Germanische Culturzustände. 605
und wenigstens einen guten Schritt von diesem entfernt, am Ufer steht.
Immerhin indess wird das Blatt, bei den sonstigen allgemeinen Vorzügen
und Eigentümlichkeiten des Meisters, seine Freunde und Verehrer linden,
und dies um so mehr, als der Stecher, wie übrigens nach seinen früheren
Leistungen nur zu erwarten war, sich in jene zarte Stimmung, -welche
Overbeck's Zeichnungen eigen zu sein pflegt, mit Glück hineingefühlt und
das — ich möchte sagen: Musikalische derselben mit bewusstem Sinne
wiedergegeben hat.
Germanische Culturzustände, für die erste Cajüte des Moldau-Elb-
Dampfschiffes Germania grau in grau ausgeführt, Tadirt etc. von Rolle.
Dresden, 1846. (Ohne Angabe einer Verlagshandlung.)
(Kunstblatt 1847, No. 7.)
Der Künstler, der diese Compositionen als friesartige Verzierungen,
auf Goldgrund, in dem genannten Dampfschiffe ausgeführt hat, ist der-
selbe, von welchem die Composition der Gigantomachie auf dem Vorhange
zur Dekoration der Antigone im Dresdener Theater, die in lithographi-
scher Federzeichnung ebenfalls schon herausgegeben ist, herrührt. Das
vorliegende Heft enthält 11 Blätter in Quer-Folio mit länglichen, wfe
eben angedeutet, friesartigen Darstellungen. Die Aufgabe ist in sinnrei-
cher Gedankenfolge und in charakteristischer Entwickelung des einzelnen
Momentes gelöst. Der Inhalt der Blätter ist folgender: 1) Allgemeines
Titel - oder Einleitungsbild, mit den allegorischen Gestalten der Germania,
der Moldau und Elbe, welche letzteren beiden sich zur Seite jener lehnen.
2) Jagdscene, zur Charakteristik des Urzustandes der Deutschen. 3) Fürst-
licher Held, auf abendlicher Wasserfahrt. 4) Römische Händler, Schmuck
und auch Waffen zum Kauf bringend. 5) Peinliche Rechtspflege der
Römer in Deutschland. 6) Drusus am Eibufer, dem jenes räthselhafte
weibliche Wesen das weitere Vordringen wehrt. 7) Die Hermannsschlacht.
8) Einführung des. Christenthums. 9) Pflege der Wissenschaft durch Karl
den Grossen. 10) Rückkehrende Kreuzfahrer, Kunstwerke aus Griechen-
land herbeiführend. 11) Guttenbergs Druckerthätigkeit und die befreite
Wissenschaft, unter den allegorischen Gestalten der vier Fakultäten, die
w die Ferne hinaus entschweben. Ueberall ist in diesen, zum Theil
Jgurenreichen Compositionen der gedankenhafte Inhalt und die glückliche,
kjar verständliche Darlegung desselben, sowie der ansprechende dekorative
'inn, der sich in der allgemeinen Raumvertheilung und in der meist sehr
geschmackvollen Linienführung kund giebt, anzuerkennen. Wäre der Ge-
•lanke auf gleiche Weise zur naiven Lebensäusserung geworden, wäre die
Zeichnung, die Form und die Bewegung der einzelnen Gestalten, zumal
« den genreartigen Scenen, minder conventionell gehalten, als dies we-
nigstens zum grösseren Theile der Fall ist, so würde das geistvolle Werk
« noch höheren Beifall Anspruch haben. — Die Blätter sind im Umriss
und wenigstens einen guten Schritt von diesem entfernt, am Ufer steht.
Immerhin indess wird das Blatt, bei den sonstigen allgemeinen Vorzügen
und Eigentümlichkeiten des Meisters, seine Freunde und Verehrer linden,
und dies um so mehr, als der Stecher, wie übrigens nach seinen früheren
Leistungen nur zu erwarten war, sich in jene zarte Stimmung, -welche
Overbeck's Zeichnungen eigen zu sein pflegt, mit Glück hineingefühlt und
das — ich möchte sagen: Musikalische derselben mit bewusstem Sinne
wiedergegeben hat.
Germanische Culturzustände, für die erste Cajüte des Moldau-Elb-
Dampfschiffes Germania grau in grau ausgeführt, Tadirt etc. von Rolle.
Dresden, 1846. (Ohne Angabe einer Verlagshandlung.)
(Kunstblatt 1847, No. 7.)
Der Künstler, der diese Compositionen als friesartige Verzierungen,
auf Goldgrund, in dem genannten Dampfschiffe ausgeführt hat, ist der-
selbe, von welchem die Composition der Gigantomachie auf dem Vorhange
zur Dekoration der Antigone im Dresdener Theater, die in lithographi-
scher Federzeichnung ebenfalls schon herausgegeben ist, herrührt. Das
vorliegende Heft enthält 11 Blätter in Quer-Folio mit länglichen, wfe
eben angedeutet, friesartigen Darstellungen. Die Aufgabe ist in sinnrei-
cher Gedankenfolge und in charakteristischer Entwickelung des einzelnen
Momentes gelöst. Der Inhalt der Blätter ist folgender: 1) Allgemeines
Titel - oder Einleitungsbild, mit den allegorischen Gestalten der Germania,
der Moldau und Elbe, welche letzteren beiden sich zur Seite jener lehnen.
2) Jagdscene, zur Charakteristik des Urzustandes der Deutschen. 3) Fürst-
licher Held, auf abendlicher Wasserfahrt. 4) Römische Händler, Schmuck
und auch Waffen zum Kauf bringend. 5) Peinliche Rechtspflege der
Römer in Deutschland. 6) Drusus am Eibufer, dem jenes räthselhafte
weibliche Wesen das weitere Vordringen wehrt. 7) Die Hermannsschlacht.
8) Einführung des. Christenthums. 9) Pflege der Wissenschaft durch Karl
den Grossen. 10) Rückkehrende Kreuzfahrer, Kunstwerke aus Griechen-
land herbeiführend. 11) Guttenbergs Druckerthätigkeit und die befreite
Wissenschaft, unter den allegorischen Gestalten der vier Fakultäten, die
w die Ferne hinaus entschweben. Ueberall ist in diesen, zum Theil
Jgurenreichen Compositionen der gedankenhafte Inhalt und die glückliche,
kjar verständliche Darlegung desselben, sowie der ansprechende dekorative
'inn, der sich in der allgemeinen Raumvertheilung und in der meist sehr
geschmackvollen Linienführung kund giebt, anzuerkennen. Wäre der Ge-
•lanke auf gleiche Weise zur naiven Lebensäusserung geworden, wäre die
Zeichnung, die Form und die Bewegung der einzelnen Gestalten, zumal
« den genreartigen Scenen, minder conventionell gehalten, als dies we-
nigstens zum grösseren Theile der Fall ist, so würde das geistvolle Werk
« noch höheren Beifall Anspruch haben. — Die Blätter sind im Umriss