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KARL FRIEDRICH SCIIINKEL.

Eine Charakteristik seiner künstlerischen Wirksamkeit.

(Berlin, 1842.)

Per ritornar lä donde venne fuora,
Ij'ioimortal forma, al suo rarcer terreno
Com' angel venne.

, Michelangel o B uonarotti.

Das Jahr 1840 hatte uns die Kunde manch eines herben Verlustes,
der uns betroffen, gebracht; zu den schmerzvollsten Nachrichten gehörte
die, dass Schinkel, den wir noch kurz zuvor in anscheinend blühender
Gesundheit gesehen, plötzlich einer unheilbaren, unsäglich trostlosen
Krankheit verfallen sei. Schon zur Trauer gestimmt, mussten wir durch
diese Nachricht in dem tiefsten Innern unsres Gemüthes erschüttert wer-
den; es fehlte uns an Worten, um den Schmerz auszudrücken, dass ein
Stern, der bis dahin in ungetrübter Klarheit und Lauterkeit unsern Blicken
vorgeleuchtet hatte, jetzt durch ein furchtbares Geschick — um so furcht-
barer, als unsern Gedanken eine Enträthselung desselben unmöglich blieb,
— verdüstert sein sollte. Wohl Keinen gab es, der nur irgend an den
künstlerischen Interessen des heutigen Tages Antheil genommen, der sich
dem allgemeinen Schmerze und der allgemeinen Klage zn entziehen ver-
mocht hätte. Und fort und fort, von Woche zu Woche, von Monat zu
Monat hielt dieser beängstigende Zustand an. Blitzte auch zuweilen ein
schnell verlöschender Hoffnungsschimmer hervor, schien auch die Wehklage
unter den vielfachen Anforderungen, die das Leben machen musste, all-
raählig zu verstummen; doch bedurfte es nur des geringsten Anlasses, —
und zumal hier in Berlin, wo uns die Werke des Meisters täglich vor
Augen stehen, konnte es nimmer an einem solchen mangeln, — um den
Schmerz und die bange Erwartung in uns stete aufs Neue zu erwecken.
Endlich, nach mehr als jahrelangem Leiden, lösten sich die Bande, welche
diesen hohen Geist gefesselt hatten. Was an seiner Erscheinung irdisch

K»{ltr, Klfine Srktiftn. III . 20
 
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