Berliner Briefe. 681
sehen Natur zum Motiv der Darstellung genommen, die dann ebenso von
selbst zu dem Vorherrschen der Stimmung führen, wie die Formen der
südlichen Natur zur classischen Behandlungweise. Dahin gehören Schul-
ten, Portmann, Fr. und W. Hülser, de Leuw u. A. m., während
bei Heunert sich gleichzeitig ein etwas abweichendes, fein conventionel-
les Element in der Behandlung geltend macht, Scheuren sein schönes
Talent etwas manieristische Wege gehen lässt, ähnlich auch Scheins,
und Hengsbach sich schon den grossartigeren Formen der Alpennatur
zuwendet. — Adloff, Mevius, Pulian haben Hafensprospekte und
andre Architekturansichten, ebenfalls wiederum in schlichter nordischer
Vortragsweise, geliefert.
Die Düsseldorfer Landschaftsmalerei steht in alledem der alten hol-
ländischen Landschaftsschule parallel. Und wie die letztere ihre merk-
würdige, zu sehr eigenthümlichen Resultaten führende Abzweigung zu
den Formen der norwegischen Natur hat, so ist es, wenigstens für dies-
mal, auch bei jener der Fall. So hat uns zunächst A. Leu eine interes-
sante norwegische Landschaft geliefert, den Einblick in irgend einen der
Fiords, der von mächtigen Felshöhen umkränzt wird. Es ist ein kaltes
Wetter, noch vor der Mitte des Jahres, Sommer und Winter liegen noch
im Streit, unten ist es grün, aber die Berge sind, ziemlich tief hinab,
noch mit frischgefallenem Schnee bedeckt. Das Bild zeigt eine sehr feine
Plastik in der Durchbildung des gebirgigen Terrains, kühlglänzende Far-
ben an Höhen und Lüften und in dem umschlossenen Wasser, überhaupt
eine feine Berechnung in der Farbenwirkung, die allerdings wohl (wie
bei jenem Bilde von Behrendsen) um einen Schritt zu weit geht, die aber
gewiss auch hier viel weniger auffällig sein würde, brächte nicht der
Goldrahmen wieder die störendste Disharmonie hinein. Es ist natürlich
ein Bild, das wesentlich der classischen Richtung zugezählt werden muss.
— Dieselbe landschaftliche Ansicht, wie es scheint, enthält ein Bild von
«Saal, in dem wir aber den entgegengesetzten Farbeneffekt, eine Be-
leuchtung durch die untergehende Gluthsonne, die die Felsen und Berge
toth färbt, finden. Das Bild hat nicht die feineren Vorzüge des von Leu,
jst aber doch nicht ohne eigenthümliches Interesse. Weniger bedeutend
in künstlerischer Beziehung ist ein Schnee- und Eisbild, eine Ansicht des
ehättans i des höchsten Berges in Norwegen. — Bei weitem aber das
gediegenste Bild dieser Art, wiederum eine der Zierden der Ausstellung,
'st ein Gemälde von H. Gude, einem gebornen Norweger, der in Düssel-
orf lebt. Es ist ein norwegisches Hochgebirge; eine öde Klippe in der
M'lte, in deren Mitte sich ein kleiner See gebildet hat, links jäh ab-
seniessend, rechts in Felsblöcken, gegen die sich braune Haide hinzieht,
ngesetzt. Ein Rudel von Rennthiercn erscheint am Rande der Klippe.
