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NACHTRAG.

Ueber den Dom von Augsburg.

(Juli, 1854.)

Im ersten Theil dieser Sammlang kleiner Schriften, unter den Reise-
notizen vom Jahr 1832, hatte ich (S. 148, ff.) Einiges über den Dom von
Augsburg und vornehmlich über seine merkwürdige hochalterthümliche
Bronzethür mitgetheilt. Seitdem ist, mit Berücksichtigung dieser Notizen,
eine umfassende Schrift über die letztere erschienen: „Die Bronze-Thüre
des Domes zu Augsburg, ihre Deutung und ihre Geschichte. Eine im
historischen Vereine des Kreises Schwaben und Neuburg gelesene Abhand-
lung von Dr. Franz Joseph v. Allioli, Dompropst. Augsburg, 1853."
(72 Seiten in 4 und 3 lith. Tafeln in Fol.: Grundriss des Domes, Ansicht
desselben von der Südseite und Darstellung der Thür mit ihren Reliefs.)
Die Absicht des Verfassers ist sehr schätzbar; seine Ausführung giebt zu
manchen Bedenken Anlass. Eine Reise hat mich, während die letzten
Bogen meiner Sammlung gedruckt werden, aufs Neue durch Augsburg
geführt; ich benutze diese Gelegenheit, meinen früheren Bemerkungen
einiges Nachträgliche hinzuzufügen, auch dabei das Wesentliche der Schrift
des Hrn. v. Allioli einiger Kritik zu unterziehen.

Der Augsburger Dom ist ein Comglomerat aus verschiedenartigen
Bauepochen. Einheit des künstlerischen Planes, selbst ein bestimmt künst-
lerisches Wechselverhältniss zwischen seinen verschiedenen Theilen feh-
len; einen künstlerischen Gesammteindruek gewährt er so wenig im Aeus-
seren wie im Inneren. Um so entschiedener ist, wenn ich es so nennen
darf, seine gemüthliche Wirkung, in dem Charakter des historisch Ge-
wordenen und Gewachsenen; dem Beschauer treten die Generationen, die
im Lauf der Jahrhunderte diesen Bau zusammengeschmiedet, lebendig
und fassbar entgegen. Die Wirkung wird wesentlich auch dadurch unter-
stützt, dass der Dom von der ästhetischen Reinigung und Erneuung nach
den Schulregeln unsrer Tage glücklich verschont geblieben ist. Er ist
durchaus anständig und würdig gehalten; aber er hat zugleich die Aus-
stattung, z. B. an der Fülle der Altäre mit reichlicher Rococo-Einrahmung,
bewahrt, die ihm bis auf die jüngere Zeit gegeben ist. Er hat das
Gepräge lebendiger Verbindung mit den Zwecken und Bedürfnissen des

Bugltr, Kleine Schriften. III. 48
 
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