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Kugler, Franz
Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte: mit Illustrationen und andern artistischen Beilagen (Band 2) — Stuttgart, 1854

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https://doi.org/10.11588/diglit.2221#0362
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Berliner Museuro. Antikes Theater. 359

abendlichen Himmels und der Landschaft, in die man hinausblickt. Die
Erhaltung des Bildes lässt kaum etwas zu 'wünschen übrig; dass dasselbe
(wie so sehr häufig) an den Rauheiten der starken Leinwand, worauf es
gemalt, etwas abgerieben ist, thut der Wirkung durchaus keinen Eintrag.
Unbedenklich gehört das Werk zu den allermerkwürdigsten Arbeiten, die
von namhaften Meistern im Fache der Farbenbehandlung nach Compo-
sitionen Michelangelo's ausgeführt sind; die Seltenheit von solchen trägt
natürlich nicht wenig dazu bei, den Werth des Bildes zu erhöhen. Es
rührt aus der Verlassenschaft des verstorbenen Professor d'Alton in Bonn
her, und ist durch eine Radirung von dessen Hand bekannt.

Unter den neuen Erwerbungen für das Kupferstichcabinet erwähne ich
einer überaus herrlichen, sehr wohl erhaltenen und intacten Federzeich-
nung von Raphael's Hand zu dem Carton des Fischzuges. (Sie war
Passavant noch unbekannt; er führt, ausser einer abweichenden Skizze,
nur eine zweifelhafte Studienzeichnung zu diesem Caiton. in der Samm-
lung des Königs von England, an. "Vrgl. Raphael v. Urbino II, S. 237.)

Antikes Theater.
Berlin.
(Kunstblatt, 1842, No. 13.)

Die Aufführung der Antigone des Sophokles auf dem kleinen
Theater im neuen Palais bei Potsdam hat einen archäologischen Streit
veranlasst, der für die Wissenschaft nicht unfruchtbar bleiben dürfte. Ueber
die Aufführung jener wundersamen classischen Tragödie werden Sie bereits
Manches in öffentlichen Blättern gelesen haben; von der Gewalt des Ein-
druckes, den dieselbe hervorbrachte, als die Herrlichkeit der griechischen
Poesie uns in lebendiger Verkörperung gegenübertrat, will ich hier nicht
ausführlicher sprechen. Nur einen Theil der Elemente, welche diesen
Eindruck hervorbrachten und die vor das Forum Ihres Blattes gehören,
will ich näher berühren; ich meine die scenische und, wenn ich mich des
Ausdrucks bedienen darf: die plastische Erscheinung der Tragödie. Man
hatte die äussere Einrichtung, so gut es das Local nur irgend verstattete,
ganz den Anforderungen der griechischen Bühne gemäss angeordnet. Die
Scene erschien in nicht bedeutender Tiefe und von einer wirklichen (nicht
bloss gemalten) dorischen Architektur umfasst; sie war über der Orchestra,
»eiche die nöthige Kreisgestalt hatte und in deren Mitte sich die Thymele
befand, angemessen erhöht und mit dieser, in der Mitte, durch eine Doppel-
tieppe verbunden. Vor dem Anfange der Tragödie war die Scene durch
einen Vorhang verdeckt, welcher sich mit dem Beginne des Stückes in
den Fussboden hinabsenkte, so wie er am Schlüsse wieder aus demselben
emporstieg. Schon die Wirkung dieser letzteren Einrichtung war so er-
freulich wie überraschend, indem es den wohlthuendsten Eindruck machte,
dass das Auge nicht, wie bei unserer heutigen Bühne, zuerst und zuletzt
die Beine der Menschen und den Sockel der Gebäude zu sehen bekam,
 
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