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BERICHTE, KRITIKEN, ERÖRTERUNGEN.

1843— 1845.
Neues aus Berlin.

(Kunstblatt 1843, No. 86.)

... Ein bedeutendes Werk, welches der Katalog der vorjährigen
grossen Ausstellung bereits angemeldet hatte, welches aber nicht zur Voll-
endung gekommen war, sahen wir in diesen Tagen im Atelier des Prof.
Wach aufgestellt. Es ist ein Gemälde mit lebensgrossen Figuren, 8Fuss
hoch und 12 Fuss breit, von Wach im Auftrag des pommer'schen Kunst-
vereins zur Aufstellung in einem öffentlichen Lokale in Stettin gearbeitet.
Der Gegenstand bezieht sich auf die Einführung des Christenthums in
Pommern und behandelt einen lieblich rührenden Moment dieses histori-
schen Ereignisses. Manche Bekehrungsversuche waren bereits an dem
zelotischen Eifer und an der geringen äusseren Würde, womit die christ-
lichen Missionäre unter dem reichen Wendenvolke in Pommern auftraten,
verunslflckt, als Bischof Otto von Bamberg im Anfange des zwölften Jahr-
hunderts das Bekehrungswerk in so feierlicher wie mild besonnener Weise
unternahm. In Stettin zog er die Kinder an sich, gab ihnen mancherlei
anmuthige Geschenke und machte dadurch sie und dann auch die Eltern
geneigt, seine Worte der christlichen Lehre anzuhören. Dort war vor
al'"n das Geschlecht des Domizlaw bedeutend und einflussreich; Otto
liU'te zwe* Söhne des Domizlaw, Tepitz und Dorante, worauf dann ihre
•lutter, eine aus Sachsen gebürtige und schon im Christenthum erzogene
trau, sich öffentlich zu der Lehre des Bischofs bekannte und bald das
ganze Geschlecht nachfolgte. Der Moment des Bildes ist die Scene, die
>e Chronik ausdrücklich so berichtet, dass nämlich die.beiden Knaben,
n den neuen Gewanden und mit den Crucifixen, die ihnen der Bischof
geschenkt, der Mutter entgegentreten; die Letztere, erschüttert von dem
i nLiCk' d" das Ziel einer langgenährten Sehnsucht erfüllt, ist im Begriff,
» Ohnmacht zu sinken. Das Bild ist sehr glücklich geordnet. Den Mittel-
P"nkt machen die beiden Knaben aus. Zur Linken, vor der Thür eines
 
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