ist es ein wilkorn und in keinem
fürstlichen brief dermaß zu halten geboten, und ist uns armen auch
nicht anzunemen, und bietten e. f. g. umb gottes und des rechten
willen, nachdem der handel, wes darin gehandelt, hie ist, e. f. g.
wullen uns die billicheit mittein, dan si vorbieten uns, die molen
nicht zu gepruchen, und wullen uns auch unser doch nit sigeln, da-
mit mir verhindert werden, das mir uns uf die künftigen meß, wie
andere, nit schicken mögen und unser gläubiger bezalen. Das
wullen mir armen umb e. f. g. zu vorschulden mit liebe und gut
geneiget sein.
E. f. g.
underteniger
Peter Mentze sampt seinem anhange.
Ausfert. Samthofgericht W. 359; Pap. — Der Landgraf übersandte das
Schreiben 1523 Bartholomaei (Aug. 24) an den Statthalter an der Lahn, Erb-
marschall Hermann Riedesel zu Eisenbach, mit dem Befehl, die Parteien zu
verhören und Recht zu sprechen. Der Statthalter hat darauf anscheinend das
in den Akten befindliche Protokoll einer bereits am Freitag nach Mariae Magda-
lenae (Juli 24) auf genommenen Verhandlung eingereicht. In dieser waren
Ludwig Tuchscherer als Vertreter der Zunft, die Wollenweber Hänschen Mont-
selig, der junge Hans Montselig, Hermann Bompel und Peter Heyner, der oben
genannte Bittsteller, vertreten durch J. Maler, wohl den Maler Johann von der
Leyten, erschienen. Ludwig Tuchscherer behauptete auf Grund des Zunftbriefs
Wilhelms II. (vom 19. Juni 1500, Nr. 166) das Recht der Zunft, Bestimmungen
zu treffen, die nicht wider den Landgrafen seien. Die vier erklärten 1. sich
nicht für verpflichtet, die von der Majorität der Zunft beschlossene Ordnung,
die ihre Produktion willkürlich einschränke, zu halten, die überdies m. g. h.
zuwider und nachteil und ine den armen zu verderbnus ufgericht sei, us der
ursach, die viere allein zugeg'en ist ufgelegt, 66 tuch minner zu machen, dan
iren vier, wilchs m. g\ h. am mulengelt abgehet. 2. So seien etlich unter ine,
di 70 tuch machen sol und di nit mache, an wilcher zal m. g. h. auch ein ab-
gang sei. Ludwig Tuchscherer erwiderte, es sei ihnen die Satzung schon durch
die Landgräfinwitwe und die verordneten Räte zugelassen1). Fürder Satzung,
eher sie ufgericht, mögen ungeverlich 12 ader 13 gein Frangfurt in di messe
mit tuch gezogen sein, aber siedher demmal die Satzung von der oberkeit zu-
gelassen, seien bei den 28 ader 30 gein Frangfurdt gezogen. Wo aber solch
Satzung zuruck und nit für sich gehen solt, und ein ider machen, sovil als der
in furhabe, so wolt eher sein teil bei dem eide behalten, das irer meher ver-
turben und weniger gein Frangfurt zogen. — Die Räte in Kassel trafen darauf
folgende, vom Kanzler Feige auf die Vorderseite des Protokolls geschriebene
Entscheidung, die dem Statthalter am 26. August mit der Weisung zuging,
1) Vgl. Nr. 199.