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Anhang. Benachbarte Kirchen. Drttbeck, 615

des Querschiffes abgerissen und die entstandenen Lücken mit eingezo-
genem Mauerwerk (so dass die Bogenstellungen des Schiffes auf der einen
Seite halb in diesen Mauern, auf der andern unmittelbar davor stehen)
ausgefüllt worden.

Für die ursprüngliche Anlage dieser Kirche sind demnach vornehm-
lich nur noch die Bogenstellungen des Schiffes interessant. Hier wechselt
je eine Säule mit einem viereckigen Pfeiler, so dass auf jeder Seite drei
Säulen und zwei Pfeiler zwischen ihnen befindlich sind. Gegenwärtig sind
nur noch die Pfeiler (unter sich und mit den Wandpfeilern, welche die
Bogenstellungen beschliessen) durch grosse Halbkreisbögen verbunden; die
Säulen stehen frei zwischen ihnen, ohne etwas zu tragen. Unstreitig deutet
dies auf eine ähnliche Einrichtung wie die, welche sich im Schiff der
Kirche der Huyseburg erhalten zeigt, und die Säulen waren gewiss in
derselben Weise mit den nächststehenden Pfeilern durch kleinere Halb-
kreisbögen verbunden, welche den Raum unter dem grossen Bogen aus-
füllten. Wie es scheint, wurden diese kleineren Bögen erst bei den letzten
Abänderungen der Kirche herausgenommen, da man wenigstens auf der
Nordseite in den somit gewonnenen grossen Bogenöffnungen Fenster ange-
legt hat. — Die Kapitale dieser Säulen sind (soweit ihre ursprüngliche
Gestalt erhalten ist) mit einem Blattwerk, zumeist auch mit kleinen Volu-
ten, geschmückt, was noch immer an die Formen der antiken Kunst er-
innert und nichts von speziell byzantinischer Verzierungsweise enthält; die
Blätter sind wenig ausladend, von nicht sonderlich genauer Zeichnung,
doch schon recht gut ausgearbeitet; an einigen dieser Blätter wird, was
als besondere Eigenthümlichkeit zu bezeichnen ist, die mittlere Rippe der-
selben durch ein Kreuz von nicht starkem Relief gebildet. Das Deckge-
sinw dieser Kapitale hat durchweg dieselbe Form: eine Platte und eine
grosse, scharf vorspringende Schmiege: letzteres Glied ist allenthalben mit
einer, Voluten-«der Muschel-förmig gekrümmten Rankenverzierung ge-
schmückt. —

Eine bedeutende Veränderung erhielt diese Anlage, wie bemerkt, in
der späteren Zeit des byzantinischen Styles, und zwar zunächst durch die
Bedeckung mit einem rundbogigen Kreuzgewölbe. Letzteres ist zwar (ebenso
wie das spitzbogige Gewölbe des Chors) nicht mehr vorhanden, doch sind
die Spuren seines Ansatzes an den Wänden noch deutlich zu erkennen.
Dass dasselbe nicht ursprünglich zur Anlage der Kirche gehörte, geht,
ausser andern Umständen, auch daraus hervor, dass die älteren, in regel-
mässigen Abständen angeordneten Fensterreihen an den oberen Wänden
des Mittelschiffes (deren Spuren man noch am Aeusseren deutlich sieht),
um dem Ansatz der Gewölbe genügenden Platz zu verschaffen, vermauert
und statt ihrer andre, eben wie jene im Halbkreisbogen überwölbte Fenster
in den Lünetten des Gewölbes eröffnet wurden. Erhalten sind von dieser
Anlage nur noch die, oberhalb der Pfeiler des Schiffes vorspringenden
Pilaster, welche die Gurte des Gewölbes unterstützten; sie Tuhen auf Con-
solen, welche zierlich, im Style der entwickelt byzantinischen Kunst, orna-
mentirt sind; sie selbst sind auf eine geschmackvolle AVeise, mit Halbsäul-
chen auf den Ecken, gegliedert. — Gleichzeitig mit diesen Umänderungen
ist auch die Anlage der grossen Nische am West-Ende des Mittelschiffes,
die in den reichen Gliederungen der Pfeiler, welche zu dieser Nische füh-
ren, und im Charakter des dabei augewandten Ornamentes ebenfalls den
Styl der späteren byzantinischen Periode erkennen lässt.
 
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