n der Ferne lagert eine lange Kette von Schneebergen. Gegen die helle
wchsichtige Luft ziehen von der rechten Seite Regenwolken heran, zwi-
schen denen die Strahlen der Sonne vorbrechen. Es ist ein Bild der
nen Einsamkeit der Natur, die auf den Klippenhöhen der Berge wie
J? Strande der See zu uns spricht; aber es ist kühl und hell und frisch
und ? ' und wie wir das Bild länger betrachten, wird auch uns weit
de RÜhn zu.Muthe- Es ist ei"e meisterliche Kraft der Darstellung in
ajm . ''de, eine feste besonnene Harmonie in diesen Tönen; es steht uns
•ein schlichtes, anspruchloses Werk gegenüber, und wenn wir uns ein-
semer Stimme hingegeben haben, zieht es uns au sich, wie der Hauch
sehen Natur zum Motiv der Darstellung genommen, die dann ebenso von
selbst zu dem Vorherrschen der Stimmung führen, wie die Formen der
südlichen Natur zur classischen Behandlungweise. Dahin gehören Schul-
ten, Portmann, Fr. und W. Hülser, de Leuw u. A. m., während
bei Heunert sich gleichzeitig ein etwas abweichendes, fein conventionel-
les Element in der Behandlung geltend macht, Scheuren sein schönes
Talent etwas manieristische Wege gehen lässt, ähnlich auch Scheins,
und Hengsbach sich schon den grossartigeren Formen der Alpennatur
zuwendet. — Adloff, Mevius, Pulian haben Hafensprospekte und
andre Architekturansichten, ebenfalls wiederum in schlichter nordischer
Vortragsweise, geliefert.
Die Düsseldorfer Landschaftsmalerei steht in alledem der alten hol-
ländischen Landschaftsschule parallel. Und wie die letztere ihre merk-
würdige, zu sehr eigenthümlichen Resultaten führende Abzweigung zu
den Formen der norwegischen Natur hat, so ist es, wenigstens für dies-
mal, auch bei jener der Fall. So hat uns zunächst A. Leu eine interes-
sante norwegische Landschaft geliefert, den Einblick in irgend einen der
Fiords, der von mächtigen Felshöhen umkränzt wird. Es ist ein kaltes
Wetter, noch vor der Mitte des Jahres, Sommer und Winter liegen noch
im Streit, unten ist es grün, aber die Berge sind, ziemlich tief hinab,
noch mit frischgefallenem Schnee bedeckt. Das Bild zeigt eine sehr feine
Plastik in der Durchbildung des gebirgigen Terrains, kühlglänzende Far-
ben an Höhen und Lüften und in dem umschlossenen Wasser, überhaupt
eine feine Berechnung in der Farbenwirkung, die allerdings wohl (wie
bei jenem Bilde von Behrendsen) um einen Schritt zu weit geht, die aber
gewiss auch hier viel weniger auffällig sein würde, brächte nicht der
Goldrahmen wieder die störendste Disharmonie hinein. Es ist natürlich
ein Bild, das wesentlich der classischen Richtung zugezählt werden muss.
— Dieselbe landschaftliche Ansicht, wie es scheint, enthält ein Bild von
«Saal, in dem wir aber den entgegengesetzten Farbeneffekt, eine Be-
leuchtung durch die untergehende Gluthsonne, die die Felsen und Berge
toth färbt, finden. Das Bild hat nicht die feineren Vorzüge des von Leu,
jst aber doch nicht ohne eigenthümliches Interesse. Weniger bedeutend
in künstlerischer Beziehung ist ein Schnee- und Eisbild, eine Ansicht des
ehättans i des höchsten Berges in Norwegen. — Bei weitem aber das
gediegenste Bild dieser Art, wiederum eine der Zierden der Ausstellung,
'st ein Gemälde von H. Gude, einem gebornen Norweger, der in Düssel-
orf lebt. Es ist ein norwegisches Hochgebirge; eine öde Klippe in der
M'lte, in deren Mitte sich ein kleiner See gebildet hat, links jäh ab-
seniessend, rechts in Felsblöcken, gegen die sich braune Haide hinzieht,
ngesetzt. Ein Rudel von Rennthiercn erscheint am Rande der Klippe.
n der Ferne lagert eine lange Kette von Schneebergen. Gegen die helle
wchsichtige Luft ziehen von der rechten Seite Regenwolken heran, zwi-
schen denen die Strahlen der Sonne vorbrechen. Es ist ein Bild der
nen Einsamkeit der Natur, die auf den Klippenhöhen der Berge wie
J? Strande der See zu uns spricht; aber es ist kühl und hell und frisch
und ? ' und wie wir das Bild länger betrachten, wird auch uns weit
de RÜhn zu.Muthe- Es ist ei"e meisterliche Kraft der Darstellung in
ajm . ''de, eine feste besonnene Harmonie in diesen Tönen; es steht uns
•ein schlichtes, anspruchloses Werk gegenüber, und wenn wir uns ein-
semer Stimme hingegeben haben, zieht es uns au sich, wie der Hauch